13.3: Ich hatte Angst ...

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"Was macht ihr hier?"

Eine sehr herzliche Begrüßung, mit der Harry und ich von Niall empfangen wurden.

"Freundlich, wirklich", bemerkte auch Harry ironisch. Ich hätte auch gerne einen solchen Kommentar erwidert, allerdings war das wohl nicht die beste Idee, wenn ich ihn davon überzeugen wollte, mir zu helfen, daher hielt ich lieber die Klappe.

"Ihr steht ja auch am Morgen ohne Ankündigung vor meiner Haustür", beschwerte er sich und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper.

"Keine Angst, Nialler, es lohnt sich. Außerdem können wir ja nichts dafür, wenn du deine Nachrichten nicht liest", meinte der Braunhaarige neben mir und fügte scheinheilig an: "Dürften wir reinkommen?"

Der Ire seufzte, nickte dann jedoch und trat zur Seite, um uns Einlass zu gewähren.

"Du siehst nicht gut aus, Harry", bemerkte sein ehemaliger Bandkollege mit einem kritischen Blick und der Angesprochene lachte.

"Ja, Mia ist gefahren. Da kann einem schon mal übel werden."

Ich lächelte ihn unschuldig an.

"Kein einziger Kratzer im Lack", hielt ich ihm mit erhobenem Zeigefinger vor, "und beim ersten Anlauf eingeparkt. Wenn du noch mal was gegen meine Fahrkünste sagst, werf ich dich bei voller Fahrt aus dem Auto!"

"Du wirst nicht mehr fahren, solange ich im Auto sitze, also mache ich mir da keine Gedanken", konterte er sofort.

"Das werden wir ja sehen."

Ich kniff die Augen zusammen, doch Harry, der immer noch ein klein wenig genervt darüber war, dass er hatte mitkommen müssen, wandte sich nun wieder dem braun-blonden Iren zu.

"Um mal zum Punkt zu kommen", sagte er. "Wir wollten dich fragen, ob du Bock hast, wieder zu 1D zurückzukommen."

Fassungslos sah ich ihn an. Von langem Vorbereiten auf den wahrscheinlichen Schock hielt er wohl nicht gerade viel.

"Warte, was?", fragte auch Niall gänzlich verwirrt und zog die Stirn in Falten.

"Komm zurück in die Band", forderte Harry ihn erneut auf.

"Was ... sagt denn Liam dazu?", fragte er dann.

"Nichts", beeilte ich mich zu sagen, bevor der Lockenschopf noch mehr unüberlegte Sätze raushauen konnte. "Wir haben ihn bisher noch nicht gefragt."

"Und sag jetzt bitte nicht, wir sollen ihn zuerst fragen", ergänzte Harry und ich schnaubte leise, da er genau dasselbe getan hatte. Jedoch hielt ich es für unklug, es jetzt vor ihm auszubreiten.

"Das wollte ich in der Tat gerade sagen", gab Niall zu. "Habt ihr denn schon irgendeine Vorstellung, wie ihr das Gespräch mit Liam überhaupt anfangen wollt?"

Ich zuckte mit den Achseln.

"Nun ja ... wir gehen eben zu ihm, erzählen von der Idee und gucken dann, was draus wird", erklärte ich leichthin und der Braun-Blonde schüttelte lachend den Kopf.

"Wenn du ihn damit überzeugen kannst, fress ich 'nen Besen", kicherte er und ich verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.

"Dann mach es doch selbst besser", grummelte ich.

"Das wäre mein nächster Vorschlag gewesen", stimmte er mir zu und ich blickte ihn hoffnungsvoll an.

"Heißt das, du bist dabei?", wollte ich gespannt wissen.

Er musterte vor allem Harry prüfend.

"Ich habe schon immer gewusst, dass wir uns verändern würden, wenn wir unsere eigenen Wege gehen würden", erzählte er dann, "und auch die Musik, die wir machen, hat sich wahnsinnig verändert."

"Na und?", entgegnete ich, "Das ist doch nichts Schlimmes! Schreibt zusammen was, macht aus euren eigenen Musikstilen einen riesigen Mix oder wechselt euch meinetwegen mit dem Schreiben der Songs ab! Wenn das das einzige Problem ist, das du hast ... das lässt sich auf jeden Fall lösen!"

Er wiegte unsicher den Kopf hin und her.

"Anfangs hatte ich auch Angst, dass wir uns in unserem Charakter so weit verändert haben, dass wir uns gar nicht mehr verstehen", fuhr er fort. "Und zudem war mir auch nicht klar, wie die Fans reagieren würden. Vielleicht wollen sie ja One Direction gar nicht mehr! Vielleicht sind ihnen unsere Solokarrieren viel lieber?"

"Wenn du jetzt nein sagst, Niall, habe ich die Rolle ganz umsonst abgegeben. Und das nehme ich dir echt übel!", warnte Harry und fuhr sich nervös durch die Haare.

"Wie sieht es denn mit Louis aus?", fragte der Ire unbeeindruckt.

"Er arbeitet schon seit Jahren darauf hin", antwortete ich. "Es soll eine Überraschung werden."

Darauf nickte er nur.

"Und ich hatte Angst, dass die Fans uns einfach nicht mehr mögen ...", murmelte er leise und sah zu Boden.

Seufzend legte ich meine Hände auf seine Schultern.

"Darüber solltest du dir wirklich keine Gedanken machen. Natürlich wird es ein paar Leute geben, die es lieber gesehen hätten, wenn ihr alle allein geblieben wärt, aber es gibt immer etwas zu meckern. Die meisten sehnen sich schon lange danach, dass ihre Lieblingsband zurückkommt. Und wenn es dann erst in zwei oder drei Jahren - vielleicht sogar nie - der Fall sein wird, werden noch viel mehr Leute einfach die Hoffnung aufgeben. Jetzt ist der beste Zeitpunkt, jetzt, da die Fans noch Hoffnung haben!"

Er hob seinen Kopf ein wenig und sah mit seinen blauen Augen in meine braunen.

"Weißt du, ich habe nicht umsonst gesagt 'ich hatte Angst'. Denn mittlerweile bin ich zu dem gleichen Schluss wie du gekommen", erklärte er mir und ich legte den Kopf schief.

"Und was bedeutet das jetzt?", fragte ich verwirrt und wechselte einen Blick mit Harry. Dieser hatte zu grinsen begonnen, er wusste scheinbar schon, was sein Freund sagen würde und das ließ mich hoffen.

Niall jedoch zögerte noch, was mich einfach nur verrückt machte. Konnte er nicht einfach eine Antwort geben?

Nervös hüpfte ich von einem Bein auf das andere.

Schließlich blickte herausfordernd zu ihm und er grinste mich an.

"Das heißt, dass ich hundertprozentig dabei bin!", rief er und Harry und ich brachen in Jubel aus.

Schutzengel || l.t. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt