Kapitel 25

837 34 0
                                    

Ich kann es kaum erwarten endlich an die frische Luft zu kommen und mal keine Wände um mich zu haben! Deshalb laufe ich auch schon los als ich die Hintertür und durch die Glastüre den Garten sehe! Mit schwung reisse ich die Tür auf und atme erst einmal tief ein. Lächelnd drehe ich mich um und warte auf Sebastian, der mich amüsiert beobachtet. "Jetz komm schon! In meinem Zimmer warst du so extrem schnell und jetzt könnte dich eine schnecke überholen!" necke ich ihn und das nächste was ich sehe ist dunkelheit! Erschrocken spüre ich einen Luftzug und hebe meine Hände zu meinem Gesicht. Grinsend nehme ich seine Hände von meinen Augen und sehe zu ihm hoch. "Na geht doch!" sage ich und fange dann an zu kichern. Sebastian steht ganz nah hinter mir und er beugt sich leicht zu mir hinunter, sodass ich seinen warmen Atem an meinem Ohr spüren kann. "Fordere niemals einen Teufel heraus Kätzchen!" haucht er. Ich seufze, lehne mich leicht an ihn und sehe dann in seine roten Augen. "Hab ich doch gerade gemacht oder?" Ein lächeln huscht über sein Gesicht, ehe ich mich wieder von ihm löse und an ihm vorbei nach draussen gehe. Die Abendsonne lässt gerade die letzten strahlen über das Land gleiten und färbt die spitzen der Baume in einem wunderschönem orange-rot. Die schatten ziehen sich lang und lassen so den eindruck entstehen, als wäre es dort schwarz wo die sonne nicht hinscheint. Langsam steige ich die Treppen hinab in den ersten Teil des Gartens. Der Brunnen plätschert fröhlich vor sich hin und glitzert durch das letzte licht der nun fast untergegangenen Sonne. Die Luft riecht frisch. Nach Wald und Erde. Tief atme ich ein und lasse sie in einem stoß wieder entweichen. Mein Weg führt mich an dem Brunnen vorbei in den unteren Teil des Gartens. Die große Grünfläche und der mit Bäumen gesäumte Weg. Es vermittelt mir einen Eindruck von Freiheit und lässt mich zur ruhe kommen. Keine nervigen Wände und kein künstliches Licht. "Man merkt erst was man hatte wenn es verloren ist..." murmle ich gedanken verloren und starre auf den Himmel. Die sonne ist überraschend schnell unter gegangen und hat nur noch ein orangenen schein hinterlassen. "Da hast du recht..." stimmt mir Sebastian zu und stellt sich neben mich. "Wer hätte gedacht dass ich einmal das Tageslicht vermissen würde, obwohl ich aus einer welt komme in der man eigentlich nur in künstlichem Licht arbeitet!" sage ich und schüttle lächelnd den Kopf. Langsam bricht die Nacht herein und ich sehe in den Himmel über mir. Die ersten Sterne erscheinen am Firmament und ich lächle wieder. Da spüre ich, wie meine Beine anfangen zu Zittern und ich sehe mich nach einer sitzgelegenheit um, bevor sich meine Beine verabschieden! Leider gibts es hier keine Bank oder ähnliches und ich gehe in die knie um mich hin zu setzen. "Was ist denn?" fragt Sebastian und sieht mich besorgt an. Ich winke ab. "Kann noch nicht so lange stehen... Muss mich nur kurz hinsetzen!" Sofort hält er mich von der Aktion ab, in dem er meinen Arm fest hält. "Sebastian?" verwirrt sehe ich ihn an und er schüttelt den Kopf. "Das Gras ist nass! Du könntest krank werden!" meint er besorgt und ich nehme meine Kraft zusammen, um wieder auf zu stehen. Da kniet er sich mit dem Rücken vor mich hin. "Steig auf! Dann solltest du an der frischen Luft sein und kannst dich gleichzeitig ausruhen!" ein lächeln huscht über mein Gesicht und ich steige auf seinen Rücken. Erinnert mich an Claude! Fällt mir plötzlich auf und ich verkrampfe mich. Wie konnte ich ihm nur vertrauen?! Ich spüre Sebastian's Hände an meinen Oberschenkeln. Sie sind überhaupt nicht wie bei Claude... Sie sind sanfter...! Langsam fange ich an mich zu entspannen. Ich lehne meinen gesamten Oberkörper auf ihn und lege meine Arme um seinen Hals. Die Körperwärme die er ausstrahlt lässt mich komplett entspannen und er steht auf. Der schwarzhaarige Teufel setzt sich in Bewegung und trotz seiner gewaltigen Kräfte, die er oftmals zur Schau gestellt hat, ist er vorsichtig im umgang mit mir. Plötzlich muss ich an meine Familie denken. Das fühlt sich fast so sicher an wie daheim... Wenn nicht sogar noch mehr! Ich bekomme einen Klos in meinem Hals und vergrabe mein Gesicht an seiner Halsbeuge. Ich spüre wie er seinen Kopf dreht. "Alles in ordnung Sera?" Wortlos drücke ich mich fest an ihn und muss mich gerade zusammen reissen, nicht los zu heulen! "Alles... klar..." versuche ich normal heraus zu bringen, doch er scheint mir nicht wirklich zu glauben. "Kätzchen..." flüstert er und ich hebe meinen Kopf ein bischen. Er ist stehen geblieben und sieht mich aus seinen roten Augen an. Meine hingegen sind wahrscheinlich gerötet und ziemlich nass! "Was ist den los...?!" seine Stimme ist so sanft, wie ich sie noch nie gehört habe und ich atme tief durch. "Ich..." Ich schlucke noch einmal und räuspere mich, um eine einiger maßen anständige stimme zu bekommen. "Ich musste nur gerade an mein Zuhause denken... Dass ich nie wieder meine Familie sehen werde. Ich weiß nicht ob du das gefühl kennst aber ich... ich habe sie von heute auf morgen verlassen! Ich habe nichts hinterlassen und sie werden wahrscheinlich nicht aufhören mit der suche nach mir bis sie sterben...! Ich habe riesige schuldgefühle weil ich ihnen sorgen bereite während ich hier lache und mich mit der Situation abfinde! Ich..." weiter komme ich nicht. Tränen laufen mir die Wangen hinab und ich schluchze in seine Halsbeuge hinein. Der schmerz über den Verlust meiner Eltern lasse ich raus. Schweigend bleibt er einfach weiter stehen und legt nur seinen Kopf auf meinen. Doch allein diese kleine Geste reicht aus, um mich sicher fühlen zu lassen und mein schluchzen auf ein Minimum zu reduzieren. Nach einiger Zeit kann ich aufhören und beruhige mich. Sein Kopf liegt immer noch auf meinem und ich kuschele mich noch weiter an ihn. "Danke dass ich dich im wahrsten sinne des wortes vollheulen durfte..." flüstere ich und er hebt seinen Kopf. "Geht's wieder?" fragt er und ich nicke leicht. Mein verheultes Gesicht ist wahrscheinlich im moment für Halloween am besten geeignet! Deswegen senke ich es und lasse meine Haare davor fallen. "Es ist alles in Ordnung Kätzchen..." flüstert er und ich muss lächeln. "Na wenn der Teufel sagt dass alles in Ordnung ist sollte man ihm glauben was?"

Well... SHIT!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt