Comics?
Es war Taddl, der sich zu mir setzte.
"Was geht denn jetzt bei dir ab? Bin ich plötzlich beliebt geworden oder sowas?", maulte ich ihn an. Um ganz ehrlich zu sein; ich hatte jetzt keine Kraft oder die Nerven dazu mich mit ihm auseinander zu setzten.
Was bildete er sich eigentlich ein? Gestern noch bei meiner Tante eingeschleimt und heute tut er so als würde er mich nicht täglich fertig machen?
"Schlechte Laune, was?", stellte er fest. Ich nickte nur stumm.
"Weißt du was mir hilft, wenn ich schlecht gelaunt bin?", stellte er direkt die nächste Frage. Ich schüttelte nur stumm den Kopf.
"Komm mit - ich zeig's dir.", raffte er sich auf, hielt mir eine seiner Hände hin und grinste mich freudig an. "Ich wiederhole mich gerne nocheinmal: was geht denn bei dir ab?", lachte ich nur und ignorierte seine ausgestreckte Hand.
Ich stand auf und erklärte ihm, das wir nicht die Schule schwänzen können. "Heißt das, du würdest mit mir kommen, wenn wir keine Schule hätten?"
Natürlich zierte sein Gesicht ein selbstgefälliges Grinsen, noch bevor er den Satz überhaupt zu Ende gesprochen hatte. Leicht genervt verdrehte ich die Augen.
"Nein. Ich sehe keinerlei Grund jemals mit dir irgendwo hin mitzukommen.", antwortete ich also und ließ ihn stehen.
Ich musste den Drang unterdrücken, mich umzudrehen, und nachzuschauen wie sein Gesichtsausdruck war. Ein leichtes Lächeln bildete sich nun bei mir.
Es geschah bestimmt nicht oft, das dem beliebten, sportlichen und ach so perfekten Taddl abgesagt wurde. Am liebsten hätte ich das sofort Maurice erzählt. Und da fiel es mir wieder ein; warum ich vorhin überhaupt so schlecht drauf gewesen war.
Vielleicht könnte Taddl mir erzählen, was zwischen ihnen passiert war?
Aber dann müsste ich mich umdrehen. Verdammt, ließ mein Stolz das zu?
[❁❁❁]
Es lohnte sich, meinen Kopf noch einmal zu Taddl zu wenden. Er starrte mir verdutzt hinterher und als ich zurück auf ihn zukam versuchte er sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.
"Doch nicht mehr so selbstsicher, was? Taddl ich habs mir anders überlegt, warum nicht."
In Gedanken renne ich gerade um mein Leben, und malte mir aus was Taddl wohl nun von mir dachte. Wollte er jetzt überhaupt noch?
"Okay.", tastete er sich an mich heran, als wolle er testen, ob ich ihn nicht nur verarsche.
Und dann merkte ich es. Vor mir stand der alte Taddl, so wie ich ihn kannte von damals. Und so wie ich ihn gestern wieder gesehen hatte. Voller Schuld im Blick. Voller Emotionen.
Ich lachte vorsichtig. "Dann bringe mich da hin, wo du mich hinführen willst."
"Das würde ich nur zu gern. Aber das verkneif ich mir.", lachte er und ich hörte eine gespielt perversen Unterton in seiner rauen Stimme.
Verstört schaute ich ihn an. "Es war ein Spaß. Manuel, kennst du das Wort?"
[❁❁❁]
Wir liefen seine Einfahrt hoch, er hatte uns zu seinem Haus geführt. "Willst du etwa alte-", ich stoppte abrupt.
Innerlich betete ich das er nichts von mir gehört hatte.
Ich wollte ihm gerade tatsächlich die Frage stellen, ob er alte Erinnerungen in mir wecken wolle. Ich bin mal so ein Vollidiot!
"Alte was?", er wirkte verwirrt. Ich tat so als hätte ich ihn nicht gehört. Und sagte ihm dann ich hätte gar nichts gesagt, er müsste sich das eingebildet haben.
Zu meinem Glück fragte er nicht weiter nach.
"Warte kurz hier, ich wollte nur noch etwas holen. Bin in 2 Minuten wieder draußen bei dir."
"Wer weiß, ob ich nicht weglaufe.", lachte ich ausgelassen. Taddl starrte mich an, als wäre ich ein Geschöpf eines anderen Planetens.
Ich wusste, dies war ein alter Insider von uns beiden.
Er wusste, dies war ein alter Insider von ihm und seinem Ex.
War es zu riskant, diesen Witz zu bringen? Ich konnte es nicht rückgängig machen, und am liebsten würde ich mich mal wieder selber schlagen und mir vorwerfen der größte Vollidiot der Welt zu sein!
Aber was würde es mir bringen, mich selbst zu beleidigen?
Ich denk halt machmal nicht richtig nach, na und. Wer tut das schon immer?
"Ich muss dich jawohl nicht hier festbinden.", führte er nun den Witz weiter.
"Jetzt geh schon. Ich werd sonst noch neugierig, wohin wir danach gehen und stell dir tausend Fragen darüber."
Wir schauten uns verträumt an, die Stimmung war zum ersten mal seit Ewigkeiten himmlisch zwischen uns.
Er machte mich in diesem Moment unfassbar glücklich und zum ersten Mal seit ich auf der neuen Schule bin konnte ich ihn anschauen und kein pures Pech verspüren.
Wenn ich ihn ansah, wurden nicht sofort alte Wunden schmerzvoll aufgerissen. Und er streute dann auch kein Salz mit seinen Sprüchen in die Wunde.
Stattdessen sah ich nun einen glücklichen Jungen vor mir, und er war mir auf unerklärliche Art immernoch wichtig.
Ich sah, unser gemeinsames Lachen. Unsere gemeinsamen Witze. Ich spürte kein Verlangen mehr danach, das alles zu verdrängen.
Das einzige was in diesem Moment zählte, waren wir.
Als er bemerkte, das wir uns gegenseitig einen Anstarr - Wettbewerb leisteten, wurde er leicht rot und verschwand dann ohne weitere Worte in seinem Haus.
Was stellte er nur schon wieder mit mir an, und worauf ließ ich mich hier ein nur um etwas über Maurice und seine Beziehung zu ihm zu erfahren?
[❁❁❁]
Den ganzen weiteren Weg bombatierte ich ihn mit nervigen "wann sind wir da" und "wo gehen wir hiiin?" Fragen.
Und dann zeigte er es mir: ein Comicladen.
"Voila'!", präsentierte er mir. "Der Ort wo ich entweder abschalte, oder mir Inspirationen such."
Überrascht, nahezu geschockt las ich den Namen des kleinen Geschäfts. "..Comics?", fragte ich, und bemerkte erst dann, wie lächerlich sich das doch anhörte.
Ich fing an zu schmunzeln, und als ich Taddls Grinsen sah, brach ich in lautes Gelächter aus. Dieses versuchte ich zwar, so gut wie möglich zu unterdrücken, was allerdings eher das Gegenteil bewirkte.
[❁❁❁]
Voller Begeisterung führte er mich durch den kleinen Laden, zeigte mir seine liebsten Hefte und erzählte mir, wofür er die Inspiration manchmal benutzte.
Er schrieb Liedtexte, wovon ich bisher gar nichts wusste. Dementsprechend stellte ich die wahrscheinlich gewöhlichste Frage.
Bekam allerdings eine ungewöhnliche Antwort.
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Liebe hasst mich » Kürbistumor oder Glpaddl?
FanfictionWas tun, wenn man erst die Familie verliert und sich dann dein Freund auch noch verhält, wie nie? Was tun, wenn plötzlich neue Menschen in dein Leben treten. Und wie sollst du reagieren wenn diese neuen Menschen doch nicht so neu sind, und alte Ge...