Meine erste Geschichte hier auf wattpad :) Ich hab sie schon auf anderen Seiten hochgeladen, nicht wundern, falls ihr sie schon kennt^^
*~*~*~*
Den ganzen Abend schon hatte ich getrunken, immer wieder den Becher an die Lippen geführt, immer weitere Flaschen geleert. Ich konnte einfach nicht anders. Nicht solange er hier war, ich seine Präsenz überall spürte. Nicht solange sich diese alten Gefühle wieder an die Oberfläche schoben, mich niemals vergessen ließen.
Vier Monate war es nun her. Die Trennung ging von uns Beiden aus, hatte ich damals gedacht. Es war die richtige Entscheidung, hatte ich damals gedacht.
Doch wieso fühlte ich mich immer noch so verloren, alleine, verlassen?
Wieso konnte ich schon den ganzen Abend meinen Blick nicht von ihm wenden, musste jeder seiner Bewegungen folgen?
Seufzend stellte ich die fünfte Flasche Bier, die schon wieder leer getrunken war, ab und ließ mich mit geschlossenen Augen gegen die Lehne der Couch sinken, auf der ich schon den halben Abend saß.
„Hey Anna“ Schwungvoll ließ sich Sarah neben mir auf die Couch plumpsen und schlug mir dabei mit der flachen Hand auf den Oberschenkel. „Hopp. Die anderen spielen Flaschendrehen. Spiel mit!“
„Och nö,“ murmelte ich und drehte mich zu ihr um. „Keine Lust“
„Man Anna. Du hockst schon den ganzen Abend auf der Couch rum und kippst dir ein Bier nach dem anderen. Wir haben alle gemerkt, dass er da ist, aber verdammt noch mal ich lass nicht zu, dass du hier verrottest. Hopp“ Sie sprang auf und streckte mir eine Hand entgegen.
Ich hatte keine Chance. Ich kannte diesen Tonfall. Sie würde mich so lange nicht in Ruhe lassen, bis ich ihr folgte.
„Ich hasse dich,“ brummte ich, ergriff jedoch trotzdem ihre Hand und stemmte mich mit ihrer Hilfe hoch. Langsam und vorsichtig, bemüht nicht zu stürzen, folgte ich ihr in ein kleines Nebenzimmer. Wir wurden schon erwartet.
Mit müden Augen ließ ich meinen Blick über die paar Leute schweifen, die sich in einem Kreis auf den Boden gesetzt hatten. Die Hälfte davon kannte ich überhaupt nicht, doch als ich ihn sah, stockte mir der Atem. Schlagartig wunder ich nüchtern. Verdammt. Sarah schloss ihre Hand etwas fester um meinen Arm und bedeutete mir, mich hinzusetzen. Im Schneidersitz ließ ich mich auf den Boden sinken, darauf bedacht ihn nicht anzusehen. Mein Herz schlug schneller, ich spürte seinen Blick auf mir. Sieh weg, verdammt noch mal. Sieh weg.
„Okay, endlich alle da? Ash, dreh du als erster.“
Beim Klang seines Namens riss ich den Kopf hoch. Er sah mich an, als sich seine Hand um die Whiskeyflasche, die in der Mitte lag, schloss. Sein Blick verbrannte mich, ließ mich schneller Atmen. Wieso löste er immer noch diese Gefühle in mir aus? Wieso fühlte ich mich in seiner Gegenwart wie ein Eis, das langsam schmolz? Schwungvoll ließ er die Flasche kreisen. Meine Augen klebten an ihr, zählten die Drehungen. Eins, zwei, drei. Als sie langsamer wurde, klopfte mein Herz noch schneller. Ich hielt den Atem an. Noch eine Umdrehung und sie würde still liegen.
Ich schloss die Augen, wollte nicht sehen, auf wen sie zeigen würde.
„Oh, scheiße“ Sarahs Stimme war leise, doch sie drang zu mir durch, als hätte sie mich angeschrien. Ich musste meine Augen nicht öffnen, um zu sehen, dass die Öffnung der Flasche genau auf meine Beine zeigte.
Eine beruhigende Hand legte sich auf mein Knie. Ich öffnete die Augen, sah Sarah flehend an, doch sie schüttelte nur den Kopf.
„Ohhh…die Flasche hat gesprochen. Ash, küss Anna“ Die schrille Stimme drang nur leise an mein Ohr. Ich schluckte hart, hob schließlich langsam meinen Kopf und sah ihn an.
Er lächelte leicht, als er mir aufmunternd zunickte.
Nein, nein, nein, nein. Das durfte nicht passieren. Nicht jetzt. Bitte nicht.
Langsam beugte er sich vor, sein Gesicht näherte sich meinem.
Mein Herz sprang mir fast aus der Brust, mein Blut rauschte mir in den Ohren. Als sich sein Mund meinen näherte, schloss ich langsam die Augen, wartete ab.
Leicht legte er eine warme Hand auf meine Wange, strich mir mit dem Daumen über die Oberlippe. Ich spürte seinen heißen Atem auf meinem Gesicht, er kam mir immer näher.
Als sich seine Lippen warm und weich auf meine legten, explodierte etwas in mir. Ein Verlangen, dass ich so lange unterdrückt hatte, eine Leidenschaft, die ich so lange nicht mehr gespürt hatte, loderte wieder auf. Ich vergaß alles um mich herum, gab mich seinem Kuss hin.
Ich wusste, dass es nicht richtig war, wusste dass das alle noch schlimmer machen würde, dass ich dadurch niemals vergessen würde, doch es fühlte sich so richtig an. So unglaublich richtig.
Sanft strich er mit seiner Zunge über meine Unterlippe, forderte Einlass, verlangte nach mehr. Ohne weiter darüber nachzudenken, öffnete ich meine Lippen, ließ ihn ein.
Eine Hitze loderte in mir auf, als sein Zunge meine umschlang, mit ihr tanzte. Seine Hand wanderte von meiner Wange in meinen Nacken, elektrisierte meine Haut, zog mich näher heran, presste mich an sich. Ich wollte ihn berühren, wollte meine Hände um seinen Hals schlingen, doch mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Alles fühlte sich so vertraut an und war doch so neu, so anders.
Viel zu schnell endete der Kuss. Viel zu schnell löste er sich wieder von mir.
Als ich meine Lider langsam öffnete, sah er mich an. Ein Strahlen lag in seinen Augen, eine Zärtlichkeit, nach der ich mich so lange gesehnt hatte, die ich so sehr vermisst hatte. Behutsam entwirrte er seine Hand aus meinem Nacken, stricht mir noch einmal zärtlich über die Wange als er sich schließlich zurück sinken ließ. Immer noch lag sein Blick auf mir. Ich war nicht fähig meinen abzuwenden, hätte ihn noch stundenlang ansehen können. Ich spürte die Blicke der anderen auf mir, auf uns, doch es störte mich nicht. Dies war einer dieser magischen Momente, dieser Augenblicke, die man niemals vergessen würde. Was gerade zwischen uns geschehen war, würde alles verändern. Würde unsere Geschichte von neuem starten, sie neu erzählen. Ein strahlendes Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, als ich an die Zukunft dachte, die nun endlich nicht mehr nur aus Schwärze bestand.