16. Kapitel

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Was machte Jace denn hier?

Langsam öffnete ich meine Augen und es funktionierte.

Ich spürte etwas an meinem Bauch und sah hin. Ich schrie. Mein T-Shirt war hoch geschoben und auf meinem Bauch war überall Blut.

Der Schmerz war schrecklich und ich konnte nicht aufhören zu schreien. Ich wollte meine Hände auf meinen Bauch pressen, doch die waren am Stuhl festgebunden.

,,Was wollt ihr?", schrie ich verzweifelt.

,,Ach Lila, ich habe dich vermisst!" Jace trat in mein Sichtfeld und lächelte. ,,Das an deinem Bauch ist nur ein Kratzer, wir wollten gucken, wie stark die Wirkung der Droge ist!"

,,Wir?", fragte ich entgeistert.

Da entdeckte ich Mike, Nico, Jan und Tom am anderen Ende des Zimmers.

,,Ihr wart meine Freunde!", stieß ich aus. „Ein halbes Jahr bin ich nicht da und ihr tut so, als kennt ihr mich nicht?"

,,Tja, jetzt bin ich ihr Freund!" Jace grinste. Die anderen schwiegen und wichen meinen Blicken aus.

,,Wie... warum wart ihr auf der Party?", fragte ich verwirrt.

,,Oh, es war meine Party, ich habe sie geschmissen!"

Ich sah ihn verständnislos an. Dann machte es Klick. Linus kam mir irgendwie bekannt vor und jetzt wusste ich warum. Jace war sein Bruder.

,,Was wollt ihr?", wiederholte ich meine Frage.

,,Also die anderen wollen mir nur helfen. Ihr könnt übrigens jetzt gehen. Und ich möchte Rache und etwas, das eigentlich schon mir gehört!"

Die anderen verließen den Raum und so waren Jace und ich alleine.

„Weißt du, Lila, es hat mir echt weh getan, als du schluss gemacht hast!" Er sah mich sehnsüchtig an.

„Du hast mich betrogen, sogar öfters!"

„Aber sie haben mir nichts bedeutet und ich habe mich bei dir entschuldigt!"

„Man kann nicht alles mit einer Entschuldigung wieder gut machen!", antwortete ich abweisend. So oder so ähnlich waren auch Luke's Worte gewesen.

„Du verzeihst mir also nicht!", stellte Jace wütend fest und drehte sich frustriert um.

Ich lachte heiser. „Du setzt mich unter Drogen, bindest mich hier fest, schneidest mir in den Bauch und willst, dass ich dir etwas von vor einem halben Jahr verzeihe? Weißt du eigentlich, wie bescheuert das ist?"

„Du hättest niemals freiwillig mit mir geredet!" Er sah mich wieder an. „Außerdem wollte ich nicht nur mit Dir reden!"

„Was willst Du denn dann?" Ich verstand einfach nicht, warum ich hier war.

„Das wirst Du noch früh genug erfahren!" Er kam zu mir, stellte sich direkt vor mich, beugte sich vor und griff an mir vorbei. Als er sich wieder aufrichtete, hatte er ein Messer in der Hand.

Mein Herz setzte vor schreck einen Schlag aus und mein Mund war staubtrocken.

„Die Zeit ohne dich war hart und kein Mädchen verlässt mich einfach so!" Seine Augen waren gefährlich dunkel.

Er hob das Messer und setzte es an meinem Bauch an. Dann führte er es langsam weiter.

Ich schrie und riss an meinen fesseln, der Schmerz war einfach die Hölle. Ich trat nach Jace aber er wich geschickt meinen Beinen aus.

„Nicht so zappeln, sonst rutscht mir noch das Messer aus!"

Wimmernd hielt ich still. Ich spürte, wie das Blut über meinen Bauch lief und auf den Stuhl tropfte.

Jace hob erneut das Messer und setzte es wieder an. Erneut schrie ich mir die Seele aus dem Leib aber ich hielt still. Würde ich zappeln, wären die Schmerzen nur noch größer und die Schnitte tiefer.

Ich lenkte mich etwas ab, indem ich der Musik von unten zuhörte. Die dumpfen Bässe spürte ich in meinen Knochen vibrieren. Wahrscheinlich ahnten die anderen auf der Party gar nicht, was Jace hier oben mit mir tat.

Jace hielt nach einer Weile inne und sah mich an. „Ich liebe dich, Lila!"

Ich wollte gerade antworten, dass er keine Ahnung von Liebe hatte, als mir eine Idee kam.

„Ich liebe dich auch!", antwortete ich und warf ihm einen verliebten Blick zu.

Er grinste, beugte sich zu mir und küsste mich. Ich widerstand dem drang, ihn weg zu schubsen und erwiderte den Kuss.

Er steckte das Messer in seine hintere Hosentasche und vergrub dann seine Hände in meinen Haaren.

Ich streckte unauffällig meine eine Hand aus und griff vorsichtig nach dem Messer. Dann nahm ich das Messer so, dass ich meine Fesseln an der einen Hand aufschneiden konnte und bearbeitete diese vorsichtig während ich noch immer Jace küsste.
Die Fessel löste sich und fiel auf den Boden, meine eine Hand war schon mal frei.

Kurzerhand schubste ich Jace mit meiner freien Hand weg und trat ihm dann in seine Weichteile.

„Lila, du kleine Schlampe!", keuchte er wütend.

Während er sich am Boden krümmte, bearbeitete ich mit dem Messer meine noch gefesselte Hand. Die Fesseln fielen zu Boden und ich stand schwankend auf.

Jace rappelte sich auf und wollte mich festhalten, doch ich rammte ihm einfach das Messer in den Arm und beeilte mich, zur Tür zu kommen.

Schwankend taumelte ich über den Flur und die Treppe hinunter. Unten angekommen, brauchte ich erst einmal eine Verschnaufpause. Die Party war noch in vollem gange und alle waren so betrunken oder abgelegt, dass ich ihnen gar nicht auffiel.

Ich schleifte mich durch die tanzende Menge und durch die Tür in den Garten. Ich wollte einfach nur weg von hier.

Der Garten war wie leer gefegt und ich taumelte zur Straße. Mein Blick fiel auf meinen Bauch und mir wurde übel. Ich zog vorsichtig mein T-Shirt darüber und ging dann weiter. Ich lief auf der Straße und stützte mich ab und zu an den Autos ab, wenn ich kurz vorm umfallen war.

„Lila!", hörte ich plötzlich Jace rufen. Ich wagte es nicht, mich umzudrehen und lief etwas schneller weiter.

Da kam mir ein Auto entgegen und hielt vor mir, weil ich mitten auf der Straße stand. Ich hielt mich am Auto fest und angelte mich zur Beifahrertür. Ich öffnete die Tür und ließ mich auf den Sitz gleiten, dann zog ich die Tür zu.

„Fahr!", brachte ich mit kratziger Stimme hervor.

Der Fahrer trat aufs Gas und fuhr los. Ich sah Jace am Straßenrand stehen, er hatte eine Hand auf seinen Arm gepresst und sah mich mit blitzenden Augen wütend an.

Als wir an ihm vorbei waren, entspannte ich mich etwas und atmete auf.

„Lila?"

Ich sah den Fahrer an und konnte es nicht fassen, es war Luke.

Lila - nur die Zukunft zähltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt