Warum einfach...?

Kapitel 7

Eine kurze Pause entsteht und Levi scheint über irgend etwas nach zu denken. Dann spüre ich einen Ruck an meinem Handgelenk und ich sehe überrascht zu ihm auf. Er hat mir die Kette runter genommen und hält sie mir nun vor die Nase! "Aber nur hier, wo ich dich im Auge habe! Wenn wir den Raum verlassen und schlafen trägst du sie wieder!" warnt er mich und ich sehe ihn amüsiert grinsend an. "Ay Ay Cap!" sage ich und bekomme kurz einen verwirrten Gesichtsausdruck, bevor er wieder steinern und desinteressiert wird. "Tch... Wie auch immer!" brummt er und widmet sich wieder seinen Papieren. Ich stehe auf und strecke mich genüßlich. "Endlich wieder richtige bewegung!" sage ich grinsend und sehe mich dann im Raum um. Er ist schlicht und funktional eingerichtet. Der schreibtisch steht gegenüber der Tür, vor einem großen Fenster. Links und Rechts sind Regale mit Ordnern und Bücher aufgestellt und eine weitere Tür geht von hier ab. Neugierig gehe ich zu einem der Regale mit den Büchern. "Kann ich mir da eines nehmen?" frage ich und drehe meinen Kopf dann zu Levi. "Vergiss es. Du machst sie nur dreckig!" motzt er und ich verdrehe meine Augen. Aber sonst gibt's nicht's hier, was ich machen könnte...! Also gehe ich kurzerhand hinter seinen Stuhl und lege mich dort auf den Boden. Meine Arme verschränke ich hinter meinem Kopf und ich schließe meine Augen. Langsam fange ich an mich zu entspannen. Wann habe ich eigentlich das letzte mal so sicher geschlafen? Nicht auf der Flucht. Keine sorgen vor jedem Geräusch. Einfach nur mal ohne sorgen hier liegen. Eigentlich... hatte ich das niemals gehabt seit SIE gekommen sind. Nein. Es waren nicht die Titanen die meine Familie getötet haben. Die sie ausgeschlachtet haben. Es waren selbstständige verbrecher. Man hat mich und meine gesamte Familie gut genug dafür gefunden, als belustigen verkauft zu werden. Doch haben wir uns gewehrt. Und dank des Faktes, dass ich diese Ärsche nicht unterschätzt habe, bin ich als einziges heraus gekommen. Es war der Horror. Lachenderweise haben sie zuerst meiner Mutter die Kehle durchgeschnitten und meinem Vater ein Messer in sein Herz gerammt. Mein kleiner Bruder hat sich so sehr gewehrt, dass sie ihm einfach das Genick gebrochen haben. Dieses Knacken. Ich weiß bis heute wie es sich anhört und welchen ruck es an seinem Kopf gemacht hat. Dann die leeren Augen meines Bruders. Wie sie mich ansahen. Flehend. Bittend! Ich reisse meine Augen auf und richte mich keuchend auf. Starr ist mein Blick auf meine Schuhe gerichtet. Mein Herz rast und ich ringe nach Luft. "Hey! Alle in Ordnung?" fragt Levi und dreht sich zu mir um. Langsam wende ich meinen Blick zu ihm und starre ihm mit einer mischung aus Panik und verzweiflung in seine Augen. Dann schüttle ich den Kopf, atme noch einmal tief durch und komme ein wenig runter. "Alles in Ordnung..." murmle ich und wuschle mir durch meine Haare. Ich wende meinen Blick wieder von ihm ab und setze mich normal auf. Im Augenwinkel kann ich sehen, dass er mich weiter anstarrt. Ich sehe ihn an. "Ich habe gesagt es ist alles in ordnung!" zische ich wütend und kneife meine Augen zusammen. Er schüttelt nur den Kopf. "Es ist nichts in Ordnung. Aber ich werde dich nicht dazu zwingen mit mir zu reden." meint er dann und dreht sich wieder um. Ich sehe auf meine Hände. Das ist ein Thema, über das ich mit niemandem reden werde. Niemals. Es macht mich angreifbar und das ist das schlimmste was man hier machen kann. Wortlos stehe ich auf und nehme die Handfesseln. Levi mustert mich. Ich halte ihm das eine Ende hin. "Kommst du? Ich habe Hunger und Durst. Und dein neuer Rekrut soll ja nich gleich mangels versorgung krepieren!" erkläre ich kurz und er seufzt. Dann sieht er auf die Uhr und nickt. "Es ist eh Abendessenszeit. Abhauen wirst du eh nicht und ich bekomme auch Hunger." sagt er und legt sich die Handschelle um sein rechtes Handgelenk, da ich meines um das linke habe. Der Verband hält überraschend gut und die Salbe zeigt auch ihre Wirkung. Er steht auf und ich gehe hinter ihm her aus seinem Zimmer. Die langen Gänge sind hier um einiges sorgsamer angeordnet, weshalb ich mir den weg eigentlich recht gut merken kann! Die Treppe runter und noch ein paar Gänge entlang und schon stehen wir im Speisesaal.

Sofort wird es still und getuschel wird laut, als sie sehen, dass ich an Levi gekettet bin. "Klappe halten und weiter essen!" ruft der kleine neben mir genervt und schon hört man wieder das klappern von besteck und das gemampfe und geschmatze. Der Corporal zieht mich hinter sich her an einen Tisch, an dem Erwin, Hanji und noch ein paar andere sitzen, die ich noch nicht kenne. Wir setzen uns und es wird uns das essen vorgesetzt. Erwin mustert uns und sieht dann zu Levi. "Hat sie versucht-" "Ja." grummelt der Giftzwerg neben mir und ich sehe in die Menge. Immer wieder werden Gesichter zu uns gedreht oder eine Handfessel angedeutet. "Iss. Du hast dich vorher beschwert!" meckert Levi neben mir und ich drehe meinen Kopf zu ihm. Dann ziehe ich eine Augenbraue hoch. "Wer wäre denn von seiner Arbeit nicht weggekommen wenn ich nichts gesagt hätte?" Mit einem: "Tch!" ist die unterhaltung für ihn beendet und er widmet sich seinem Essen. Auch ich esse es. Den grauen Brei und das dazu gereichte Brot. Also da habe ich besser gegessen als ich mir das zeug selbst geklaut habe! Aber ich würge es hinunter. "Und? Hast du dich schon eingelebt?" fragt eine fröhliche stimme und ich schlucke den rest des Brotes hinunter. Das ist Hanji... "Ungefähr so sehr wie ein Titan in gefangenschaft..." brumme ich und esse weiter. "Da ist aber jemand nicht sehr gut drauf!" lacht Hanji weiter und ich lege mein Besteck auf das leere Tablett zurück. "Wärst du besser drauf wenn du urplötzlich aus deiner umgebung gerissen und an nen Kampfzwerg gekettet wärst?" murmle ich und hebe den Becher um etwas zu trinken, als ich einen schlag auf den Hinterkopf spüre! Wütend sehe ich neben mich und Levi starrt genau so wütend zurück. "WIE war das eben?" zischt er und ich schnaube empört. "Kampfzwerg! War ja auch deine Idee uns zusammen zu Ketten!" sage ich und kann erkennen, dass er sich zusammenreissen muss, um nicht aus zu flippen! Hanji verkneift sich das Lachen krampfhaft und selbst auf Erwin's Gesicht kann ich ein leichtes schmunzeln erkennen. "Nach dem Essen gehen wir raus und laufen bis dir die Puste ausgeht!" knurrt er und ich nicke. "Können wir machen. Dann kann ich endlich an meiner Kondition arbeiten!"