»11« Drei - und ich töte dich

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K A T R I N A

Wie gebannt starre ich in die hellen, von Zorn ergriffenen grünen Augen von Leroy.

„Wieso bist du nicht im Zimmer?", faucht er leise, was seine Stimme nur noch tiefer klingen lässt und ihm ein leichtes Knurren tief aus der Brust entlockt.

Verdammt...

Jetzt bloß nicht die Beherrschung verlieren, Rina! Ich zucke mit den Achseln, woraufhin sich seine Augenbrauen zusammenziehen, eine pulsierende Ader an seinem Hals erscheint, seine zu Faust geballten Hände knacken und seine Augen sich zu Schlitzen verengen.

Was zum?

Als ich seine Haltung genau analysiere, weiche ich einen Schritt zurück.

„Raus hier, sofort!", zischt er plötzlich aus zusammengebissenen Zähnen. Das Blut rauscht mit in den Ohren, ehe meine Ohren zu sausen beginnen. Das Piepen wird immer lauter, genauso wie das Schlagen meines Herzens und das Kochen meines Blutes. Dass er so wütend ist, macht mir Angst. Alles macht mir Angst. Ich könnte schwören, dass es nicht seine Stimme war, die vorhin gesprochen hat. Die Stimme war... kindlich. Und was hat er denn plötzlich? Selbst als ich ihn getreten habe, hat er nicht so wütend reagiert. Schluckend sehe ich ihm wieder in die Augen, die mal wieder von eisiger Kälte ergriffen werden. Ich kann mich keinen Zentimeter rühren, weswegen er auf mich zuschreitet und mich grob am Oberarm packt. Er zieht mich schnell hinter sich her, woraufhin ich stolpere und fast hinfalle. Murrend verstärkt sich sein Griff um meinen Arm. Ein schmerzerfüllter Laut kommt mir über die spröden Lippen. Bei den steinigen Treppen angekommen, schleift er mich eher hoch, denn er geht viel zu schnell, sodass ich kaum dazu komme vernünftig einen Fuß abzusetzen. Stolpernd rufe ich nach ihm und bitte ihn langsamer zu gehen, doch er hört gar nicht erst auf mich. Krachend falle ich auf die Knie und jaule sogleich auf. Tränen sammeln sich in meinen Augen bei dem beißenden Schmerz. Leroy achtet nicht wirklich auf mich. Stattdessen packt er mich fest an den Hüften und wirft mich über seine Schulter. Ich stöhne, als mein Bauch mit seiner Schulter kollidiert.

Ich finde Erlösung, als wir endlich oben ankommen und er mich in sein Schlafzimmer verfrachtet. Grob wirft er mich auf das große Bett, woraufhin mir ein Wimmern über die Lippen kommt. Ich habe höllische Schmerzen am Knöchel. Einige Sekunden verstreichen, als ich langsam den Kopf hebe und in seine giftgrünen Augen blicke. Wie eine zischende Schlange nähert er sich mir. Langsam und gemächlich. Schritt für Schritt verschließt sich mein Herz vor Angst in die hinterste Ecke. Genauso wie mein Kampfgeist. Bei seinem Blick bekomme ich eine furchtbare Gänsehaut. Ich kann ihn nicht deuten und doch geht mein Körper auf Kampfposition.

Wenn er mir weh tut... tue ich ihm weh.

„Der erste Fehler war, als du fliehen wolltest. Und dies war der Zweite", knurrt er leise und kommt mir dabei immer näher. Er steigt auf das Bett und nähert sich meinem Gesicht. Ich habe keine Wahl, als mich tief in die Kissen zu drücken und zu hoffen, dass er mich nicht plötzlich erwürgt und umbringt. Sein Atem streift meinen Hals.

„Beim dritten Fehler, töte ich dich", haucht er.

Meine Augen weiten sich und meine Atmung geht unregelmäßiger, als ich ins Stocken gerate. Ein letzter Blick von ihm und er verlässt das Zimmer.

Diesmal jedoch schließt er ab.

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Mitten in der Nacht höre ich ein Geräusch, welches mich recht unangenehm aufschrecken lässt und somit aus dem Schlaf reißt. Blinzelnd öffne ich die Augen und erblicke den fast vollendeten Vollmond, der am schwarzen Himmel hängt, umgeben von dichten Wolken, welche die vielen kleinen Sterne verdecken und den Mond einsam wirken lassen. Sein Licht strahlt hell hinein in das dunkle Schlafzimmer, in welchem buchstäblich die Gefahr schläft, und gibt ihm einen fast schon traumhaften Touch. Seufzend schließe ich wieder die Augen und versuche wieder einzuschlafen, doch wieder höre ich ein komisches Geräusch von draußen. Verwirrt runzle ich die Stirn. Würde sich jemand trauen hier einzubrechen? Das glaube ich eher nicht.

Doch es klingt auch eher so als würde jemand... ächzen. Sich vor Schmerz winden und betteln. Ein Bild taucht vor meinen Augen auf, wie Leroy's Männer einen Mann, der sich in einer Mülltüte befindet, hinter sich her zieht, um ihm sonst was anzutun. Was ich besonders schlimm finde ist, dass es tatsächlich so sein könnte. Leroy ist ein Kartellanführer, der Boss mehrerer kleinerer Kartells. Und solche Menschen tun zwei Dinge: Mit Drogen dealen und Menschen töten. Also sind meine Gedanken nicht verwerflich. Es könnte wirklich ein Mensch sein, der gerade in das Gebäude verschleppt und sodann gefoltert wird. Diese Tatsache macht mir unglaubliche Angst. Ich möchte sowas nicht hören oder gar mit dem Wissen leben müssen, dass einige Etagen tiefer jemand ist, dem sehr weh getan wird. Der vielleicht sogar getötet wird.

Als ich mich erheben will, trifft es mich wie ein Schlag in die Magengrube. Mein Atem geht stockend, als ich langsam den Blick auf mein Handgelenk senke, der von einem metallischen Ring umfasst wird. Und dieser führt zum Handgelenk der schlafenden Gefahr.

Oh, Gott...

Ich versuche mich zu beruhigen, doch vergebens. Mir wird stattdessen kotzübel. Ich kann nicht glauben, dass Leroy sich tatsächlich an mich gekettet hat.

„Leg' dich sofort wieder hin", höre ich plötzlich seine raue Stimme. Ich fühle mich, als hätte man mich mit einem Eimer voller eiskaltes Wasser übergossen. Mein Herz rast, als ich zu Leroy schaue. Dieser hat die Augen geschlossen und man hätte meinen können, dass er noch schläft, hätte er nicht gerade gesprochen. Als ich mich immer noch nicht bewege, geht ein Ruck durch meinen Körper und ich fliege geradewegs auf ihn zu. Zischend hebe ich mein Handgelenk, um daran leicht zu reiben, weil er zu fest gezogen hat. Ich ignoriere die Tatsache, dass sich auch sein Handgelenk hebt.

Dann wird mir klar, dass ich auf ihn liege. Die Röte steigt mir ins Gesicht und mein Atem beschleunigt sich. Schnell versuche ich von ihm runter zu steigen, doch hat er seine Beine über die meine gelegt, weswegen mir jede Bewegung schwer fällt. Ruckartig winde ich mich, bis ich endlich auf die andere Bettseite falle.

„Was sollen die Handschellen?", piepse ich, nach einigen Atemzügen.

„Dios, halt endlich die Klappe oder ich stopf sie dir!", knurrt er. Seine Augen sind immer noch geschlossen und seine Stimme hört sich so tief und dunkel an, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen.

Schluckend lege ich mich wieder hin und drehe ihm den Rücken zu, was jedoch dazu führt, dass sein Arm auf meiner Hüfte landet. Blöde Handschellen! Tief atmet er durch. Er hasst es, wenn ich ihn berühre, sei es absichtlich oder unabsichtlich, dass wurde mir nun endlich klar. Tja, du Arsch, dann verschwinde oder lass mich wenigstens verschwinden. Einige Sekunden später, nimmt er seinen Arm auch schon weg.

Und in genau diesem Moment war es auch schon vergessen, wieso ich eigentlich wach geworden bin.

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Hallo, ihr Lieben!

Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen!

Was glaubt ihr, was im Keller gewesen ist? Wieso hat Leroy so reagiert? Und glaubt ihr wirklich, dass er Rina beim dritten Fehler töten wird?

Bis bald.

SevenTimes-

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Belleza del SilencioWo Geschichten leben. Entdecke jetzt