Die Lichter flogen um mich herum und der Boden bebte unter meinen Füßen. Um mich herum flirrte die Luft und die Menschen, die mich umgaben sprangen auf und ab, warfen ihre Hände in die Luft und legten sich die Arme um die Schultern. Ich genoss den Abend nicht oft auf diese Weise, doch heute wollte ich den Club gar nicht mehr verlassen. Meine beste Freundin hatte mich mit hierher genommen und war nach ein paar Minuten auf und davon. Ich hatte anfangs nicht gewusst, was ich hier mit mir anfangen sollte und hatte mich in eine Ecke der Lounge zurückgezogen. Mit einem Mineralwasser hatte ich es mir gemütlich gemacht und beobachtete die feierwütige Meute, die die Tanzfläche in Sekunden in einen brodelnden Hexenkessel verwandelte. Meine Loungeecke wurde immer wieder in grünes, blaues und dann rotes Licht getaucht und helle Punkte flogen über die Wände. Der Bass ließ das Leder meines Sessels vibrieren und ich genoss das Gefühl auf meiner Haut. Ich saß zunächst sehr angespannt dort, fühlte ich mich doch sehr fremd und unwohl. Dann tauchte meine beste Freundin wieder auf. Sie setzte sich zu mir und brüllte irgendetwas in meine Richtung. Schon aus einiger Entfernung erkannte ich, dass sie lange nicht mehr nüchtern war und stellte mich darauf ein, sie bald auf die Toilette begleiten zu müssen. Doch ich hatte mich geirrt. Sie stellte eine Flasche auf den Tisch und zwei kleine Gläser daneben. In der Flasche befand sich eine grünlich schimmernde Flüssigkeit, eigentlich sah es nicht so aus, als würde man sich gerne damit betrinken. Doch meine Freundin öffnete die Flasche und goss großzügig ein. Das erste Glas schmeckte scheuslich, ein wenig nach Lakritze und ein bisschen nach zu viel Alkohol. Das zweite war schon besser, das Dritte dann noch ein wenig mehr und der Rest der Flasche schmeckte nach nichts mehr, da meine Zunge schon lange taub war vom Alkohol. Ich entspannte mich mit jedem Glas mehr und sprang schließlich mit ihr begeistert auf die Tanzfläche. Ich fühlte mich plötzlich weder fremd noch unwohl während ich mit ihr über den Boden sprang und meine Hände mit den anderen in die Luft warf. Um mich herum schwirrten weiter die Lichter während ich mich zur Musik bewegte, mich wand und mich verbog. Ich hatte keine Ahnung, dass ich mich so bewegen konnte wie ich es in diesem Moment tat, was wohl daran lag, dass ich es ohne den Alkohol gar nicht versucht hätte. Ich gab nichts mehr darauf, ob es irgendwem gefiel was ich tat, wie ich aussah oder was ich sagte. Ich schien endlich einmal ich zu sein. Ich tanzte, sprang und feierte mit und freute mich so sehr, endlich nicht mehr über mich nachdenken zu müssen. Meine Gedanken schienen sich stumm geschaltete zu haben und mein gesamter Körper wurde mit jedem Schlag vom Rhythmuss des Basses und der Musik geflutet. Als mir langsam die Beine schwer wurden, entschied ich mich, zur Bar zu gehen und mir etwas zu trinken zu holen, ich sollte allerdings nicht bis zum Tresen kommen. Ich kämpfte mich durch die Menschen und stieg die Stufen zur Bar nach oben, als mich eine Hand am Arm packte. Ich drehte mich um, ein wenig zu schnell offenbar denn ich verlor augneblicklich mein Gleichgewicht und stürzte die wenigen Stufen hinunter. So viel zum Rat meiner besten Freundin, dass Highheels mir ja so gut stünden und ich mich darin so gut bewegen konnte. Vielen Dank auch. Ich sammelte mich kurz. Ich lag vor der Treppe, die hinauf zur Bar führte. Die Tanzfläche kochte noch immer und ich hatte auffällig wenig Schmerz verspürt, als ich gefallen war. Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht und blickte mich um. Vor mir die feiernde Meute, links neben mir die Lounge in der ich gesessen hatte, rechts der Eingangsbereich und hinter mir die Treppe zur Bar. Erst als ich auf den Boden blickte sah ich, dass ich auf jemandem zu liegen gekommen war. Es dauerte einige Sekunden, bis ich begriff, dass ich noch immer mit meinem gesamten Gewicht auf ihm lag, doch als ich diesen Umstand vollständig realisiert hatte, wollte ich mich sofort aufrappeln und aufstehen, ihm hochhelfen und mich entschuldigen. Wäre ich nicht so betrunken gewesen, hätte ich das vermutlich auch getan, doch mein betrunkenes Ich hat bedauerlicher Weise andere Ansichten als mein nüchternes Ich und so kam es, dass ich mich zwar aufrichtete, mich sonst aber keinen Milimemter bewegte. Ich sah auf den Menschen herab, auf dem ich saß und stellte sofort fest: definitv mein Typ. Wobei, eigentlich hätte jeder in diesem Moment unter mir auf dem Boden liegen können, er oder vermutlich auch sie wäre danke meines Alkoholpegels so oder so mein Typ gewesen. Deswegen tat ich auch das Dümmste, dass ich jemals in meinem Leben getan hatte. Ich sah ihn mir an. Dunkle Locken, ein Gesicht wie aus Marmor gehauen und dem restlichen Gefühl in meinem Körper zu urteilen sehr durchtrainiert, ein absolutes Traumobjekt also. War er es gewesen, der mich auf der Treppe festgehalten hatte oder war er nur zufällig unter mich geraten? Ich wusste es nicht und sollte es auch nie erfahren, denn als ich den Mund öffnete um ihn genau dies zu fragen, sah er mich aus eisblauen Augen an. Es war mir vollkommen egal, ob er es gewesen war oder nicht, alles was mich jetzt noch interessierte war, was nun mit uns passieren würde. Rückblickend hätte ich vielleicht etwas anderes tun sollen, doch ich konnte dem Gedanken nicht wiederstehen. Ich beugte mich über ihn und küsste ihn. Ich rechnete auf Grund seiner plötzlichen Reglosigkeit damit, weggestoßen zu werden, doch ich hatte mich geirrt. Bald legte er mir seine Hände auf die Schultern und zog mich noch näher zu sich. Ich hatte keine Ahnung, warum ich das tat aber ich wolte nie mehr damit aufhören. Nach ein paar Minuten schob er mich allerdings sanft von sich weg. Ich stemmte mich widerwillig dagegen, ließ es aber geschehen, allein schon deswegen, weil mir der Alkohol die Bewegung schwer machte. Er stand umständlich auf und zog mich auf die Beine. Augenblicklich stand ich wieder so nah vor ihm, dass ich ihm absolut ausgeliefert war. Ich konnte nichts dagegen tun, mein Körper schien all das ganz von allein zu tun. Das mussten auch meine Beine gewusst haben, als sie sich in Bewegung setzten und ihm folgten.
Ich bin mir nicht mehr im Klaren, was genau mich dazu bewegt hatte, das zu tun, doch ich war ihm gerne gefolgt. Was ich in dieser Nacht getan hatte, ist mittlerweile so unsaussprechlich für mich geworden, dass ich mich zwingen muss, darüber zu reden und dennoch erzählich hier diese Geschichte, als ob es nichts wäre als nur eine kleine Anekdote von vielen, doch so ist es sicher nicht. Ich bin nicht stolz darauf, mich in dieser Nacht zur Hure gemacht zu haben, doch leider kann ich es nicht bereuen, dafür habe ich es zu sehr genossen. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie er hieß, wer er war, was er von mir gewollt hatte, oder ob er es überhaupt gewesen war, der mich zu Fall gebracht hatte und doch hatte ich mich gerne von ihm verführen lassen. Ich werde nie das Gefühl vergessen, seine Lippen an meinem Hals zu spüren und wie es sich anfühlte, ihm mit meinen Nägeln den Rücken zu zerkratzen, den Anblick seines von Lust verzerrten Gesichtes und das warme Pochen in meinem Schritt. Ich hatte vorhin gesagt, es wäre das Dümmste gewesen, dass ich jemals getan hatte. Das würde es auch immer sein. Doch leider war es auch die beste Nacht meines Lebens gewesen. Oder... zumindest hätte sie es sein können. Denn wie gesagt erinnere ich mich nur noch verschwommen an diesen Abend und an all die Dinge die passiert sind. Die Gefühle werde ich niemals wieder vergessen, doch die Bilder sind mir auf Dauer abhanden gekommen. Ich hätte mich dafür verfluchen können, was ich getan hatte, doch dafür hatte es sich zu gut, zu richtig angefühlt, zumindest in diesem Moment. Eine Sache werde ich jedoch niemals vergessen. An allem, was in dieser Nacht passiert ist, ist meine beste Freundin schuld. Alles was passiert ist, hat sie zu verantworten, und davon lasse ich mich niemals mehr abbringen. Ohne sie hätte ich den Club nicht betreten, hätte niemals dieses scheusliche Zeug gekostet, wäre nicht betrunken auf einen Mann gefallen und hätte mich nicht von ihm, einem völlig unbekannten, in einer verlassenen Ecke verführen lassen. Wäre das alles nicht passiert, hätte ich ihn auch niemals ausgesprochen. Den Wunsch. Den Wunsch, der mein Leben für immer verändert hatte...
Mein Name ist Vyu. Vyu Fawx. Und ich bin nun ein Teil dieser Welt.

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Seven Devils - Das Haus der 7 Wünsche
Mystery / ThrillerEin einziger Wunsch. Ein unbedachter Satz. Ein unbeobachteter Moment, in dem sie Dinge gedacht oder gesagt haben, die sie lange bereuen würden. Vyu, Riley, Robert und Victoria treffen aufeinander und bald auch auf eine junge Frau. Sie alle wissen n...