„Ich schaff' das nicht, Tim."
In die Arme seines Freundes geschmiegt, vergräbt Stegi sein Gesicht in dessen Shirt.„Was schaffst du nicht?"
Angenehm weich verlassen die Worte die spröden Lippen. Unbewusst zieht der Braunhaarige sie zwischen seine Zähne und versenkt seine Eckzähne in ihr.
„Hör' auf, Timmi. Sonst muss ich wieder aufpassen, wenn ich dich küsse."
Leise murmelt Stegi diese Worte gegen Tims Brust. Er kannte ihn nun mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass seine Unterlippe leiden musste, würde er versuchen dem Problem des Blonden auf die Schliche zu kommen, auch ohne seine Erklärung zu hören.
„Ich will sie nicht enttäuschen, Tim. Und egal, was ich mache, sie werden enttäuscht sein. Weil ich nicht mehr so bin, weißt du? Manchmal denke ich, es wäre einfacher aufzuhören."
Stegi litt zunehmend unter dem Druck, den vor allem er selbst sich machte. Er wollte niemanden enttäuschen, am Wenigsten wohl sich selbst. Doch es wurde immer schwieriger etwas Neues zu finden, etwas was ihn zufrieden stellte. Und im gleichen Zug noch seiner Community gefiel.
„Stegi, du weißt, dass sie lieben, egal was du tust. Du bist eine Inspiration, für deine Ficker und für mich."
Leicht grinsend gibt Tim seine Antwort von sich und das Grinsen verstärkt sich dank Stegis Erwiderung.
„Das ist irgendwo auch das Gleiche, mein Ficker."
Zart legt er seine Lippen auf das Schlüsselbein des Braunhaarigen.
„Aber, Tim. Ich bin nicht mehr wie früher. Aber sie wollen den Stegi von früher, natürlich wollen sie das. Aber wie soll ich das machen, wenn ich das nicht mehr bin? Ich will etwas sagen und nicht nur reden, aber ich bin mir sicher, sie erwarten, dass ich so weitermache."
„Stegi.."
„Nein, Tim! Bitte, widersprich mir nich'. Ich habe nicht mehr die Art von damals, selbst meine Stimme hat sich verändert. Tim, wie soll ich ihre Erwartungen erfüllen, wenn ich das selbst bei meinen Eigenen nicht schaffe?"
„Du warst ein Jahr weg, Stegi. Sie werden wissen, dass du dich verändert hast."
„Du weißt so gut wie ich, dass dieses Jahr meine gesamte Person verändert hat. Sie können das nicht verstehen."
„Erklär' es und sie werden es verstehen."
„Es wäre wie eine Ausrede! Es ist eine Ausrede dafür, dass ich schlechter bin!"
Die rauen Lippen liegen auf denen des Blonden, welcher eigentlich eine Antwort erwartet hatte. Stegi spürt die Einkerbungen in dem Lippenpaar des Anderen, streicht leicht lächelnd mit der Zunge über diese. Tim konnte ihn so leicht von seinen Sorgen befreien. Doch verschwinden lassen konnte er sie nur temporär. Irgendwann kehrten sie immer zu dem hellhäutigen Jungen zurück.
Starke Arme schließen sich um Stegis Oberkörper und er befindet sich vollends in einer warmen wohl behüteten Blase, in der nur er und Tim Platz haben. Doch sie verschwindet, als Stegi Luft holt, nicht um den Kuss fort zu führen, sondern um zu reden.
„Ich hab' doch recht, Timmi. Ich kann meine selbst gesteckten Maßstäbe nicht mehr erreichen."
„Weil du ganz andere Kämpfe austrägst. Deine Maßstäbe sind ganz woanders, denn du befindest dich nicht mehr dort, wo du sie dir gesetzt hast. Du hast dich verändert, doch genauso sind auch deine Zuschauer nicht stagniert. Die Veränderung wird sie nicht hart treffen, denn sie sind selbst anders. Denn die Entwicklung war kein Rückschritt. Sie hat dich, uns weitergebracht."
YOU ARE READING
Walk On Water
FanfictionDer Himmel wurde schwarz, als ich fiel, gefallen aus der Höhe meiner Erwartungen. -stexpert