Prolog

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Warum hatte ich mich bloß auf das alles eingelassen? Okay, zugegeben war dieses Ganze hier aus einer Notlösung entstanden, aber vielleicht wäre mir damals ja auch eine andere Ausrede eingefallen...oder vielleicht war es ja einfach Schicksal gewesen? Wieso hatte ich nicht einmal meinen Mund halten und vorher nachdenken können, bevor ich mit so einer blöden Antwort mein ganzes Leben und das meiner Familie zerstört hatte?! Suchend blickte ich mich nach einem Blatt Papier um und beschloss dann, einfach auf einem alten Kassenzettel die Nachricht zu hinterlassen. Mit einem dicken schwarzen Stift begann ich eine Nachricht für meine Schwester Ruby zu schreiben. Ob sie sie jemals lesen würde wusste ich nicht (ehrlich gesagt war es sehr unwahrscheinlich, dass sie überhaupt bei ihr ankam), doch ich musste meine Gedanken niederschreiben. 

Ruby,

ob du das hier jemals liest weiß ich nicht, aber für den Fall das du es tust solltest du eins wissen: Es tut mir leid. Ich denke wir beide wissen,dass eine Entschuldigung das nicht wieder gut machen kann, aber vielleicht kannst du mir ja irgendwann verzeihen. Als ich mich damals entschied bei dem Wettbewerb mitzumachen hätte ich nie auch nur im entferntesten daran gedacht, was mich erwarten würde. Trotzdem macht das die jetzige Situation leider auch nicht viel besser. Ich weiß du gibst mir vielleicht nicht unbedingt die Schuld für alles was passiert ist, aber du solltest es. Denn wenn ich nie teilgenommen hätte dann wäre nichts von all dem hier geschehen und ich wäre daheim bei dir, Mom und Dad. Vielleicht wäre alles aber auch ganz anders gekommen und wir wären jetzt in einer noch viel schlimmeren Situation? Ich bin froh, dass es dir gut geht und dass du bisher in Sicherheit bist, auch wenn ich dich sehr vermisse. Aber Ruby, du musst mir zuhören: Ihr müsst dringend fliehen, irgendwo hin, bloß weg von unserem Paregment, egal wie schwierig es scheinen mag! Ich versuche zu euch zu gelangen (Was allerdings ziemlich schwierig ist, da ich nicht mal genau weiß welches Jahr wir hier gerade haben), aber ihr müsst unseren Bezirk dringend verlassen. Am sichersten ist es vermutlich im Zetá-Bezirk, dort treffen wir uns heute in zwei Wochen an dem roten Busch (du weißt, welchen ich meine). Nehmt alles wichtige mit, denn ich weiß wirklich nicht, was mit Erenia geschehen wird.  Seit ich von Emerad getrennt wurde weiß ich nicht mehr, was ich machen soll...eigentlich müsste ich hier auf ihn warten, aber ich kann doch nicht einfach nichts tun?  Deshalb mache ich mich jetzt einfach selbst auf die Suche nach unserer alten Maschine, aber vorher muss ich das Gebäude,in welchem ich gerade bin, verlassen ohne bemerkt zu werden....sollte ich geschnappt werden kann ich nur noch darauf hoffen, dass Emerad noch einen Notfallplan hat.

Ly, Daisy

Alleine bei dem Gedanken an meine Familie und besonders an meine Schwester war mir nach Heulen zumute, aber dafür hatte ich wirklich keine Zeit. Seufzend faltete ich den Zettel zusammen, schrieb den Namen meiner Schwester darauf und stand auf. Wenn es irgendeine winzige Chance gab, dass ich Emerad finden konnte, dann würde ich diese verdammt nochmal nutzen und nicht wie ein Häufchen Elend in der Ecke sitzen und auf meinen Retter warten. Ich drehte mich um und wollte gerade den Raum verlassen, als ich zwei Stimmen hörte. Panisch suchte ich ein gutes Versteck, immernoch den Brief für Ruby in der Hand haltend, doch noch während ich das Zimmer durchforstete spürte ich wie sich meine Nackenhaare aufstellten. Hinter mir stand jemand, um genauer zu sein sogar zwei. Langsam drehte ich mich um, wohl wissend das dies eigentlich nicht das war, was man in so einer Situation tun sollte. Vor mir standen zwei Männer in schwarzen Anzügen und für einen Augenblick war es still. Dann machte einer der beiden einen Schritt nach vorne und seine Hand schnellte an seinen Gürtel, wo ich eine Waffe vermutete...allerdings war ich nicht besonders scharf darauf herauszufinden welche es war. Blitzschnell tauchte ich zwischen den beiden Männern hindurch und nutze so den Überraschungsmoment, um zu fliehen. Ich rannte den Korridor, der sich vor mir erstreckte, entlang... würde ich es zu der Treppe schaffen hätte ich eine realistische Chance zu fliehen.  Allerdings befand sich diese erst am Ende des Flurs und hinter mir hörte ich einen der Männer fluchen. Der andere sprach etwas in eines dieser komischen Geräte, ich ahnte aber jedoch bereits, was er vorhatte. Würde ihre Verstärkung pünktlich eintreffen, wäre ich geliefert. Ob ich jemals so viel und so schnell gerannt war? Ich bezweifelte es stark. Noch gut 20 Meter und ich hatte es geschafft - doch wie aus dem nichts spürte ich zwei kalte Hände, die sich fest um mein Handgelenk schlossen. Meine Hoffnung schwand dahin... ich war in die Falle getappt, die doch so offensichtlich war. Ich suchte krampfhaft nach einem Ausweg, irgendeiner Möglichkeit zu fliehen, aber gleichzeitig schweiften meine Gedanken immer wieder zu Emerad. Ob er es geschafft hatte?Wie aus dem nichts traf mich ein Schlag am Hinterkopf und um mich herum wurde es schwarz.





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