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Erbitterter Kampf

Manu PoV

Wir haben uns ein gutes Versteck gesucht mit Blick auf Emillias und Dereks Unterschlupf. Ihre Stimmen dringen leise an mein übernatürliches Gehör. Sie scheinen sich gerade zu streiten. Das ist gut so, denn wenn sie sich nicht einig sind, wird es leichter sie zu bekämpfen. Dado neben mir überprüft die Windrichtung, damit das Verbrecherduo nicht Zombeys und Palles Blut wittern kann. Wir vier sind alle angespannt und bereit für den Kampf, der uns bevorsteht. Wir haben uns darauf geeinigt, dass sich Palle und Zombey auf Derek konzentrieren und Maudado und ich auf Emillia gehen. Noch einmal besprechen wir unser Vorgehen und machen uns auf den Weg. Ich hoffe,dass wir das schnell erledigt haben. Eigentlich sollte es kein Problem darstellen, schließlich haben wir es schon mal mit einem ganzen Vampirzirkel aufgenommen.

Palle und Zombey laufen um die Ruine herum, um sich von da Derek zuschnappen, wenn Dado und ich die Aufmerksamkeit auf uns gezogen haben. Nur noch wenige Meter, dann müssen wir unsere Deckung aufgeben. Ich schaue nochmal zu Maudado rüber, der auch sehr konzentriert aussieht und ein letztes Mal seine Heiltrank-Spritzen prüft. Dann nickt er mir zu und wir treten aus dem Schatten der Mauer und ich rufe laut „Hey na. Überraschung." Emillia dreht sich mit unnatürlicher Geschwindigkeit zu uns um und auch Derek sieht uns entgeistert an. Langsam und auf jeden unserer Schritte achtend gehen Dado und ich auf die Beiden zu. Laut rufe ich ihnen zu „Gebt besser gleich auf. Ihr habt keine Chance gegen uns." Ich sehe das wütende Blitzen in Emillias Augen und sie faucht uns drohend an. Derek erkennt den Ernst der Lage und stellt sich zu seinem Schutz hinter sie. Sie sind noch nicht weit genug von einander entfernt, als dass Palle und Zombey ihn gefahrlos überwältigen können. Wir müssen Emillia dazu bringen, dass sie uns angreift und damit Derek nicht mehr schützen kann.

Ich sehe, dass sie ihre Augen schließt und sich angestrengt konzentriert. Was hat sie vor? Dann spüre ich eine unerklärliche Müdigkeit in mir aufsteigen. Mein ganzer Körper fühlt sich bleischwer an. Ich kann kaum ein Bein vor das andere setzen. Und von jetzt auf gleich reißt sie mit einem bösen Grinsen ihre Augen auf und geht auf Dado los. Irgendwas hat sie mit mir gemacht, was nur bei Menschen oder eben bei meiner menschlichen Hälfte funktioniert. Ich versuche mich mit aller Macht gegen diese Kraft zu wehren. Dado hat unterdessen alle Hände voll mit der agilen und pfeilschnellen Vampirin zu tun. Ich atme noch einmal tief ein und aus. Die Lähmung schwächt sich langsam ab und ich werde wieder beweglicher. Ich schaue mich suchend nach Derek, Zombey und Palle um. Meine beiden Freunde haben ihn bereits überwältigt und sind gerade dabei ihn zufesseln.

In diesem Augenblick bringt Emillia Maudado zu Fall und stürzt sich auf ihn. Ohne Überlegung eilt Zombey seinem Geliebten zur Hilfe. Ich will ihn rufen, er soll sich daraus halten. Dado wird schon mit ihr fertig. Aber auch meine Stimmbänder scheinen unter dem Einfluss von Emillias Kräften zu stehen. Wie zum Teufel hat sie das nur geschafft? Die rothaarige Vampirin hat ihren Angreifer bemerkt und ist mit einem Sprung hinter ihm. Zombey schreit vor Schmerzen auf, als Emillia ihm den Arm umdreht und ihn so zu Fall bringt. Blitzschnell ist sie über ihm und lacht „Was glaubst du kleines Menschlein eigentlich wer du bist, dass du dich mit mir anlegen kannst? Dafür werde ich jetzt dein Blut trinken." Ihre schneeweißen spitzen Fangzähne blitzen bei jedem Wort bedrohlich auf.

Verzweifelt mache ich einige kleine Schritte auf die Kämpfenden zu, aber ich schaffe es nicht meinem Kumpel zu Hilfe zu kommen. Nun ist aber Maudado  wieder auf den Beinen und mit einem Satz ist er bei seinem Verlobten. Wild entschlossen stürzt er sich auf Emillia und schleudert sie über den halben Platz. So habe ich Dado noch nie erlebt. Der immer so sanfte und eher schüchterne Junge hatte sich in einen gefährlichen Vampir verwandelt. Seine Augen sind blutrot und seine Fangzähne sind unübersehbar. Fauchend steht er jetzt zwischen der Angreiferin und seinem geliebten Zombey. Ich glaube, in diesem Moment ist er in der Lage zu töten, wenn es um seinen Freund geht. Das scheint auch Emilia zu merken, denn sie taumelt überrascht zurück.

Die kurzzeitige Verwirrtheit von Emillia hat den Bann gebrochen und ich kann mich endlich wieder frei bewegen. Ich konzentriere mich kurz und teleportiere mich direkt hinter die Vampirin. Als ich ihr gerade die Spritze mit dem Heiltrank verpassen will, ertönt eine laute Stimme „Nein. Bitte tötet sie nicht." Ich bin für einen Moment abgelenkt und das macht sich Emillia zu nutze und reißt mir die Spritze aus der Hand. Ich will sie ihr wieder abnehmen, aber da hat sie schon wieder diese unerklärliche Macht über mich. Regungslos stehe ich da und starre sie wütend an. Da kommt mit der Geschwindigkeit, die nur zu einem Vampir gehören kann, ein blonder Mann zu uns und redet auf die Vampirin ein „Emillia, Liebes. Ich bin es, Dad. Kind hör doch bitte auf damit." Ihre Augen werden groß und sie ist hin und her gerissen. Aber dann faucht sie ihren Vater nur böse an „Geh weg. Ich brauche dich nicht. All die Jahre hast du dich nicht um mich gekümmert seit Mamas Tod. Und dann hast du noch diese schreckliche Menschenfrau geheiratet... Nein, ich bin jetzt endlich kurz davor mein Ziel zu erreichen. Wenn Manu stirbt werde ich die mächtigste Vampirin der Welt sein und zusammen mit Derek einen ganz neuen und viel mächtigeren Zirkel gründen. Nur dieser miese Halbvampir mit seinen Superkräften ist uns noch im Weg." Dann wendet sie sich mit einem bösen Lachen an mich „Das hättest du nicht gedacht, wie stark ich bin, was? Ja, ich habe alle geheimen Ritualbücher gelesen. Ich kann deine menschliche Seite beeinflussen. Und du kannst nichts dagegen tun. Und jetzt... Jetzt mache ich dem allen ein Ende." Sie hebt ihre Hand mit der Spritze. Wenn sie mir den Heiltrank verabreicht werde ich sterben. Noch einmal versuche ich mit aller Kraft mich zu bewegen und weg zu teleportieren. Ich schließe meine Augen und denke an Jenn und das Baby. Ich hatte ihr versprochen, immer für sie da zu sein. Was ist, wenn sie nun zu schwach wird für das Kind und auch sterben muss? Eine Träne der Verzweiflung rinnt über meine Wange und in dem Augenblick, als Emillia ihren Arm senkt um mir die Spritze in meinen Hals zu rammen, finde ich mich auf der gegenüberliegenden Seite der Ruine wieder. Meine Gedanken an Jenn haben die Blockade gelöst und ich konnte die Teleportation durchführen.

Die böse Vampirin heult vor Wut auf und stürzt sich auf ihren Vater. Ein Gerangel entsteht und mit einem Mal sackt sie zusammen. Der blonde Vampir hat die Heiltrankspritze in seiner zitternden Hand und schaut entsetzt auf seine am Boden liegende Tochter. Dado kniet sich zu ihr und kontrolliert ihren Puls. Dann sagt er ruhig „Sie lebt. Der Trank wirkt. Sie ist nun nur noch ein Mensch."

Ich gehe zu Zombey. Palle hat den verschnürten Derek bereits zu ihm gebracht und schaut sich den Arm unseres Freundes an. Zombey zieht mit zusammengebissenen Zähnen die Luft ein, als Palle seinen Arm etwas bewegt. Der scheint gebrochen zu sein. Aber Gott sei Dank leben wir alle und haben es endlich geschafft diesen Albtraum zu beenden. Ich wende mich jetzt an Emillias Vater, der immer noch wie versteinert mit der Nadel in der Hand da steht und auf seine schlafende Tochter herabsieht. Ich klopfe ihm leicht auf die Schulter und murmele „Danke." Er sieht mich mit glasigen Augen an und nickt nur schwach. Dann sagt er heiser „Ich habe immer versucht aus ihr einen guten Vampir zu machen. Ich habe versagt."

Dado kommt zu uns und sagt ruhig „Seien Sie für sie da, wenn sie wach wird. Sie wird jemanden brauchen, der ihr hilft damit klar zukommen, dass sie all ihre Macht und Unsterblichkeit verloren hat." Wieder nickt er und nimmt seine Tochter auf die Arme. Wir machen uns ebenfalls auf den Weg nach Hause. Dado trägt seinen verletzten Schatz und Palle zerrt Derek hinter sich her. Er will ihn gleich bei der Polizei abgeben und seine Aussage machen.

Ich bin den ganzen Weg zurück sehr nachdenklich. Das war heute mehr als knapp, dass ich mit meinem Leben davon gekommen bin. Mir hat der Gedanke zu sterben nie wirklich Angst gemacht, aber jetzt seit ich Jenn kenne und ich sogar Vater werde, hat sich alles geändert. Ich muss mir Gedanken machen, wie ich meine Familie und mich vor solchen Zwischenfällen besser schützen kann. Ob ich auch diese Tricks, wie sie Emillia angewandt hat, erlernen könnte? Ich werde mich auf jeden Fall darüber schlau machen.