5:45 Uhr, MontagVerdammt! Dieser Wecker, wenn ich nochmal diesen Ton höre, dann lernt mein Telefon fliegen.
Auf einmal wird mit einem gewaltigen Knall meine Zimmertür aufgemacht und meine Mutter übernimmt die Rolle meines Weckers.Nachdem sie ihren Paradenwürdigen, strengen und volltönigen Weckruf beendet hat, sagte sie nur noch: „Wir sehen uns um 0600 in der Küche."
Meine Familie passt nicht so ganz in das -leider noch- Stereotypische Familienbild, wie man es wahrscheinlich kennt. Meine Mutter ist Soldatin, währrend mein Vater zu Hause bleibt und mich, sowie meine Schwester und meinen Bruder, versorgt.
Meine Schwester ist 8 Jahre jünger als ich und mein Bruder ist ein Jahr älter. Zusammen sind wir unerträglich, denn es gibt jeden Tag Stress. Mal klaut meine Schwester was von meinem Bruder oder mir und wir streiten uns... Naja eigentlich streiten wir uns wegen allem.
Ich selbst bin 18 Jahre alt und mache zurzeit meinen Schulabschluss. Mein Bruder steckt in seiner Findungsphase und meine Schwester, ist meine Schwester.Es ist mittlerweile 6:00 Uhr morgens und mein Vater hat uns unsere Lunchpakete vorbereitet. Meine Mutter wartet schon sehnsüchtig in der Küche um mit uns den täglichen Morgenappell durchzuführen. Okay, ich finde es lächerlich aber wenn es ihr wichtig ist, dann mach ich es einfach. Seitdem sie bei dem Militär dient sieht sie uns auch mehr und mehr als ihre Komparnen. Manchmal verletzt einem dies, weil sie schnell zu einem emotional kalten Stein werden kann aber im Großen und Ganzen sind wir alle sehr stolz auf sie. Stramm stehen wir alle da und hören ihr zu, bis sie letztlich die erlösenden Worte: „Abmarsch" von sich gibt. Jetzt ist es Zeit für die Schule.
Ich besuche ein privates Gymnasium und zurzeit befinden wir uns in der Vorbereitungszeit auf unsere Prüfungen. Allerdings muss ich jeden Tag 1,5h mit dem Bus zur Schule fahren. Allein der Gedanke daran lässt meinen Körper schon förmlich zittern. Meine Härchen auf meinen Armen stellen sich steif und in meine Augen fließt Tränenflüssigkeit schneller als jeder Superjet.
Ich sehe den Bus ankommen und unterdrücke schnell meine Gefühle. Mein Gesicht ist kreidebleich. Meine Mundwickel fest verankert und meine Augen starren geradeaus. Leblos ist mein Blick. Wenn man meine Aufen genaustens betrachten würde, würde der Spiegel meiner Seele dem zerbombtem Nachkriegsdeutschland ähneln. Trostlos. Gebrochen. Zerstört.
Ich betrete also den Bus und begrüße den Busfahrer freundlich. Meine Hände begeben sich zu meiner blauen Jacke und kramen in der Jackentasche nach meiner Fahrkarte. Meine Nervosität steigt und zunehmend auch der Druck jetzt bloß keinen Fehler zu machen. Unter den prüfenden Blicken meiner Mitschüler, finde ich sie endlich. Ich begebe mich schleunigst zu meinem Platz und setze meine Kopfhörer auf. Ich höre mir Beethovens „Für Elise" an, da ich mich auf die Talentshow vorbereite, welche in einem Monat stattfindet. Neben Gitarrenunterricht, nehme ich auch Klavierstunden, denn Musik ist für mich der perfekte Ausgleich zu meinem Alltag, besonders wenn ich selbst musiziere.
Doch plötzlich wird der Musikfluss, welcher meine Ohren voll und ganz befriedigt, gestört. Nicht nur das, ich bemerke wie man mir ruckartig die Kopfhörer von meinem Kopf zieht.
„Ey, was soll das?" sage ich mit zittriger aber trotzdem noch selbstbewusster Stimme.
„Deine Schwulenpornos kannst du dir auch woanders anhören bzw. anschauen!"
„Echt mal, geh doch zu den Fags in den Wäldern!"
„Oder willst du unsere Schwänze blasen, Schwuchtel!"Völlig überfordert versuche ich zu erörtern was das Problem ist doch auf einmal setzt sich einer der Jungs neben mich und verteidigt mich.
„Ey Jungs, es reicht! Lasst ihn doch in Ruhe! Er schaut weder Pornos, noch will er irgendeinen Schwanz blasen!"
Meine Mundwinkel begeben sich allmählich nach oben und ein kleines Schmunzeln taucht in meinem Gesicht auf. Endlich mal jemand der mich verteidigt.
Ich will mich gerade bei ihm bedanken, doch dann packt er meinen Kopf mit seiner großen Hand und zieht ihn zu sich. Ich versuche mich zu wehren und gegen ihn anzukämpfen, allerdings hält mein Hintermann meine Arme fest hinter meinem Rücken. Mein Nachbar packt seine Hand an meinen Hinterkopf und drückt ihn fest in seinen Schritt. Jedesmal drückt er mit seiner Hand meinen Kopf im Sekundentakt gegen seinen Schritt.
„Außer meinen Schwanz!" ruft er stolz.
Ein lautes Gelächter bricht aus.
„Na gefällt dir das? Soll ich meine Hose ausziehen? Du dreckige Sau!"
Er lässt meinen Kopf los, und stößt meinen Körper so doll zur Seite, dass mein Kopf gegen die Fensterscheibe knallt. Die Scheibe vibriert und mein Kopf startet zu pochen. Ich spüre förmlich die Vibrationen der Scheibe durch meinen Körper ziehen. Von meinem Schädel, durch meine Venen, von Kopf bis Fuß. Der Schmerz zieht hinterher. Es fühlt sich an wie tausend Wespenstiche auf ein und der selben Stelle.
Plötzlich schmeißt jemand meine Kopfhörer in meine Richtung. Sie treffen mich. Die Kopfhörer fliegen in mein Gesicht.
„Sogar zum fangen zu blöd" schreit einer der ungebildeten, kleinhirnigen, homophoben Jungen.
Getroffen von den Aktionen, den Worten und der Schmerzen kann ich mein Pokerface nicht mehr aufrecht erhalten. Ich breche zusammen. Mein Augenlicht wird durch meine komplett vernassten Augen so gebrochen, dass ich nichts mehr sehen kann. Tränen fließen aus meinen Augen. Mit jeder Träne verliere ich ein Stück von mir selbst. Jede Träne ist schlimmer als jeglicher Schmerz den ich gerade erfahre. Mein Gesicht ist komplett überflutet, als würde die Dusche gerade in mein Gesicht regnen. Ich setze meine Kopfhörer wieder auf, damit ich alles andere vergessen kann. Trotzdem kann ich nicht mehr aufhören zu weinen. Ich fühle mich leer, benutzt und einfach nur schlecht. Mein Inneres ist schwarz, meine Seele hat mich wahrscheinlich schon verlassen, wie Jesus seine Höhle. Ich kann nichts empfinden. Alles scheint auf einmal wertlos und nutzlos.Jetzt spüre ich zwei Hände auf meiner Schulter, aber als ich mich umdrehen will ist es zu spät, Ich werde in meinen Sitz gepresst. Meine Mitschüler fangen an mich zu schlagen, sie bespucken mich. Erniedrigung kann man das nicht mehr nennen. Sie wollen mich leiden sehen, sie wollen das ich für etwas büße, woran ich nicht Schuld bin.
Jerome schaut mich auf einmal an und sagt: „Und das ist für Rafael!"
Er schlägt zu und trifft mein linkes Auge. Kurz danch schlägt er in meinen Bauch. Ich krümme mich zusammen uns spucke auf meine Hose. Vor Schmerz ist mir egal was ich gerade mache, ich will nur das es vorbei ist. Ich sehe wie ich Blut spucke. Es läuft förmlich aus meinem Mund auf meine Hose. Der Schmerz durchläuft meinen Körper und ich liege nur noch auf den Sitzen und versuche alles um mich herum auszublenden.
„Schaut mal wie er da liegt, wie ein kleines Baby! Tja das hast du davon! Wenn du denkst das war es schon, dann hast du dich geschnitten. Du wirst bluten für Rafael!" drohte Jerome in seiner tiefen, bedrohlichen Stimme.
Ich weine immernoch, unterbrochen werde ich nur durch den starken Husten wegen der Schmerzen. Wie soll ich den Tag heute nur überleben?Oh man, die werden mich zerstören, dabei weiß ich doch auch nicht wie das passieren konnte. Warum musste Rafael das tun? Und warum hat er es mir angetan? Ich vermisse ihn so sehr. Ich kann das einfach nicht. Ich fühle mich beklemmt und verletzt. Mein Körper sagt mir, dass ich es noch nicht verarbeitet habe. Jedes Mal wenn ich daran denke, stirbt ein Stück von mir.
Die Tränen werden stärker. Blind vor Wasser schließe ich meine Augen und warte nur darauf bis der Bus endlich an der Schule ankommt.Wie es weiter geht erfahrt ihr demnächst.
Ich hoffe es gefällt bis dahin, gern nehme ich Tipps an. Es ist meine erste Story und ich bin kein guter Geschichtenschreiber, also seid nicht so streng... Und Schreibfehler sind immer dabei.
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Vom Insider zum Außenseiter - Was Hass und Liebe machen können
RandomMartin wird gemobbt von seiner gesamten Schule und alles nur wegen Rafael. Die Mobbingattacken gehen weit, zu weit? Ein Insider wird zum Außenseiter und Liebe spielt dabei auch eine große Rolle. Lohnt sich das alles? Martin wird viel erleben. Bes...