Die Verhandlung dauert nicht lange. Lediglich eine Stunde muss ich ausharren und mir das alles anhören. Mein Anwalt, der vom MI5 gestellt ist, entkräftet den Vorwurf, ich hätte Louis entführt, ziemlich schnell. Dazu kommt, dass Louis auch selbst eine Aussage zu meinen Gunsten macht.
Stockend erzählt er im Zeugenstand davon, wie er mich niedergeschlagen hat und dass er freiwillig mit mir gekommen ist. Er berichtet knapp von unserer Reise und beschreibt, dass ich mich gut um ihn gekümmert hätte. Die gefälschten Ausweise erwähnt er nicht und auch was zwischen uns passiert ist, wird nicht öffentlich gemacht.
Mr Tomlinson hört sich Louis' Aussage reglos an, doch seine Kiefer mahlen trotzdem verärgert, als die Anklage wegen Einbruchs vorgelesen wird. Man sollte meinen, es müsste ihm egal sein, schließlich habe ich lediglich Drucke gestohlen und ihm ist kein Schäden entstanden, außer dem aufgebrochen Schloss am Fenster, durch das wir eingestiegen sind.
Der soll sich nicht so anstellen.
Louis sieht während der ganzen Zeit immer wieder in meine Richtung und lächelt kurz, als er meinen Blick bemerkt. Wie klein er aussieht. Wie ein Schüler, der sich eine Standpauke beim Rektor abholen muss und seinen strengen Vater dabei hat. Ganz ehrlich, es hätte ihm nichts besseres passieren können, als dass ich bei ihm eingebrochen bin. Er musste dringend Abstand von seinem Onkel bekommen, doch jetzt sitzt er wieder neben ihm und ich habe Angst, dass der Überwachungswahn von Mr Tomlinson jetzt noch schlimmer wird.
Louis wirkt neben seinem Onkel nämlich leider nicht so, als könne er sich sonderlich gut gegen ihn wehren."Erheben Sie sich bitte", fordert der Richter uns auf und wir stehen für den Urteilsspruch auf.
Louis sieht nervös aus, ich bin jedoch vollkommen ruhig und als ich auf ein Jahr Bewährung verurteilt werde, zucke ich nicht einmal mehr mit der Wimper. Es kam genau so, wie Menzies es vorhergesagt hat und kann das Gebäude als freier Mann verlassen.Am Eingang wartet ein Mitarbeiter des Gerichts auf mich und gibt mir einen Beutel mit meinen Privatsachen, die man aus dem Gefängnis geholt hat. Ich bin sicher, dass Menzies dahinter steckt, ziehe die Kordel des Beutels auf und bin nicht verwundert, neben meinem eigenen Zeug auch das Handy und eine Pistole darin zu finden.
Jetzt geht es also los.
Jetzt startet die Operation und wie vereinbart macht sich Menzies so schnell aus dem Staub, dass ich mich nicht einmal mehr verabschieden kann.
Doch es ist gut so. Sollte man mich beobachten und Menzies erkennen, wäre das kontraproduktiv.Auch zu Louis sollte ich jetzt nicht mehr gehen, doch ich denke das ist ganz im Sinne seines Onkels, denn er zieht Louis hinter sich her zum Auto. Mies gelaunt weil ich keine schlimmere Strafe bekommen habe, wirft er mir einen bösen Blick zu, wohingegen Louis traurig aussieht. Es tut weh, ihn ohne Info zurück zu lassen.
Ich kann verstehen, dass er traurig ist, denn ich hätte unter anderen Umständen natürlich noch mit ihm gesprochen. Aber ich muss jetzt schnell verschwinden, nach Hause und mich umziehen, bevor ich bei Forster auftauche.
Wie seltsam es ist, wieder in London zu sein. Vor allem, wenn man weiß, dass einem keine Polizei mehr folgt.
Ich habe fast schon das Gefühl, als sei ich monatelang weg gewesen. Die Straße kommt mir fremd vor und ich habe mich schon so an das Aussehen der venezianischen Gebäude gewöhnt, dass mir die typischen, britischen Hausfassaden aus Backstein ganz ungewohnt vorkommen.Zurück in meinem Viertel ist es allerdings dann doch wieder ähnlich, wie in Venedig, denn die Fassaden sind schäbig und Haustüren, sowie Fenster weisen eine ganze Menge Schäden auf, die nächtliche Randalierer dort hinterlassen haben.
DU LIEST GERADE
Thin Ice • Buch II (Two Hearts Reihe)
FanficFortsetzung von 9-2-9 [Teil 1 muss gelesen werden, sonst ist das Verständnis hier ein wenig eingeschränkt] Dünnes Eis Das ist es, worauf sich Harry bewegt, als er nach seiner Festnahme zurück nach London kommt. Forster hat ihn im Blick und seine näc...