Endlich haben wir uns sehen können, nach langer Zeit, ich bin mit dem Auto in dieses gottverlassene Nest am Rande meiner Welt gefahren, habe mein Auto geparkt und kam ihr als Überraschung auf ihrem Weg von der Arbeit nach Hause entgegen. Zuerst hat sie nicht geglaubt, dass ich es bin, je näher ich kam, umso mehr wandelte sich ihr Blick von nachdenklich in ungläubig und dann in ein helles Strahlen, wir fielen uns in die Arme, hielten uns ganz fest, natürlich bekam ich den obligaten Stoß in die Rippen von ihr - - "Verrückter Kerl!" hat sie gesagt, und "Spinner!" und gestrahlt dabei - - und wenn ich die Augen schließe spüre ich immer noch ihren Atem an meinem Ohr, rieche ihren Mantel und habe ihre Haare im Gesicht, und sehe ihre tiefen braunen strahlenden Augen vor mir, ein goldener Moment.
Nachdem wir uns begrüßt hatten gingen wir flotten Schrittes in Richtung ihrer Wohnung. Müde war sie - es war ein langer Arbeitstag gewesen mit anstrengenden Kunden und stressigen Telefonaten, und Hunger hatte sie auch.
Bei ihr zu Hause angekommen durfte ich mich hinsetzen, in ihrer spartanisch eingerichteten und blitzsauberen Wohnung, sie hat gelacht, weil ich mir intuitiv den Platz genommen habe, auf dem sie immer sitzt. Ich bekam einen Verdünnungssaft - mir war nicht nach Alkohol und sie verschwand um sich umzuziehen. Das Warten hat sich gelohnt, in einem weiten Kurzarmtop und einer engen Jeans kam sie zurück und dann saßen wir zusammen und hatten uns endlos viel zu erzählen, zwischendrin kochte sie Tee und brachte eine einfache Jause auf den Tisch - sie meinte, wenn "frau" alleine wohnt, hat man nicht viel daheim - es reichte locker für uns beide - Vollkornbrot, Bergkäse und Schinken - und dann wurde ihr Bullerofen angeheizt - mit geübter Hand schlichtete sie kleingehacktes Holz auf eine zerknüllte Zeitung, darauf gleich größere Holzscheite und während meine Blicke noch über ihre Beine und ihren Knackarsch wanderten, knisterte schon das Feuer im Ofen, und nicht nur dort, ich umarmte sie und wir küssten uns am Ofen und bald saßen wir Hand in Hand auf ihrer Couch und schauten ins Feuer und erzählten uns pausenlos Dinge - sie war so neugierig und hing bei jeder meiner Geschichten an meinen Lippen - - und durch ein Fenster konnte man den Halbmond sehen - er war gerade aufgegangen und stand sehr hell am Himmel.
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Halbmond
RomanceEin Halbmond steht tief am Horizont am Morgenhimmel und während ich zur Arbeit radle, mit leichtem Gegenwind im Gesicht, kommen Erinnerungen hoch, an einen anderen Halbmond, der genauso tief über dem Horizont stand und genauso blass leuchtete, nur w...