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Wir gingen zu Sarahs Zimmer und dort empfingen mich schon ihre Eltern und Lynn.
Alle drei sahen verheult aus und das brach mir noch mehr das Herz.
Sarah wurde hier einfach gebraucht....

Nach kurzer Begrüßung atmete ich tief durch und betrat dann das Zimmer von ihr alleine.
Ich hatte darum gebeten, ich wollte mit ihr alleine sein, so egoistisch das jetzt auch war.
Ich lief langsam zu ihrem Bett und da lag sie.

Sie hatte die Augen geschlossen, überall waren Schläuche und in ihrem Gesicht waren einige Schnitte und Blessuren und trotzdem war sie einfach noch das schönste Mädchen auf dieser Welt.
Sie sah trotzdem noch wie ein Engel aus.

Langsam setzte ich mich an ihr Bett und nahm ihre Hand, die so kalt aber auch so warm schien.
Mein Engel lag hier, so völlig verschrammt und doch so wunderschön.
Tränen liefen mir wieder über die Wangen als ich anfing zu sprechen. Mir wurde gesagt, dass ich mit ihr reden soll, da Komapatienten anscheinend alles hören würden.

>1 Woche später<

Seit sieben Tagen ging ich nun täglich zu Sarahs Bett, brachte ihr Blumen mit, damit der Raum nicht so kahl aussah und erzählte ihr Geschichten.
Die Ärzte sagten, dass sich ihr Zustand mehr und mehr stabilisiert und dass es nur noch eine Frage der Zeit war, dass sie aufwacht.

Ich vermisse sie.
Ich vermisse ihr Lachen, ich vermisse ihre Umarmungen.
Ja, sogar ihr Augenrollen, wenn ich mal wieder einen meiner Sprüche raushaute, vermisste ich.
Die Zeit in der ich nicht im Krankenhaus war, verbrachte ich mit Lynn.
Durch sie konnte ich auch langsam den Verlust unseres Babys verkraften und durch sie hatte ich auch einen Entschluss gefasst.

Als ich nachhause kam, hatte ich gesehen, was Sarah vorhatte und das brach mir so mein Herz.
All sie Mühe, die sie sich gemacht hatte und all das nur wegen mir, damit wir wieder ein glückliches Paar werden.
Sie hatte das nicht verdient und daher wollte ich unseren Start ins Glück in die Hand nehmen.

Mit einem großen Strauß roter Rosen betrat ich das Zimmer von Sarah und wurde von dem gleichmäßigen Piepen, das ihren Herzschlag ausmacht, empfangen.
Ich stellte die Blumen in die Vase und setzte mich wieder an ihr Bett.
Ich nahm ihre eine Hand und strich mit meiner anderen Hand sanft über ihre Wange ehe ich zu sprechen begann.

„Hallo, mein wunderschöner Engel...,
ich bin schon wieder hier..., Sarah, ich vermisse dich so sehr.
Ich brauche dich in meinem Leben und... und ich will dich nie wieder hergeben.
Du hast das nicht verdient, du hast es nicht verdient hier zu liegen nach allem, was du durchgestanden hast.
Du hast diese Schmerzen nicht verdient und du hast diesen Verlust unseres Babys nicht verdient.
Du bist viel zu gut für diese Welt, mein Engel...", ein paar Tränen rollten meine Wangen hinunter und ich küsste ihren Handrücken.

„Du musst wieder aufwachen, mein Schatz. Wir brauchen dich hier alle.
Mai und Marco, Lynn und deine Eltern.
Ich brauche dich, Sarah. Ich brauche dich so sehr in meinem Leben.
Wer soll mir denn sonst einen Schlag auf den Hinterkopf verpassen, wenn ich mal wieder die versautesten Gedanken auf Erden habe.
Oder wer kann in mir die Gefühle auslösen, wie du es machst.
Die Antwort ist Niemand, Sarah.
Niemand kann dich ersetzen, weil du so einzigartig bist.
Kein Mensch ist wie du und niemand kann deinen Platz in meinem Herzen einnehmen. Du hast mich einfach verzaubert mit deiner eigenen Art. Mit dir, Sarah.
Ich würde um kein Geld der Welt dich hergeben, weil das wäre genauso wie wenn ich nicht selbst umbringen würde."

Ich lachte leicht auf und wischte mir übers Gesicht:
„Schon verrückt, dass man so viel für eine Person fühlen kann, oder? Und wie abhängig man von einer Person werden kann.
Ich wollte nie abhängig von jemanden werden, aber ich wurde es.
Ich würde abhängig von deinem Lachen, von deinem Körper, von dir, Sarah.
Und ich möchte, nein, ich will nicht ohne dich leben. Du bist einfach mein Leben, du bist meine kleine Welt und ich will, dass du meine Zukunft bist.
Ich will mit dir Kinder haben und ich will dich heiraten... und ich weiß, wenn du aufwachst, werden es hatte Monate, wenn nicht sogar Jahre, denn du musst auch den Verlust von unseren Baby verarbeiten, aber du hast mich.
Und wir werden das gemeinsam machen, Sarah.
Gemeinsam für immer."

Ich holte tief Luft und kramte dann in meiner Hosentasche nach der kleinen Box.
„Ich weiß, dass du im Koma liegst, aber ich kann einfach nicht mehr warten und vielleicht wird dich diese schönen Worte aus deinem Koma rausholen und dich mir zurückbringen.
Ich liebe dich, Sarah Gerber und ich will kein Leben ohne dich und daher frage ich dich, ob du mich heiraten willst und meine Frau werden willst.
Ich weiß, dass ich keine Antwort bekomme, aber ich werde warten, Sarah.
Ich werde auf dich warten, so wie ich es all die Jahre gemacht habe, mir wurde das nur erst jetzt bewusst.
All die Jahre habe ich nur auf dich gewartet."

Ich klappte die Box auf und betrachtete den Ring, der sich in dieser verbarg.
„Der Ring würde dir sicherlich gefallen.
Er ist schlicht aber wunderschön, einfach passend für dich, Engel."

Ich klappte die Box wieder zu und legte sie auf die kleine Kommode neben ihrem Bett.
„Ich muss jetzt wieder zum Training, mein Engel", mit diesen Worten stand ich auf und küsste sanft ihre Stirn, „vergiss nicht, dass ich dich liebe und bitte wach schnell wieder auf. Wir vermissen dich alle so sehr...."

Mit diesen Worten verließ ich wie sooft das Zimmer von Sarah und lief langsam den Flur runter zum Ausgang.
Nur diesmal war es anders.
Diesmal hatte ich ein gutes Gefühl.

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Ein extra langes Kapitel für das Ende der Lesenacht.
Ich hoffe sie hat euch gefallen und es war an manchen Stellen nicht zu kitschig.
Es tut mir wirklich leid, ich habe zum Schreiben Ed Sheeran gehört und da kann man schon mal sentimentaler werden.
Bis zum nächsten Kapitel :)

Love don't dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt