Letters to Home

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Andreas hatte gradeden Wagen vor die Garage geparkt und stieg aus dem schwarzen BMW aus,da kam ihm auch schon Steffi, seine Frau entgegen und hatte einen dicken Brief in der Hand. Andreas schluckte.Wenn so ein dicker Brief kam war er bestimmt von der Bundeswehr, das verhieß nichts gutes. Steffi blickte ihn traurig an, nein. Hatte sie ihn schon geöffnet und wusste was los ist? Andreas fing an zu zittern und strich sich die dunklen Locken aus dem Gesicht. Vorsichtig nahm er den dicken Brief aus Steffis zarter Hand und besah sich den Absender, es war tatsächlich die Bundeswehr. War Chris gestorben? War er verletzt? Was war passiert? Andreas riss den Brief auf. Entgegen kamen ihn drei Blätter mit der unsauberen Handschrift seines Bruders ,erleichtert atmete er auf. Es war nur ein Brief den Chris vom Stützpunkt geschrieben hatte und der per Luftpost hierher gekommen war. Drei Blätter hatte Chris voll geschrieben Vorder und Rückseite und wenn Andreas sich nicht irrte war das Papier etwas wellig. Er nahm Steffi in den Arm und ging rein. Im Haus war es ruhig, die Kinder waren alle bei ihren Freizeitaktivitäten und so machte es sich Andreas auf der Couch gemütlich und fing an zu lesen.


Lieber Bruder,
ja ich lebe noch, ich weiß das wird dich überraschen aber bisher schlage ich mich hier ganz gut. Obwohl es anstrengend ist, nicht nur anstrengend es ist belastend Bruder. Ich sehe fast jeden Tag Menschen sterben...nicht nur Menschen sie sind meine Kameraden Bruder, sie sind für mich wie Brüder so wie du einer bist. Ich empfinde für sie nicht die Bruderliebe wie für dich Andreas aber ein tiefer seelischer Zusammenhalt weil wir hier so viel durchmachen. Ich darf dir ja gar nicht so viel von unserer Mission erzählen aber sei dir sicher Bruder, wenn wir wiederkommen sind wir nicht mehr die Menschen die wir vorher waren. Wir sind Engel, Engel in Tarn mit gebrochenen Flügeln denn der Tod begleitet uns stetig im Gleichschritt wenn wir hier durch die Wüste marschieren. Grade gestern sind wieder drei gefallen Andreas, ich kannte sie nicht wirklich aber der Gedanke das Mama und du vielleicht auch so eine Nachricht erhalten könntet bricht mir jeden Tag aufs neue das Herz ,denn hier dreht sich die Welt weiter, die Familien werden informiert und hier geht der Kampf und die Sehnsucht nach Frieden weiter. Aber was ist mit den Familien? Die haben einen Menschen verloren der ihnen so wichtig war und der wird nie wieder zurück kommen. Ich habe Angst Andreas, eine scheiß Angst das ich nicht mehr zurück komme, euch alleine lasse. Sonst warst du immer derjenige der mir meine Ängste nahm, aber du bist nicht hier und so sitze ich jetzt hier und weiß nicht wohin mit meiner Angst.Aber du hattest Recht Bruder, unsere Waffen machen uns zu den Mächten die darüber entscheiden wer hier lebt und wer stirbt. Auch ich musste meine Waffe einsetzen und habe getötet....es tut mir leid Andreas aber dein kleiner Bruder ist ein Mörder...den Jungen den ich erschossen habe war noch ein Kind, aber er wollte einen Kameraden erschießen da musste ich doch eingreifen. Keiner darf verletzt werden. Sag mir Bruder, kommst du damit klar das ich ein Mörder bin?........




So ging das die ganzen Seiten weiter, man merkte das Chris nicht mit dem Auslandseinsatz klar kam und Andreas fragte sich wirklich wer er sein würde wenn er wieder kam. War es dann noch sein Bruder der da vor ihm stehen würde? Andreas atmete tief durch und wischte sich die Tränen die sich gebildet hatten aus den Augen. Warum war Chris diesen Weg gegangen? Hätte er nicht irgend was machen können was weniger gefährlich wäre? Wem wollte Chris hier was beweisen? Andreas seufzte, packteden Brief weg und ging dann zu Steffi die oben die Kinderbetten machte. Er nahm sie fest in den Arm und gab ihr einen Kuss, neben seinen Bruder war sie sein größter Halt. Sie lächelte schwach.''Alles ok? Was schreibt Chris?'' Andreas lächelte leicht. ''Alles ok Schatz, Chris lässt dich grüßen und hat halt ein bisschen erzählt was er da drüben macht'' Steffi schaute Andreas ganz genau an. ''Ihm geht es scheiße oder? Er hat Heimweh und erlebt dort Dinge die nicht einfach sind oder?'' Andreas war erstaunt, er hatte Steffi nichts von all dem sagen wollen und trotzdem wusste sie es. ''Schau nicht so, ich kenne deinen Gesichtsausdruck wenn du dir Sorgen machst und wenn es Chris nicht gut geht und ich kenne Chris auch gut genug mittlerweile'' Andreas verzog das Gesicht. ''Ja es geht ihm nicht gut, er sieht Menschen sterben und hat sogar selbst schon einen erschießen müssen, das macht ihn fertig. Scheiße Steffi, ich würde ihm so gerne helfen'' Andreas kämpfte mit den Tränen und krallte sich vorsichtig an seine Frau. ''Das kannst du, sei einfach für ihn da wenn er wiederkommt Andreas, er muss fühlen das wir ihn dafür nicht verurteilen und das er damit nicht alleine ist'' Andreas nickte und ging dann nach unten weil er hörte wie die Kinder heim kamen.


Am nächsten Tag wachte Andreas mit dröhnendem Schädel auf, er hatte fast die ganze Nacht nicht schlafen können seine Gedanken hingen immer wieder bei Chris und diesem Brief den er Andreas geschrieben hatte. Andreas wollte ihm zurück schreiben aber was sollte man einen Menschen schreiben der grade mit sich rang und fast jedem Tag den Tod gegenüber stand? Den ganzen Abend war er wie ein wildes Tier um den Schreibtisch geschlichen und hatte darüber nachgedacht was man Chris schreiben könnte, er wollte ihm Mut zusprechen aber war das wirklich das was Chris hören wollte? Ein paar aufmunternde Worte? Oder würde er diese wohl falsch auffassen und als Hohn abspeisen? Ein stechender Schmerz beförderte Andreas wieder aus seinen Gedanken, dieser verdammte Kopfschmerz der sich drückend vom Hinterkopf nach vorne zur Stirn schob und dort gefühlt explodierte. Andreas wollte kurz genervt die Augen verdrehen aber selbst das verursachte solche Schmerzen das er das Gefühl hatte sein Kopf würde explodieren. Er atmete tief durch und setzte sich dann mühselig im Bett auf. Steffi schlief noch und so ging Andreas langsam in die Küche um sich einerseits krank zu melden bei der Schule und sich zwei Kopfschmerztabletten aus dem Küchenschrank zuholen. Als er den Anruf getätigt hatte und die Kopfschmerztablette genommen hatte legte er sich nochmal ins nun leere Bett, denn Steffi war  aufgestanden um die Kinder zu versorgen.

Nachdem Andreas noch einmal eine Runde geschlafen hatte fühlte er sich besser. Die Kopfschmerzen waren fast verschwunden und die Müdigkeit hatte sich auch aufgelöst. Er kuschelte sich grade noch ein bisschen mehr in die weichen warmen Kissen als Steffi ins Zimmer kam und sich an den Bettrand setzte. Vorsichtig nahm sie ihre Hand und malte mit den Fingerspitzen leichte Kreise auf seinen nackten Rücken. Andreas bekam eine Gänsehaut und schaute seine Frau an. ''Aufgestanden Schlafmütze es ist gleich 12, die Kleine kommt gleich aus der Schule'' Andreas lächelte kurz und stand dann auf um sich fertig zumachen.



Später am Abend klingelte bei Andreas das Telefon, auf dem Display sah er den Namen seiner Mutter. Sie hatte also auch einen Brief erhalten. Er meldet sich mit seinem Namen und schon klang aus dem Hörer die etwas weinerliche Stimme seiner Mutter. ''Andreas, hast du auch einen Brief bekommen?''Andreas nickte, sich dessen bewusst das seine Mutter das ja nicht sehen konnte ''ja'' antwortete er einsilbig und hörte wie seine Mutter ausatmete ''was hat er dir geschrieben?'' ''nichts besonderes'' Er hörte am genervten Schnauben das seine Mutter die Augen verdrehte. ''Andreas! Was hat dein Bruder dir geschrieben?''Jetzt lag es an Andreas die Augen zu verdrehen, was sollte er seiner Mutter jetzt sagen? Das er aus den Zeilen rauslesen konnte das sein Bruder ein emotionales Wrack war? Ganz sicher nicht, das würde sie nur aufregen und sie würden sich streiten. Seine Mutter reagierte nämlich immer etwas emotional wenn es um den jüngeren, der beiden Brüder ging. ''Mensch Mama, er hat mir halt geschrieben das es ihm gut geht, wir uns keine Sorgen machen sollen. Das Übliche eben, was soll er mir sonst erzählen er ist mitten in der Wüste soll er mir die Struktur des Bodens beschreiben oder was?'' Zugegeben Andreas war etwas schroff seiner Mutter gegenüber geworden aber es nervte ihn einfach. Er wollte nicht über den Brief reden, er musste erstmal selber fertig werden mit den geschriebenen Zeilen seines Bruders.''Entschuldige, ich ruf die Tage nochmal an'' und so beendete seine Mutter das Gespräch. Na toll, seine Mutter war sauer auf ihn. Das fehlte ihm jetzt auch noch. Aber er wollte einfach nicht über diesen blöden Brief reden, das war etwas, da wollte er wirklich erstmal selber mit klar kommen bevor er mit anderen darüber sprach.


Drei Tage später klingelte erneut Andreas Telefon, Der Einsatz für Chris war beendet.Er würde mit dem Totenflug zurück nach Hause kehren...........

Letters to Home Band 2Where stories live. Discover now