6 Stunden

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Schon als ich am morgen aufstand, wurde mir klar, dass der Tag anders war. Irgendetwas in mir spürte das schon. Ich meine es ist schon komisch genug, wenn man als 19 Jährige alleine mit seiner 4 Jährigen Schwester lebt, aber das Schicksal denkt sich wohl für mich immer neue Dinge aus. Aber wie gesagt ich stand auf und hatte ein flaues Gefühl im Magen. Ich ging ins Zimmer meiner kleinen Schwester, machte das Licht an und sagte nur "Guten Morgen und jetzt hopp hopp, du musst in den Kindergarten." Ich hatte immer Versucht ihr ein möglichst normales Leben zu bieten, was bisher auch Großteils funktioniert hatte. Als sich nichts in ihrem Bett regte und kein Geräusch ertönte, fühlte ich mich, als hätte man mir einen Eimer Wasser über den Kopf gekippt. Ihr ganzes Zimmer war verlassen. Ich dachte sie wäre vielleicht schon aufgestanden und durchsuchte im Eiltempo die ganze Wohnung. Mein Herz schlug währenddessen wie das eines Hamsters, aber ich gab nicht auf.

Als ich mein Handy griff, um die Polizei zu verständigen, hatte ich eine Nachricht. Sollte das ein Scherz sein? Ich fühlte mich wie in einem schlechten Krimi, hatte aber gleichzeitig immer noch riesige Angst um meine Schwester. Aber was konnte ich anderes tun, als jetzt die Nachricht zu lesen. "Na, hast du was verloren? Um es zu finden, musst du 3 Rätsel in 6 Stunden lösen. Bei jedem Rätsel kann ein Mensch sterben, wenn du versagst. Ach ja, du siehst deine Schwester nicht wieder, wenn du nicht in 6 Stunden weißt, wer ich bin und du die Rätsel gelöst hast. Solltest du versuchen die Polizei einzuschalten, werden du und deine Schwester eure Eltern schneller wiedersehen, als euch lieb ist." Jap, in diesem Moment brach meine Welt in 1000 Scherben, die sich in mein Gehirn bohrten.

Als erstes Rätsel erhielt ich Fünf seltsame Bilder. Auf allen waren nur Striche, die keinen Sinn ergaben. Doch dumm bin ich nicht. Ich kannte sowas, immerhin hatte ich schon einige Bücher gelesen. Ich druckte mir alle Bilder auf Folien aus und legte sie übereinander. Sie ergaben die Zahl 37, was mich schon irgendwie verwunderte. Ich hatte mit etwas wie einer Karte gerechnet. Sofort schickte ich meine Lösung ab und als nächstes Klingelte mein Handy. Geschockt nahm ich ab :"Hallo?". "F-F-Finde mich." Gab eine zitternde Stimme zurück. Ich kannte die Stimme nicht, aber mir war sofort klar, dass diese Person kein Entführer war, sondern ebenfalls eine bedrohte Person. "Was soll ich finden?!" Schrie ich zurück, da mir die Zeit wegrannte. "V-V-Viele Wörter, ein Mädchen, s-s-sie rettet ihre Sch-Schwester und s-s-stirbt dabei fast. D-Drei Teile u-u-und die Schwester stirbt am... am Ende." Ich brüllte die Frauenstimme an, was das sollte, was ich daraus denn jetzt wissen sollte! Doch ich hörte nur noch ein Schluchzen und der Anruf brach ab. "So eine beschissener Dreck, kann so eine Kacke nicht mal irgendwem passieren, der es verdient hat?! Als ob mein Leben nicht schon behindert genug wäre!", fluchte ich Lautstark durch die ganze Wohnung. Aber im Endeffekt hatte ich keine Zeit für Gefühlsausbrüche. Mir blieben noch 5 Stunden und Zwei Rätsel. Ich konzentrierte mich auf das, was die Frau gesagt hatte und kam relativ schnell auf das Ergebnis, dass es sich um ein Buch handeln musste. Für was sollten sonst "Viele Wörter" stehen? Ich recherchierte nach den anderen Infos, die mir die Frau gegeben hatte, doch es half nicht wirklich. Da ich nicht weiterkam, musste ich auf die altmodische Art suchen - In einer Bücherei. Ich fragte die Bibliothekarin, und die zeigte mir nur das Regal mit den Krimis und Dystopien. "Wow, wieso sind sie so hilfreich?" dachte ich mir, war aber höflich genug nur Danke zu sagen. Ich las ca. 50 Beschreibungen von Büchern, die alle nicht passten, bis ich endlich fündig wurde. "Tribute von Panem! Danke!" "Pschht!" Schallte es zu mir herüber. Ich lieh mir das Buch aus und schickte der seltsamen Nummer sofort den Titel des Buches. Erneut wurde ich angerufen und eine Männerstimme meldete sich :"S-S-Schreib auf :". Das einzige was in meinem Kopf vorging, war es Stift und Papier zu bekommen. Als ich endlich beides hatte, erwiderte ich "Los, los, sagen Sie schon!". Mit zitternde Stimme las der Mann vor :"12-1-4 und 243-65-2 und 275-73-5 und 174-3-1...". Er las 21weitere Zahlen vor, von denen wieder jeweils drei zusammenhingen. Das Telefonat endete und ich starrte mein Blatt an, als ob es mir einen schlechten Scherz erzählt hätte. Ich schlug meinen Kopf auf den Tisch, da mal wieder alles über mir zusammen brach. Ich durchlebte den Tod meiner Eltern aufs neue und der ganze Ernst der Lage wurde mir erneut klar. Sollte das ein Code sein? Was zum Teufel sollte das sein. Ich donnerte das Buch in die nächste Ecke und begann zu weinen. Sollte ich das alles wirklich weiter machen, oder es einfach aufgeben, die Polizei verständigen und getötet werden. Doch ich verdrängte den Gedanken so schnell, wie er gekommen war. Ich war es meiner Schwester schuldig, sie hatte es nicht verdient zu sterben. Und als ich das Buch ansah, traf es mich wie ein Schlag. Buchstaben! Es waren Buchstaben! Die erste Zahl war eine Seite, die zweite ein Wort und die dritte ein Buchstabe, aus dem Wort! Ich begann zu suchen und zu suchen, bis ich alle Buchstaben gefunden hatte. Ich setzte das Wort zusammen und als ich bemerkte, dass ich Recht gehabt hatte, viel mir ein Stein vom Herzen. Die Buchstaben ergaben das Wort "Maplestreet". Mein Handy klingelte nicht mehr, selbst als ich das Ergebnis abschickte. Nichts passierte.. Mir wurde klar, dass auch nichts mehr kommen würde und ich den Rest wohl oder übel selbst zusammensetzen musste. Aber das war nun wirklich nicht schwer! 37 und Maplestreet konnte nur eine Adresse sein. Ich rannte los, rannte beinah zwei Menschen um und sprang in mein Auto. Ich fuhr wie Irre und fand das Haus. Es war verlassen, also musste ich die Tür aufbrechen und ich sah sofort drei Menschen. Meine Schwester, eine alte Frau und einen Mann, mittleren Alters. Alle drei waren gefesselt und ihre Augen verbunden, also befreite ich sie schnellstmöglich und brachte sie raus. Ich war glücklich meine Schwester wiederzuhaben, hatte aber trotzdem Angst. Wer auch immer das war, lief dort draußen Frei herum und wusste so einiges über mich. Die ganzen Anrufe meines Chefs hatte ich auch den Tag über ignoriert, aber das war jetzt alles egal. Gerade als alle draußen waren klingelte mein Handy. Noch bevor ich irgendetwas erwidern konnte sagte eine Männerstimme "Ich bin stolz auf dich, von daher tut mir das Folgende schon leid..." Der Anruf brach abrupt ab und ein Knall ertönte. Aus dem Augenwinkel sah ich die Explosion, die von dem Mann ausgelöst worden war. Er muss unbewusst etwas explosives getragen haben. Aber es war schon zu spät. Alles flog in die Luft und was die Polizei fand, war kaum noch zuzuordnen...



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⏰ Last updated: Jul 29, 2018 ⏰

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6 StundenWhere stories live. Discover now