Das Wiedersehen

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I O L A N A

"Meine- Meine Frau ist hier eingeliefert worden, mit dem Krankenwagen." "Ganz ruhig, Sir. Wie heißen Sie?" "Noshimuri, Adam Noshimuri." "Und ihre Frau?" "Kona Kalakaua." Wie in Trance hob ich den Kopf und entdeckte Adam. Er stand mit verzerrtem Gesicht am Empfangstresen, die obersten Knöpfe seines hellblauen Hemdes waren offen, sein dunkles Jackett hatte er sich über den Arm gelegt. Sofort erhob ich mich und lief zu ihm, um ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter zu legen. Er zuckte zusammen und entdeckte mich, im nächsten Moment fand ich mich in einer festen Umarmung wieder. "Es tut mir Leid", hauchte ich den Tränen nahe, woraufhin Adam mich sofort losließ und überrascht anschaute. "Es war beim Zugriff auf Ikaika. Es tut mir unendlich Leid, Adam." Er schluckte und strich mir sanft über die Haare. "Es ist nicht deine Schuld. Wo sind denn die anderen?" Ich deutete hinter mich und wir gingen zusammen zu den Bänken, auf denen die gesamte Ohana saß. Bisher hatten alle geschwiegen, jetzt erhob sich Steve und umarmte Adam fest zur Begrüßung. "Ihre Schutzweste hat den Schuss abgefangen, aber er ging in Bauchgegend und sie ist zusammengebrochen. Mehr weiß ich noch nicht." Adam schluckte hart und nickte, dann schaute er kurz zu mir. "Wie geht es Iolanas Bruder?" "Danny hat auf ihn geschossen, als er auf Kono geschossen hat. Er wurde am Oberarm getroffen." Ich holte tief Luft und raufte mir die Haare, dann tigerte ich vor den Bänken auf und ab, während meine Gedanken Amok liefen. Wieder stand ich zwischen den Fronten. Kono war mittlerweile sowas wie eine Mutter für mich und ich könnte es mir nie verzeihen, wenn sie das Baby verlieren würde. Andererseits war Ikaika immer noch mein Bruder und ich konnte einfach nicht begreifen, dass er sich so sehr geändert haben sollte. Er hatte mich doch auch neulich in dieser Gasse gerettet. Also, zumindest glaubte ich, dass er es war. Ich seufzte tief, dann räusperte sich eine tiefe Stimme und ich schaute auf. Vor uns stand ein Arzt, die OP-Haube noch auf dem Kopf. "Dem jungen Mann geht es gut. Wir konnten die Kugel entfernen und die Wunde behandeln. Er ist bereits vernehmungsfähig." "Und Kono?" Entschuldigend schaute der Arzt Adam an. "Dazu kann ich nichts sagen, mein Kollege wird sie dann informieren. Ich kann lediglich höchstens drei Personen zu dem angeschossenen Mann bringen." Automatisch spannte ich mich an. "Er ist mein Bruder, ich würde gerne zu ihm." Für einen Moment wirkte der Arzt überrascht, dann nickte er und Steve und ich folgten ihm zu einem Aufwachraum. Als ich die Tür öffnete, zitterte meine Hand heftig und ich konnte es nicht abstellen. In meinem Inneren herrschte Chaos, ein wilder Sturm schien mich zerstören zu wollen. Aber dann hörte es auf einen Schlag auf, denn ich erhaschte einen ersten Blick auf die Person, die dort im Bett lag. Plötzlich wurde alles ruhig, fast schon unheimlich still. Ich spürte, wie die Tränen, die ich in den letzten Stunden erfolgreich verdrängt hatte, sich ihren Weg aus meinen Augen bahnten. Und dann gab es kein Halten mehr. Schluchzend lief ich auf das Bett zu und gewann die Aufmerksamkeit meines Bruders. Als er mich erkannte, weiteten sich seine Augen, dann streckte er so gut wie möglich seine Arme aus und ich ließ mich weinend hineinfallen. Für diesen Moment schien es nur uns beide zu geben, ich atmete gierig den vertrauten Geruch von Geborgenheit ein und vergaß, was ich in den letzten Wochen schlechtes über meinen Bruder gehört hatte. Als wir uns schließlich voneinander lösten, strich Ikaika mir sanft eine Haarsträhne hinters Ohr, bevor er mich liebevoll musterte. "Ich kann nicht glauben wie groß du geworden bist. Mein kleines Mädchen sieht richtig erwachsen aus." Ich schluckte und wischte mir über die Augen. "Ich kann nicht fassen, dass du lebst. Ich dachte ich sehe dich nie wieder." Mein Bruder nickte schwach, dann legte er den Kopf schief. "Wo ist Papa?" Erneut traten mir Tränen in die Augen. "Er ist tot. Sie hat ihn umgebracht." Ikaikas Augen weiteten sich entsetzt und einige Tränen liefen seine Wangen hinab, dann räusperte sich neben uns jemand. Erst in diesem Moment wurde mir bewusst, dass der Commander noch im Raum war. Ikaika spannte sich sofort an und versuchte sich etwas aufzurichten. "Es tut mir Leid, ich wollte Ihre Kollegin nicht anschießen! Ich hatte Panik und die Waffe lag auf dem Tisch. Bitte sagen Sie mir, dass sie nicht tot ist." "Sie hat eine Schutzweste getragen, aber Sie haben sie am Bauch getroffen und sie ist schwanger." Ikaika schluckte und starrte auf seine Hände, dann schaute er zu mir. "Du weißt wahrscheinlich, was ich in den letzten Jahren tun musste." Ich nickte leicht, dann konnte ich zum ersten Mal sowas wie ein Lächeln zustande bringen. "Aber ich liebe dich trotzdem, großer Bruder. Und falls du ins Gefängnis musst, komme ich dich regelmäßig besuchen und wenn du wieder draußen bist, dann besorgst du dir einen richtigen Job und wir ziehen zusammen in eine Wohnung oder so. Was meinst du?" "Das klingt gut, Kleine. Lässt du mich jetzt kurz mit dem Mann von Five-O alleine? Ich schätze er hat einige Fragen." "Natürlich. Aber danach habe ich auch noch ein paar Fragen. Du musst mir unbedingt alles aus den letzten Jahren erzählen, versprochen?" "Versprochen." "Indianerehrenwort?" Jetzt mussten wir beide lächeln, denn darauf hatte ich als Kind immer bestanden. "Indianerehrenwort." Ich hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Wange, dann verließ ich das Zimmer. Und dieses Mal kam das Chaos in mir nicht mehr hoch, alles blieb ruhig. Dafür löste sich das beklemmende Gefühl in meiner Brust langsam auf und trieb mir Tränen in die Augen. Bevor ich darüber nachdenken konnte, ließ ich mich an der Wand neben der Tür nach unten rutschen und begann bitterlich zu weinen. Alle möglichen Emotionen, die ich in den letzten Wochen durchlebt hatte, traten jetzt hervor und schüttelten mich durch. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu weinen, dann nahm ich neben mir plötzlich einen vertrauten Geruch war und spürte eine Hand, die meine ergriff und fest zudrückte. Ohne ein Wort legte ich meinen Kopf auf Naheles Schulter und er legte seinen Arm um mich und strich mir sanft über den Rücken, bis die Tränen versiegten und ich leicht lächelte. Er war einfach perfekt. Ich musste nichts sagen oder tun, er wusste immer, wie es mir ging und was ich brauchte. Ich liebte diesen Jungen.





Bitte lesen!

Das hier war das letzte Kapitel der Geschichte, es folgt nur noch der Epilog. Manch einem mag das jetzt überstürzt vorkommen, aber so ist es nicht. Ich habe das Ende der Geschichte von Anfang an vor Augen gehabt und ich bin eine Autorin, die ihren Lesern gerne die Chance gibt, die Geschichten in jedem einzelnen Kopf individuell weiterleben zu lassen💭
Ich hoffe diese Fanfiction hat euch gefallen, auch wenn sie sich nicht um einen Hauptcharakter der Serie gedreht hat😅

Außerdem kann ich stolz verkünden, dass ich bereits eine neue Fanfiction begonnen habe😌 Sie handelt jedoch nicht von Hawaii Five-O, sondern von Criminal Minds. Es würde mich freuen, wenn der ein oder andere sie lesen würde; das erste Kapitel wird erscheinen, sobald mir ein passender Titel eingefallen ist😅 Um euch schonmal einen kurzen Einblick zu verschaffen, folgt hier nun der Klappentext:

SSA Jessica Dexter wird zur BAU nach Quantico versetzt, um Emily Prentiss nach deren Wechsel zu Interpol zu ersetzen. Die sprachbegabte Agentin trifft überraschend auf ihren alten Freund aus Highschool-Zeiten, Derek Morgan, mit dem sie vor vielen Jahren ohne Begründung jeglichen Kontakt abbrach. Alte Gefühle kommen zurück, neue Gefühle entstehen und inmitten von Serienkillern und deren Geheimnissen, wird Jessica mit ihren ganz eigenen Geheimnissen konfrontiert.

Es würde mich sehr freuen, wenn ihr mal reinschaut, sobald sie online ist😊

Der Epilog von "You're my home" wird Mitte der Woche veröffentlicht werden!

_C_

You're my home (Hawaii Five-0 FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt