Kapitel #36

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Ich setzte meinen ersten Bauern voran und bereits nach den ersten Zügen erkannte ich, dass er auf jeden Fall besser war als ich. "Wieso meintest du, du kannst kein Schach spielen?", fragte ich, während er überlegte, welche Figur er als nächstes setzen sollte. Er schlug einen meiner Springer. Grinsend sah er auf. "Ich habe nie behauptet, ich könnte kein Schach spielen. Ich meinte, ich hasse es.", entgegnete er und wir fuhren einfach fort.
Nach und nach leerte sich das Feld, bis ich letztendlich geschlagen war und er mich Schach Matt stellte. "Du hast lange durchgehalten.", spottete er, als ich meinen König vorsichtig umkippte. Ich zog eine Augenbraue hoch und mir entfuhr ein sarkastisches "Ha ha ha".

Er ging um den Tisch und zog mich vom Stuhl hoch. "Auf was für Ideen kommst du eigentlich immer?", fragte er an mein Ohr und ich erschauderte. "Tut mir Leid. Ich bin nunmal nicht sehr kreativ in dieser Hinsicht.", sagte ich und sah zu seinen Augen auf, die mich abermals musterten. Mein Atem war unregelmäßig und er warf mich aus meinem Konzept. Immer wieder verunsicherte mich seine doch so ruhige Art und ließ das Blut schneller durch meine Adern fließen. "Was hast du jetzt vor?", hakte er mit hochgezogenem Mundwinkel und ein Grübchen zeichnete sich auf seiner Wange ab. Ich musste unwillkürlich schlucken und begann instant zu grinsen. Mir schoss etwas Röte ins Gesicht, die mich allerdings nicht aufhielt, ihn an seinem kurzen Haar zu mir herunterzuziehen und zu küssen. Das Gefühl seiner Lippen auf meinen war angenehm und weich und sein unwiderstehlicher Geruch stieg mir in die Nase.
Seine Arme waren um meine Taille gelegt und er zog mich zärtlich an sich heran. Er verströmte eine wohlige Wärme und langsam taumelten wir von unserem Platz. "Ich liebe dich.", hauchte er, während er den Kuss pausierte und ich war sprachlos.

Mir war bewusst, dass es eine besondere Verbindung zwischen einem Werwolf und seiner Mate gab, aber es schockierte mich trotzdem das so aus seinem Mund zu hören. In diesem Moment war ich nicht bereit es zu erwidern, auch wenn ich schon viel für ihn empfand.

~

Leise lachend fiel ich ins Bett und stieß mir ausversehen den Kopf, weswegen ich mich nochmals aufsetzte. Mit einer Hand an meinem Kopf lachte ich weiter und rieb kurz über die betroffene Stelle.

Es war zu herrlich gewesen.
Mom war überpünktlich nach Hause gekommen, als wir die Zeit vergessen hatten und Cameron war samt seines Rucksacks und seinen Schuhen in der Hand durch ein weit offenes Fenster gesprungen, als sich der Schlüssel bereits im Schloss gedreht hatte.
Abends aßen meine Eltern und ich ganz normal unser Abendbrot und erzählten ein wenig von unserem Tag. Die Details meines Nachmittags ließ ich aus und nun saß ich auf dem Bett, amüsierte mich und sah nochmals in meine Hefter, um mich auf den Unterricht vorzubereiten.
Ich hörte noch ein Klingeln der Haustür, reagierte allerdings nicht und machte mich später Bett fertig.

Unter dem Wolfsmond [ABGESCHLOSSEN] (Fortsetzung folgt) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt