Kapitel 2

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Kapitel2

Leonies P.o.v.:

Am nächsten Morgen wartete ich in der Lobby auf Wincent. Er würde in ungefähr zehn Minuten kommen und ich platzte fast vor Aufregung. Meinen Rollstuhl hatte ich nicht dabei. Mit den vielen Menschen war er viel zu sperrig und nervig, also konnte ich mich nur auf meine Krücken verlassen.Hannah würde heute Abend den Rollstuhl mit zum Konzert bringen,damit ich nicht so viel laufen musste.


Ich schaute an mir herunter um noch ein letztes Mal mein Outfit zu überprüfen. Ich trug meine weißen Chucks, eine blaue Jeans mit Löchern, das schwarze Crew-Tshirt, einen  dunkelgrauen Cardigan, dazu eine schwarze Beanie um meine Glatze zu verdecken. Alles in allem war ich echt zufrieden mit meinem Outfit, auf Make-up hatte ich komplett verzichtet.


Plötzlich wurde die Tür zur Lobby aufgerissen und herein kam Wincent mit einem weiteren Mann,wahrscheinlich sein Bodyguard. Mein Herz beschleunigte sich, man traf ja nicht jeden Tag sein Idol. Wincents Blick richtete sich auf mich und ein Lächeln umspielte seine Lippen.Wie konnte man nur so gut aussehen? Er kam auf mich zu, während ich aufstand um ihm die Hand zu schütteln. Womit ich jedoch nicht rechnete war, dass er mich kurz in die Arme nahm. Mein Herz war kurz vorm explodieren.


„Hi, ich bin Wincent.",begrüßte er mich nach der Umarmung.


„Leonie", gab ich daraufhin nur schüchtern zurück. Vor lauter Schock konnte ich keine ganzen Sätze mehr formen.


„Wollen wir dann los?",fragte er mich nach einer kurzen unangenehmen Stille, die sich zwischen uns ausgebreitet hatte.


Ich nickte während ich mir meine Tasche umhängte und meine Krücken nahm. Ich merkte wie er mich ansah, also hoffte ich nur, dass mir jetzt nichts peinliches passiert. Wincent hielt mir die Tür auf und schon hatten wir das Hotel verlassen.


„Ich habe mir gedacht,wir könnten erst das Brandenburger Tor ansehen, das ist fünf Minuten von hier entfernt. Dann können wir uns was zu essen holen und uns irgendwo hinsetzten, danach zeig ich dir den Tourbus und den Backstagebereich und dann ist ja auch schon das Konzert. Ist das in Ordnung?", fragte er mich. Anscheinend war  er auch nervös, denn er überschlug sich fast beim Reden.


„Ja klar.",antwortete ich ihm und brachte sogar ein Lächeln raus.


„Du kannst mich alles fragen, was dich interessiert."


Ich hatte so viele Fragen an ihn, war mir aber nicht sicher, ob er die auch wirklich beantworten wollte. Immerhin war ich ja eine Fremde für ihn. Ich würde auch nicht wollen, dass mir eine Fremde persönliche Fragen stellt.


WincentsP.o.v.:

„Vermisst du deine Familie sehr, wenn du auf Tour bist?", fragte mich Leonie neben mir. Sie sah mich mit ihren großen grünen Augen erwartungsvoll. Mit ihren Sommersprossen, die im ganzen Gesicht verteilt waren, sah sie so natürlich und unschuldig aus. Noch nie hat mich ein Mädchen so angezogen.

„Ja, vor allem, weil ich vieles verpasse. Ich kenne die Freunde meiner Schwester nicht wirklich und weiß auch nicht, was gerade so in der Schule los ist.Wir skypen und telefonieren zwar, aber das ist trotzdem was anderes."


An manchen Tagen vermisste ich meine Familie mehr an manchen weniger. Wenn ich viele Termine hatte, war das eine gute Ablenkung.


„Kann ich verstehen,ich weiß nicht ob ich so weit von meiner Familie weg sein könnte.",antwortete sie mir. Da ich nicht mehr wusste was ich sagen sollte,richtete ich meinen Blick nach vorne. Wir waren schon am Brandenburger Tor angekommen. Vorsichtshalber zog ich die Mütze meines Hoodies tiefer in mein Gesicht, damit mich niemand erkannte.


„Schau", sagte ich zu Leonie und zeigte auf das Tor. Sie betrachtete es beeindruckt,wahrscheinlich sah sie es heute zum ersten Mal. Ich habe es schon mal gesehen. Vor einem halben Jahr hatten wir schon ein Konzert in Berlin und da habe ich es schon gesehen. Damals war es für mich auch beeindruckend, da man es immer im Fernsehen an Silvester sah. Aber wenn man das erste Mal davor stand, kam es einem gleich viel viel größer vor. Mir ging es zumindest so.


„Kannst du ein Foto machen, wie ich vor dem Tor stehe?", fragte mich das hübsche Mädchen von der Seite während sie schon die Kamera auf ihrem Handy öffnete. Ich nickte und sie drückte mir ihr Handy in die Hand. Ihre Krücken legte sie neben mir auf den Boden und humpelte vor, sodass sie direkt vor dem Brandenburger Tor stand. Ich knipste ein paar Bilder von ihr und sie kam wieder zurück gehumpelt und sah sie sich an. Sie sind gut geworden. Leonie hob ihre Krücken wieder auf und wollte danach ihr Handy wieder nehmen, als mir eine Idee kam. Ich zog meine Hand zurück und wechselte die Kamera zur Innenkamera. Verwundert sah sie mich an. Ich stellte mich näher zu ihr, richtete das Handy auf uns und machte ein Bild.


„Das ist echt schön geworden.", sagte Leonie und auch ich betrachtete das Bild genauer.Sie hatte Recht. Wir beide haben gelächelt und es waren keine dieser Fake-Lächeln, sondern echte.


„Kannst du mir das schicken?", fragte ich sie.


„Ich kann es dir über Instagram Direkt schicken, aber ich weiß nicht ob das so gut funktioniert.", antwortete sie mir.


„Ich kann dir auch einfach meine Nummer geben." Normalerweise gab ich meine Nummer nicht so einfach raus. Ein Fan hatte schon mal meine Nummer herausgefunden und dann habe ich hunderte Nachrichten erhalten, also musste ich mir eine Neue machen. Aber bei ihr hatte ich nicht das Gefühl, dass sie sowas machen würde. Ich vertraute ihr.


„Sicher?", fragte sie noch einmal ungläubig nach.


Ich nickte, zog mein Handy raus und las ihr meine Nummer vor. Als sie mich eingespeichert hatte, schickte sie mir gleich das Bild und ich speicherte sie auch ein.





„Wollen wir dann hier was essen?", erkundigte ich mich bei ihr. Ich konnte sehen, dass ihr das Laufen und Stehen langsam zu anstrengend wurde.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 13, 2019 ⏰

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