Kapitel 3

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Liebe Katie,
ich weiß, dass du eigentlich nicht mit mir sprichst, weshalb ich dir auch einen Brief schreibe und nicht persönlich mit dir rede. Hoffentlich ändert sich das wenn du das hier gelesen hast!
Es ist mir klar, dass es ganz schön blöd von mir war, Lesley anstelle von dir für die Mannschaft zu nehmen. Natürlich spielst du um Welten besser als sie, aber das war ja auch nicht der Grund weshalb ich dich nicht genommen habe ,sondern weil du letztes Jahr eben noch ganz neu warst und man in der Regel nie Erstklässler aufnimmt. Jetzt bist du ein Jahr älter und weißt ja wie es in Hogwarts zu geht. Deshalb möchte ich auch das du in der zweiten Schulwoche unbedingt an den Auswahlspielen teilnimmst, weil du wirklich gut bist. Versprechen kann ich natürlich noch nichts aber deine Chancen dieses Jahr eine Jägerin zu werden stehen ziemlich gut. Also wäre es toll wenn du mein Angebot annehmen würdest und kommen könntest. ( Vielleicht bist du ja dann wieder soweit mit mir zu reden.) Hoffentlich trainierst du diesen Sommer noch kräftig!
Wir sehen uns zum neuen Schuljahr bis dahin alles Gute,
Herzlichst, Oliver

Sprachlos ließ Katie den Brief sinken und konnte einfach nicht fassen was sie da gelesen hatte.
„Was ist los? Ist der Brief mit einem Fluch belegt, der dein großes Mundwerk zum Schweigen gebracht hat?" , feixte Terry hämisch und riss ihr das Pergament aus der Hand. Aufmerksam überflog er die Zeilen und sah Katie dann ganz überrascht an.
„Wow, wie hast du das denn geschafft?" Ehrfürchtig starrte er Katie an.
„ Wie? So gut wie in der Quidditchmannschaft zu sein? Ich kann es ja selbst kaum glauben, dass Oliver mich doch für gut genug hält." , sagte Katie überrascht.
„Nein, ich meine doch wie du es geschafft hast, Oliver Wood ein ganzes Jahr lang zu
ignorieren. Das muss man erstmal schaffen!"
Über ihren Bruder konnte sich Katie immer wieder nur wundern.

Den Rest der Sommerferien verbrachte Katie von nun an draußen im Garten, wo sie bei Wind und Wetter Quidditch übte. Manchmal spielte Terry mit ihr, und sogar Isabel und Penelope erklärten sich an einem besonders heißen Tag dazu bereit, mit ihnen eine Partie zu spielen, weil ihnen, wie sie sagten, ein wenig Wind um die Nase gerade Recht komme. Aber da Penelope noch weniger gut fliegen konnte als Lesley Smith verlief das Spiel sehr chaotisch, weil Penelope als Hüterin einen Quaffel nach dem andern durchließ und ein Sieg für ihre Mannschaft chancenlos war. ( Mr Bell hatte von der Arbeit sein eigenes „Arkie Aldertons atemberaubendes Quidditchset" mitgebracht, das sogar Torstangen beinhaltete, die sich von selber ausfuhren, nur mit dem Unterschied, dass sie gerade mal 5 Meter hoch waren.)
Katie war sehr froh als ihr großer Bruder Ben in der letzten Ferienwoche zu Besuch kam und sich sehr viel Zeit für Katies Quidditchtraining nahm, zumal er einen ausgezeichneten Treiber abgab. „Man Ben, wieso hast du dir nicht einfach Quidditchspieler zum Beruf genommen, ich wette das dich sogar die Chuddley Channons nehmen würden so wie du den Klatscher rumschleuderst.", sagte Katie nach einem besonders intensiven Training als sie gemeinsam den sich wehrenden Klatscher zurück in die Holzkiste zwängten.
„Ich glaube das wäre nichts für mich", antwortete Ben lächelnd, „ du verdienst zwar eine Mengen Galleonen aber ich habe nicht das Gefühl mit diesem Beruf irgendwie nützlich zu sein. Weißt du, ich brauche einfach das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun. Und meine Ausbildung zum Heiler gefällt mir wirklich gut."
„Na ja ob nörgelnden Senioren den Nachttopf zu lehren unter die Kategoire Sinnvoll fällt ist meiner Meinung nach fragwürdig. Ich könnte mir in der Zukunft etwas Schöneres vorstellen."
„ Du übertreibst Katie, Heiler zu sein ist ein unglaublich vielfältiger und interessanter Beruf. Außerdem lernst du eine Menge dabei. Und die Bezahlung eines vollqualifizierten Heilers ist eigentlich ziemlich gut."
Katie zuckte nur die Schultern und beobachtete ein paar Süßwasserplimpys dabei, wie sie an einer besonders fetten Alge nagten, die im Gartenteich vor sich hin trieb. Katie liebte diesen Garten. Er war sehr groß und die knorrigen Bäume die um diese Zeit besonders prächtige Pflaumen trugen, knarzten leise im Wind. In den Ginsterbüschen arbeiteten sich ein paar Gnome verschiedene Wege durch das Erdreich und schimpften dabei leise grummelnd vor sich hin bis ihr Gemurmel nur noch gedämpft durch die Erde zu hören war. Katie wandte sich nur widerwillig von dem wunderschönen Anblick des Gartens ab, der durch die untergehende Sonne in gleißendes Licht getaucht wurde und lief in Richtung Haupthaus. Der Wohnsitz der Bells bestand aus rotem Backstein der von Efeu geradezu überwuchert war. Das einzige das anmerken ließ das hier keine gewöhnlichen Menschen lebten war die farbenprächtigen Blüten die aus dem Efeu sprossen. Von knalligem Pink bis hin zu schiefergrau oder beige war alles dabei. Einem Muggel waren Blumen solcher Art bestimmt noch nie vorgekommen, aber die Bells lebten weit weg von irgendeiner Muggelstadt, sodass nur selten wandernde Sonntagsausflügler vor dem Haus der Bells mit offenen Mündern stehen blieben und fasziniert auf die Efeublüten starrten. Zwar meckerte Isabel seit Jahren darüber, dass man diese lästigen Blumen doch endlich mal entfernen solle, aber Mr und Mrs Bell gefiel diese Farbenpracht und der Rest der Familie störte der Efeubewuchs ungefähr so viel wie Isabels Pickelprobleme.

Langsam neigten sich die Sommerferien dem Ende zu und Katie dachte teils mit Wehmut an das ruhige Plätzchen unter den Farnbüschen am Gartenteich, wo sie oft viele Stunden am Tag verbracht hatte und sich mit geschlossenen Augen vorstellte wie es wäre Jägerin bei den Wimbourner Wespen zu sein. Aber gleichzeitig freute sie sich auch wieder unbändig darauf endlich wieder in Hogwarts zu sein, das leckere Essen zu genießen und auf die lauschige Feuerstelle im Gemeinschaftsraum. Aber vor allem auf Meginn und Romilda. Sie hatte die Beiden jetzt seit fast zwei Monaten nicht mehr gesehen und vermisste sie doppelt so sehr wie die allwöchentlichen Quidditchspiele der Hausmannschaften.
Am Abend des letzten Ferientages überwog bei Katie aber die Trauer der Abreise, genau wie im letzten Jahr, nur das der Abschiedsschmerz nicht ganz so groß war wie ein Jahr zuvor. Jetzt wo sie wusste wie toll Hogwarts und seine Ländereien war, fand sie es nicht so schlimm und diesmal war ihr auch nicht nach Heulen zumute. Mit einem leichten Anflug von Scham dachte sie daran wie sie sich letztes Mal heulend in der Abstellkammer versteckt hatte, damit keiner ihre Tränen sah. Ihre Geschwister hätten sich wahrscheinlich schlappgelacht- Isabel hätte sie lachend eine Heulsuse genannt und Terry wäre gar nicht in der Lage gewesen Katie zu verstehen weil er Hogwarts tausendmal spannender fand als sein abgelegenes zu Hause im Grünen.
Seufzend wischte Katie diesen deprimierenden Gedanken beiseite und machte sich daran ihre restlichen Habseligkeiten in den großen Koffer zu packen. Auf ihren Stapel frisch gewaschener Umhänge legte sie ihre normale Alltagskleidung die sie zusammen mit ihrer Tante Silva diesen Sommer in Bath gekauft hatte. Silva war ihre absolute Lieblingstante, nicht nur weil sie in Sachen Mode noch mehr zu Gange war als ihre Mutter- und die arbeitete in Madam Malkins Festumhänge für alle Anlässe. Tante Silva war auch von der Person her ein absolut entspannter und fröhlicher Mensch, sodass man sich nur freuen konnte wenn sie zu Besuch kam. Nachdem Katie auch noch ihre Schlafanzüge und ihr Waschzeug in den Koffer gestopft hatte, reinigte sie (von Hand) Tribbles Käfig und ging dann runter in den Garten wo es vom Terrassentisch schon köstlich nach Würstchen roch. Das Abschlussessen war so etwas wie Tradition bei den Bells. Jeden Abend am letzten Tag der Sommerferien veranstaltete die Familie im Garten ein Abschlussmahl zu der sogar Ben verpflichtet war zu kommen, egal ob er vom Studium aus im Ausland war oder nicht.
Als Katie unten im Garten ankam lag der verlockende Geruch von Würstchen, Kartoffeleintopf und frisch gebackenem Nusskuchen förmlich in der Luft. Alle warteten bereits auf sie und sahen sie abwartend an, außer Terry der mit hungrigen Augen sehnsüchtig die duftenden Würste anstarrte. „ Schön das du es auch mal geschafft hast, nach 10 Stunden zu uns zu stoßen während alle geduldig darauf warten das unsere Madam auch endlich mal Platz nehmen möge," empfing sie Isabel giftig und klopfte ungeduldig auf den leeren Stuhl neben sich. Katie erwiderte ihren Blick, nicht minder giftig und fing an sich wortlos Würstchen aufzutun, was nach dem Blick ihrer Mutter zu urteilen nicht gerade angemessen war aber keiner sagte etwas. Nur das Geräusch von glückseligem Kauen erfüllte nun die Luft.

„ Mensch Bum du kochst ja so gut bie die Hausbelfen in Hogwarts", mümmelte Terry während er sich ohne Unterlass Eintopf in die bereits übervollen Backen stopfte, und genüsslich die Augen verdrehte. 
Es war ein warmer Sommerabend, die Grillen zirpten und das Plätschern der Wasserplimpys im Gartenteich, gaben Katie ein Gefühl von absoluter Vertrautheit. Jetzt freute sie sich sogar richtig auf das Hogwarts, sie konnte wieder ganz frisch anfangen und ihr Vorsatz auf vier Ohnegleichen in den Abschlussprüfungen waren nicht mal so abwegig wie sie immer gedacht hatte. Das würde bestimmt ein tolles Jahr werden, zumal sie gute Chancen hatte dieses mal im Quidditch eine Jägerin zu werden. Entspannt lehnte sie sich mit vollem Bauch im Stuhl zurück und blickte in den makellos blauen Himmel, an dem sich schon die ersten, blassfunkelnden Sterne ankündigten. Alles sprach für ein tolles Schuljahr ohne lästiges Freunde finden und Gehetze durch die Korridore, weil man den Weg nicht kannte.
Für Katie war es fast so, als ob ihr verheißungsvolles Schuljahr schon in den Sternen geschrieben stand, aber wie ihre Oma Bathilda immer zu sagen pflegte: „ Selbst das Universum kann sich täuschen." Katie hatte nie verstanden was das heißen sollte, aber nur allzu bald sollte sie es selbst erfahren.


Katie Bell Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt