Kapitel 2

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Als ich aus der Tür trat, um zum Auto zu gehen, wurde ich abrupt von jemanden festgehalten. Ich drehte mich um guckte direkt in das Paar Augen, welches das vertrauteste und schönste Paar Augen war, was ich kannte. Vor mir stand ein grinsender Erik, der seine Arme öffnete, damit ich mich auf ihn fallen lassen konnte. Ich schloss meine Arme fest um ihn und wurde schlagartig etwas unsicher und traurig, obwohl Erik mir ein Gefühl von Geborgenheit vermittelte. Sollte ich wirklich gehen und Erik, die Person, die mich am besten kannte, zurücklassen und ein neues Leben beginnen oder sollte ich nicht vielleicht doch hier, bei Erik und den anderen, bleiben? Erik bemerkte meinen Gefühlsumschwung und musterte mich von oben bis unten, nachdem er sich aus meinen Armen befreit hatte. Er blickte mir tief in die Augen, als würde er versuchen herauszufinden zu wollen, was ich dachte. Meine Augen füllten sich leicht mit Tränen und Erik wischte sie mir aus dem Gesicht, als sie meine Augen verließen und meine Wange runterflossen. Er nahm mein Gesicht in seine zwei Hände, guckte mir tief in die Augen und redete dann mit beruhigender Stimme auf mich ein.

„Hey Carly. Nicht weinen! Es ist alles gut! Du fährst jetzt zwar gleich zum Flughafen und wirst nach Paris gehen, aber es ist das Richtige für dich! Du brauchst das jetzt. Mach dir keine Sorgen um mich, ich werde mit den Spinnern hier schon irgendwie alleine fertig!"

„Aber ich werde dich so schrecklich doll vermissen, Erik! Wenn ich hierbleibe, könnte ich zu dir ziehen und wir werden zusammen mit den Spinnern fertig.", sagte ich hoffnungsvoll, doch Erik blieb standhaft.

„Carlotta Tuchel, du wirst jetzt, nachdem du mir ordentlich Tschüss gesagt hast, dich in diesen Wagen setzten, zum Flughafen fahren, in den Flieger steigen und nach Paris fliegen. Dort wirst du dann ein neues Leben anfangen, mir aber direkt schreiben, wenn du gelandet bist!", sagte er mit einem strammen Ton und ich nickte nur und vergoss noch die ein oder andere Träne. Daraufhin nahm Erik mich in den Arm und ich muss zugeben, es war die herzlichste und schönste Umarmung, die ich je erleben durfte. Ich gab ihm noch einen Abschiedskuss auf die Wange und setzte mich ins Auto. Gerade als mein Vater losfahren wollte, klopfte Erik noch einmal gegen die Scheibe und hielt mir einen kleinen Teddybären mit einem schwarz-gelben BVB Trikot vors Gesicht. Im Arm des Teddys befand sich eine kleine Flasche mit dem Parfüm von Erik und ein kleiner Zettel.

„Damit du nicht vergisst wie ich rieche und immer weißt, dass ich in Gedanken bei dir bin, auch wenn du schläfst. Wir werden uns wiedersehen. Spätestens beim Champions League Finale PSG gegen den BVB ;). Hab dich lieb meine kleine. Pass bitte auf dich auf, ich brauche dich noch! Dein Erik<3", stand auf dem kleinen Zettel.

„Können wir?", fragte mein Vater etwas unsicher, aber ich stieß nur ein leises „Ja" hervor und lehnte mich, mit dem Teddy im Arm, gegen die Fensterscheibe. „Ihr werdet euch sicher wiedersehen. Im Zeitalter von WhatsApp, Skype und Flugzeugen, macht diese Entfernung auch nichts aus. Und in Paris wirst du neue nette Fußballer und normale Menschen kennen lernen. Das verspreche ich dir.", versuchte mein Vater auf mich einzureden. Ich schaffte es nur ein „Hmmm" von mir zu geben, da mir gerade absolut nicht nach reden und Kommunikation war. Aber er hatte Recht. Ich konnte mit Erik telefonieren, schreiben, videochatten und ihn am Wochenende treffen. Seine Spiele konnte ich ganz leicht auf unserem Fernseher angucken und wenn ich Sehnsucht nach ihm hatte, konnte ich am Teddy riechen und diesen kuscheln. Mit neu gefassten Mut fuhren wir schließlich zum Flughafen, luden unsere Koffer aus, checkten ein und saßen nun im Flieger in unser neues Leben. Mein Vater wurde am Flughafen und sogar im Flieger immer wieder nach Autogrammen gefragt, was mich schon fast wieder zum ausrasten gebracht hatte. Warum konnte man nicht mal im Flugzeug seine Ruhe haben? Sah mein Vater zufällig wie eine Wachsfigur im Madame Tussauds aus, oder warum wollten so viele ein Bild mit ihm machen? Mein Vater bemerkte meine Anspannung und beruhigte mich, sodass ich tatsächlich noch im Flieger eingeschlafen war und erst wieder aufwachte, nachdem wir gelandet waren. In meiner neuen Heimat, Paris. 

In guten, wie in schlechten Zeiten (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt