Kapitel 9

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POV Julian

Vollkommend erschöpft und verschwitzt ließ ich mich auf die Bank vor meinem Schrank fallen und schnappte mir meine große Wasserflasche. Ich nahm einen tüchtigen Schluck und atmete tief durch. Meine Gedanken waren die ganze Zeit nur bei Carly, bei ihrem Lächeln, ihrem Humor und ihren Fußballkünsten. Völlig verträumt nahm ich mein Handtuch und begab mich in die Duschen, sodass ich, mit Kevin, als Erster fertig war. Ich trocknete mich ab und zog mir eine schwarze Jeans und ein weißes Hemd über. Ich sah schon recht schick aus, obwohl ich eigentlich nichts weiter an dem Abend geplant hatte. Sollte ich Carly vielleicht einladen? Kino? Restaurant? Bar? Nein! Ich kann sie nicht einladen. Alleine kommt das komisch rüber. Vielleicht würde Kevin ja mitkommen. Ich konnte ihn ja fragen. Kevin war schließlich mein bester Freund. Ich konnte über alles mit ihm reden. 'Gerade wenn man vom Teufel spricht', sagte ich in Gedanken zu mir, als Kevin neben mir auftauchte und mich fragte, ob wir loskonnten. Ich nickte nur kurz und wir verließen die Umkleide mit einem lauten „Au Revoir!". Ich überlegte, wie ich das Gespräch über Carly starten sollte. Kevin bemerke anscheinend, dass mich etwas bedrückte und blieb ruckartig stehen. „Raus mit der Sprache, Jule. Was bedrückt dich? Das sieht doch ein Blinder mit'm Krückstock, dass dich irgendwas nicht in Ruhe lässt." „Ja also... Da ist dieses-", begann ich aber Kevin unterbrach mich: „Carly! Sie hat dir den Kopf verdreht. Jule, du kennst sie doch kaum." „Das ist gar nicht mal so wahr. Eigentlich weiß ich ziemlich viel über sie. Wir telefonieren und schreiben ja schließlich, seit dem Galaessen, jeden Tag miteinander. Wir haben uns nur noch nicht so oft getroffen getroffen, deswegen ähh... w-würdest du vielleicht, also ich meine kommst du irgendwo hin mit, damit wir nicht völlig alleine sind? Also ich müsste sie natürlich auch noch fragen, aber ich wollte erst dich fragen...", fragte ich nun Kevin. Er schien gar nicht begeistert zu sein. Aber warum? Kevin war doch sonst nie so... Ohne Antwort liefen wir weiter. „Na gut... Aber wenn ihr anfangen solltet rumzuknutschen, bin ich weg." „Danke Kumpel, werden wir nicht, aber wenn, dann finde ich bestimmt auch alleine nach Hause!", antwortete ich lachend und Kevin stimmte mit ein. „Aber jetzt sag mal, warum ist das gerade heute so stark, also dass du nur an sie denkst und so." „Okey... Also ehrlich gesagt, ich kann seit dem Essen an nichts anderes mehr denken, außer an sie. Als ich vorhin gesehen habe, wie sie den Rasen alleine betritt, habe ich mich in Rekordzeit umgezogen, um mit ihr alleine zu sein. Ich stand bestimmt 5 Minuten an dem Eingangstor zum Feld und habe sie dabei beobachtet, wie sie denn Ball elegant, auf ihren Füßen balanciert, bis ich mich endlich getraut habe, zu ihr zu gehen und sie anzusprechen. Mein Bauch hat so unnormal gekribbelt, wie bei niemanden zuvor, Kevin. Als sie dann auch noch angefangen hat zu lachen und mich umarmt hat, dachte ich mein Herz spring gleich aus mir raus. Ich gehe sogar jeden Tag vorm Training an ihrem Café vorbei, nur um sie für ein paar Sekunden zu sehen. Rein getraut habe ich mich bisher aber noch nicht. Man Kevin, ich glaube, ich habe wirklich Gefühle für sie entwickelt, dabei kenne ich sie noch nicht mal so richtig, aber irgendetwas in mir sagt, sie ist es", erzählte ich, als wir um die Ecke bogen. „Jule du Charmeur! Ich wusste gar nicht, dass du so süß sein kannst!", entgegnete Kevin. Wir blieben synchron stehen und guckten uns nervös an. Vor uns stand Carly. Sie sah mindestens genau so geschockt aus, wie wir beide und ich war mir nicht sicher, was sie alles gehört hatte. Wie sollte ich jetzt mit ihr umgehen? Ich war doch so eine Niete in komplizierten Situation, abseits des Spielfelds. Carly schien auch nicht zu wissen, was sie sagen oder wie sie reagieren sollte. Kevin war mal wieder mein Retter in der Not und startete das Gespräch. „Kommst du jetzt öfters mal beim Training zugucken? Hat dir ja anscheinend Spaß gemacht!", fragte Kevin schließlich und warf mir einen sprich-schon-mit-ihr-na-los Blick zu. „Ich glaube die anderen Jungs würden sich auch freuen, wenn du sie ab und zu mal besuchst. Manchen von denen hast du nämlich ganz schön aus der Fassung gebracht", bemerkte ich schließlich, wobei ich da eigentlich nur von mir sprach, aber dass muss sie ja nicht wissen. Wenn sie es nicht schon wusste. „Ach wirklich? Wen denn? Aber wenn das so ist, dann bin ich ja quasi dazu verpflichtet hier öfter aufzulaufen. Dann sehe ich ja auch euch öfter!", antwortete Carly gelassen und wir fingen alle drei an zu lachen. Als Thomas zu uns stieß, verabschiedeten wir uns voneinander und ich genoss die Umarmung mit Carly total. „Tschüss Jungs, wir sehen uns!" und schon war sie weg.

In guten, wie in schlechten Zeiten (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt