Kapitel 11

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„Hast dir aber Zeit gelassen! Ich warte bestimmt schon 5 Minuten...", begrüßte mich Kevin leicht gereizt. „Warum so charmant?", entgegnete ich spielerisch genervt und stieg in das Mercedes Carpio. Wortlos fuhr Kevin los und ich starrte ihn an, sodass er irgendwann was sagen musste. „Was?", fragte er schnippisch und ich begann ihn auszufragen: „Was ist denn los mit dir? Du warst doch vorhin nicht so schlecht gelaunt! Ist was passiert? Muss ich mir um meine Nummer Eins, Sorgen machen?" „Hab Streit mit meiner Freundin. Keine Lust drüber zu reden." „Na gut, aber wenn du doch reden willst, meine Ohren sind offen und verschließen sich danach wieder!" „Danke! Das ist echt lieb von dir! Aber jetzt lass über was anderes reden. Was hast du vorhin vom Gespräch mitbekommen?", fiel Kevin direkt mit der Tür ins Haus. Ich schaute ihn überrascht an und wusste nicht was ich sagen sollte. Sollte ich die Wahrheit sagen oder lügen? Ich konnte ihn nicht anlügen. „Den letzten Teil... Mit den Gefühlen und so..." kurze Zeit sagte niemand was. „Weißt du, ich mag ihn ja auch wirklich sehr, und ja, vielleicht auch ein bisschen mehr als nur Freunde, aber ich bin ehrlich, ich bin noch nicht so ganz über das Geschehen mit Mario hinweg, weißt du?", durchbrach ich das peinliche Schweigen. „Versteh ich, aber darf ich fragen, was zwischen dir und Mario vorgefallen ist? Also du brauchst nicht, wenn du nicht willst..." „Hmmm...Du bist nach Erik, der Einzige, dem ich davon erzähle. Also das war vor ca. einem Jahr. Wir waren zusammen und hatten auch eine gemeinsame Wohnung und ich dachte eigentlich, er wäre es. Wir sind dann zu zweit in eine Bar gegangen und haben bisschen was getrunken. Mein bester Freund hat dann angerufen und ich bin für 10 Minuten rausgegangen. Als ich dann zurückkam, war er weg. Ich habe alles abgesucht, habe ihn aber nicht gefunden und ich bin dann nach Hause gefahren. Morgens wurde ich dann von einem Hotel angerufen, dass mein Freund ein Zimmer auf meinen Namen gemietet, aber nicht bezahlt hatte, also bin ich hingefahren und dann lag er da, mit diesem Mädchen im Arm. Nackt. Ich bin dann direkt rausgerannt und habe meine Sachen gepackt und bin zu meinem Vater. Und jetzt bin ich hier. Ohne Vertrauen und innerlich halb tot. Weißt du, wegen soner Sachen gehen Leute und Vertrauen kaputt. Verstehst du jetzt, warum ich nichts überstürzen und Julian erstmal ausführlich kennen lernen möchte?", brach es aus mir raus und eine große Last fiel von meinen Schultern. Ich konnte endlich durchatmen. Ich sah Kevins geschockten Blick. Er wusste nicht, was er sagen sollte, also nahm ich ihm diesen Teil ab. „Ich mag Julian, keine Frage. Und ich weiß, dass ich mich in ihn verlieben werde, wenn es nicht schon geschehen ist, aber ich werde meine Zeit brauchen und Julian muss das akzeptieren. Aber kannst du bitte niemanden erzählen, was genau passiert ist?" „Mach ich nicht keine Sorge! Jule wird dir Zeit geben, das verspreche ich dir. Aber jetzt gute Laune und lachen, wir sind da!" „Ach ja Kevin? Was mach ich denn jetzt wegen Julian? Ich kann ihn ja nicht die ganze Zeit in Ungewissheit lassen..." „Das lass mal meine Sorge sein. Sei einfach wie du immer bist und hab Spaß!" „Danke Kevin, du bist echt unbezahlbar!", antwortete ich noch dankbar und verließ das Auto.

Ich hakte mich grinsend bei Kevin ein und wir betraten gemeinsam die gemütliche Bar. Ich schaute mich, nach mir bekannten Gesichtern, um, entdeckte aber niemanden. Kevin erklärte mir, dass die anderen in den nächsten Minuten eintreffen sollten. Wir suchten uns einen Tisch im hinteren Teil der Bar und bestellte uns was zu trinken. Kurze Zeit später wurde die Tür geöffnet und Kevin winkte jemanden zu, den ich nicht sehen konnte. Insgeheim hoffte ich auf Kylian Mbappé und Presnel Kimpembe, die ich wirklich sehr sympathisch und nett fand. Kevin stand auf und begrüßte den Riesen, der sich näherte und erst jetzt sah ich es. Es war Julian. Mein Herz begann zu rasen und ich wurde nervös. Ich dachte an die Worte, die Kevin vorhin zu mir gesagt hatte. Ich stand also auf und versuchte, so gelassen wie möglich zu agieren. Ich umarmte ihn und er ließ sich neben Kevin, auf die Bank, fallen und bestellte sich eine Cola. Wir fingen an zu reden und zu lachen. Kevin zeigte alte Kinderbilder von Jule und sich selbst und die Stimmung wurde immer lockerer, auch wenn Julian, vor Scharm, am liebsten im Erdboden versunken wäre. Kevin berichtete ausführlich über alle Sachen, die bei Julians Umzug schiefgegangen waren und glaubt mir, das waren eine Menge. Von falsch zusammengebauten Möbeln, bis hin, dass Julian das Regal auf den Kopf gefallen war, und man annehmen konnte, er wäre verprügelt worden. Als Kevin dann gehen wollte, um sich mit seiner Freundin auszureden, stieg die Nervosität in mir wieder und ich hatte Angst, ich könnte alles ruinieren. Als Kevin aufstand um zu gehen, flüsterte ich ihm, ins Ohr: „Was, wenn ich jetzt alles vermassele?". „Denk nicht soviel nach und hab einfach Spaß. Der Rest ergibt sich von alleine! Und jetzt Tschüss!", entgegnete er und verließ den Tisch, in Richtung Ausgang.

In guten, wie in schlechten Zeiten (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt