Kapitel 13

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Leise schloss ich die Tür unserer Wohnung auf, in der Hoffnung, mein Vater würde nichts mitbekommen. Kaum hatte ich jedoch meine Schuhe von den Füßen gestreift,stand mein Vater auch schon vor mir. „Wo warst du so lange?", fragte er mit einem sehr strengen Unterton. „Habe ich doch gesagt. Ich war mit Kevin und Julian in einer Bar, bisschen quatschen. Ist das so schlimm?" „Ich habe mir Sorgen gemacht! Als junges Mädchen nachts alleine in Paris, ist es nicht ganz ungefährlich!" „Man Papa, ersten, es ist gerade einmal 0 Uhr und zweitens, ich bin 21 und keine 13! Und außerdem haben die Beiden mich nach Hause gebracht.Ich war also die ganze Zeit über, in Begleitung zweier gut trainierten und kräftigen Männer. Also fahr mal ein Gang runter!", erwähnte ich schnippisch und verschwieg gezielt, dass es eigentlich nur Julian war, der mich nach Hause gebracht hatte. Papa hätte sich nur noch mehr Gedanken gemacht und mich ständig gefragt, ob da was zwischen uns läufe und son Zeug. Ohne auf eine Antwort zuwarten, zwang ich mich an ihm vorbei und huschte in mein Zimmer. Na toll, meine gute Laune war dann auch wieder weg. Danke dafür, Papa. Nichtsdestotrotz ließ ich mich auf mein riesiges, frisch bezogenes Bett fallen und wollte Erik anrufen, um ihm alles genau zu berichten. Enttäuscht musste ich allerdings feststellen,dass dieser schon schlief. 'Warum schläft der Idiot denn schon? Es ist doch gerade einmal 0 Uhr. Sonst war er doch auch immer noch wach...', grübelte ich in Gedanken weiter, bis es mir wieder einfiel. „Natürlich! Wie konnte ich nur so blöd sein? Morgen spielt der BVB gegen Bayern und da muss er ausgeschlafen sein!", sagte ich zu mir selbst und schlug mir meine Handfläche an die Stirn.Manchmal war ich schon echt dämlich. Ich entschied mich dazu, ihm eine Nachricht zu schicken und viel Glück zu wünschen, das können die Dortmunder gut gebrauchen. Bayern spielte nämlich wieder eine großartige Saison. Na ja, wer hätte es anders gedacht. Ich musste trotzdem mit irgendjemanden über das Geschehen der letzten Stunden reden. Aber mit wem? Erik schlief, Kevin hatte seine eigenen Probleme und ich konnte schlecht mit Julian über Julian sprechen.Ich scrollte ratlos durch meine Kontakte, auf der Suche nach einem geeigneten Gesprächspartner. Ich war bei „J" angekommen und da fiel sie mir ein. JOSI! Josi war, hier in Paris, sowas wie meine beste Freundin. Sie hat mir auch schon so viele ihrer Sorgen erzählt und mir angeboten, ich könnte immer anrufen, wenn was ist. Ich drückte auf den grünen Hörer und ließ es einige Male tuten, bis jemand abnahm: „Josefine hier, wer stört?" „Hey Josi, ich bin's, Carly!" „Hey Süße, was gibt's, dass du um diese Uhrzeit anrufst?" „Ich brauche dringend jemanden zum reden und du warst die einzige, die mir dabei in den Sinn kam",erzählte ich belustigt. „Na dann, schieß mal los, ich höre gespannt zu." „Also ich bin gerade erst nach Hause gekommen. Ich war mit Julian und Kevin in einer Bar und wir hatten ziemlich viel Spaß, als Kevin dann aber gegangen ist, war die Stimmung wieder ziemlich angespannt. Keiner hat geredet. Ich habe dann einfach angefangen was zu erzählen und dann wurde die Situation auch lockerer.Als wir dann aber aus der Bar gegangen sind, um noch ein bisschen frische Luft zu schnappen, hat er mir seine Jacke gegeben. Ohne Spaß Josi, die roch so gut!Oh, scheiße...", erzählte ich, bis ich bemerkte, dass ich immer noch Julians Jacke anhatte. „Was los? Alles ok?", fragte Josi sichtlich besorgt. „Ja, ja, alles gut. Ich habe nur bemerkt, dass ich immer noch die Jacke von Julian habe, wir uns aber erst frühestens Donnerstag sehen. Er braucht die doch bestimmt. Immerhin ist das seine Vereins Jacke und die haben Mittwoch ein Auswärtsspiel." „Ach, wenn er sie wirklich dringend braucht, wird er sich schon melden! Aber jetzt weiter!", befahl Josi mir und ich fuhr fort: „Na ja, auf jeden Fall hat er dann gefragt, ob ich mit Erik zusammen bin. Hab ihn dann aufgeklärt und dann hat er einfach so meine Hand genommen. Ich habe sie aber direkt wieder raus gezogen, und glaub mir, er war so enttäuscht. Ich meinte aber, ich könne das jetzt noch nicht und dass ich Zeit bräuchte und er war so verdammt süß, Josi. Er meinte, ich wäre jetzt wie der WM-Pokal, den er unbedingt haben wollte und deswegen kämpfen würde." „Ok, fuck. Das ist wirklich verdammt süß. Den Typen musst du heiraten, sonst tue ich es!" „Man Josi! Was soll ich denn jetzt machen? Mein Bauch kribbelt immer so unfassbar doll, wenn er da ist und ich will auch ständig Körperkontakt und so, aber auch irgendwie nicht..." „Du bist schon eine komplizierte Persönlichkeit. Ich glaube du solltest jetzt einfach erstmal eine Nacht drüber schlafen und dann erzählst du mir morgen auf Arbeit,was du geschlussfolgert hast. Und nimm seine Jacke mit. Wenn er wirklich so gut riecht, wie du meintest, dann will ich auch mal auf den Geschmack kommen!", lachte Josi in den Hörer. „Man Josi, du bist blöd! Aber na gut, ich bring sie mit. Wir sehen uns dann Morgen. Schlaf gut! Au Revoir Madame!" „Bonne nuit, macherie!" (Gute Nacht, meine Liebe!), kam noch aus dem Hörer, bevor ich auflegte.

In guten, wie in schlechten Zeiten (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt