Kapitel 14

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Ich checkte nochmal meine social Media Accounts und wollte mein Handy eigentlich beiseitelegen, als mein iPhone plötzlich vibrierte und ein Anruf anzeigte. Verwundert schaute ich auf das Display und mein Herz blieb vermutlich für einen kurzen Augenblick stehen. Julian rief an? Warum das denn? Ich drückte unsicher auf den grünen Hörer, hörte aber nur ein Rauschen. „Hallo? Julian? Julian, sag was!". Ich hörte nichts, außer das Rauschen. „Ist was passiert? Scheiße Julian, was ist da los?!", schrie ich beinahe schon in den Hörer. Ich fing an, mir ernsthafte Sorgen zu machen. Warum antwortete er nicht? War was passiert? „À qu'est-ce que je parle?" (Mit wem spreche ich da?). Keine Antwort. Vielleicht war die Verbindung auch einfach weg. Ich legte auf, aber Julian rief wieder an. „Julian, ist alles ok bei dir?", fragte ich besorgt, bekam aber wieder keine Antwort. „Julian kann gerade nicht sprechen.", sagte eine verzogene Stimme aus dem Hörer. „Wer sind sie und was haben sie mit Julian gemacht?!", schrie ich in mein Handy. „Deinem Julian geht es gut. Noch geht es ihm gut. Aber das wird sich ändern, wenn du nicht das tust, was wir dir sagen." „Nein Carly, mach nicht was sie dir sag-". Ich hörte einen dumpfen schlag, aber das war doch Julian da im Hintergrund. Irgendetwas ging hier vor sich, aber ich wusste nicht genau was. Wurde Julian entführt? Ist das alles ein schlechter Scherz? Sollte ich jemanden davon erzählen?

„Du wirst jetzt das tun, was ich dir sage, sonst wird das ganz schnell unangenehm für deinen geliebten Julian! Niemand erfährt was davon. Keine Polizei. Wir sehen genau was du tust, also pass auf, mit wem du dich abgibst. Verstanden?!" „Ja ist klar. W-was soll... Ähh... was mu-muss ich tun?" „Du wirst jetzt zur nächsten Bank fahren und 50.000 Euro abheben. Diese wirst du in eine Plastiktüte legen und sie vor dem Eiffelturm, neben dem Café „Femme Fatale", in einem Mülleimer deponieren. Es wird ein schwarzer Sprinter vorfahren, und da wirst du ohne einen Ton von dir zu geben, einsteigen. Der Rest kommt dann später!", erklang aus dem Gerät und mir wurde schlagartig übel. Scheiße, auf gut Deutsch gesagt. Julian wurde tatsächlich entführt und ich steckte mit drin. Ich musste tun, was die Entführer sagten, sonst würden sie Julian was antun und das könnte ich mir nie im Leben verzeihen. Ich zog mich schnell wieder an und suchte im Wohnzimmer nach der Kreditkarte meines Vaters. Wo zur Hölle war sie? Ich musste im dunklen suchen, Licht hätte meinen Vater geweckt und das Risiko wollte ich nicht eingehen. „Ah, da ist sie!", flüsterte ich zu mir selbst. Wie war aber der Code? Ich hatte mir die Geheimzahl mal gemerkt, aber das war schon ziemlich lange her. Die Angst breitete sich in mir aus, aber mein Helferinstinkt war größer. Das Blut pumpte durch meine Adern, als hätte ich stundenlang Sport getrieben. Ab jetzt wurde mein Kopf vom Adrenalin gesteuert. Ich schlich leise zur Wohnungstür und zog meine Nike Sneaker und eine Strickjacke über. Jetzt bloß keine falsche Bewegung, sonst knarrt der Boden und mein Vater würde hier auflaufen. Ich drehte den Schlüssel im Schloss und ging so leise wie möglich durch die Tür. Nachdem ich die Tür ohne laute Geräusche geschlossen hatte, sprintete ich die Treppen runter. Ich überlegte, wo die nächste Bank war und rannte, als würde es um mein eigenes Leben gehen. Papa hatte Recht, ich brauche mehr Kondition.

Von weitem sah ich schon das beleuchtete Schild der Bank. Ich konnte nicht mehr. Meine Lungen brannten wie Feuer, aber aufgeben war jetzt nicht drin. Ich betrat also vollkommend erschöpft und keuchend die kleine Bank und begab mich zum hintersten Schalter, wo ich die Bankkarte meines Vaters einsteckte. Ich brauchte zwei Versuche, bis ich den richtigen Code beisammenhatte. Ich konnte jedoch nur 5.000 Euro auf einmal abheben, also wiederholte ich den Vorgang 10 Mal, ehe ich mich auf den Weg zum Eiffelturm begab. Im dunklen war es ziemlich schwer, die unzähligen Cafés auseinanderzuhalten. Es gab mindestens 10 rund um den Eiffelturm und sie waren alle nicht beleuchtet, weswegen ich einige Zeit brauchte, das besagte Café zu finden. Daneben befand sich auch der erwähnte Mülleimer. Der Platz war wie leergefegt. Verständlich, es war auch schließlich 2 Uhr nachts unter der Woche und normale Menschen mussten morgen früh raus. Ich schaute mich hektisch nach dem Lieferwagen um, nachdem ich die Tüte mit dem Geld, im Mülleimer deponiert hatte. Ich hörte immer lauter werdende Motorgeräusche. Meine panischen Blicke schweiften über den leeren, dumpf erhellten Platz, als ein schwarzer Transporter mit hoher Geschwindigkeit angerast kam, und mit einem lauten Quietschen stehen blieb. Drei schwarz gekleidete Männer stiegen schnell aus dem Wagen. Einer von ihnen schnappte sich die Tüte, die zwei Anderen packten mich und ich wurde unsanft in den kleinen Transporter geschubst.

In guten, wie in schlechten Zeiten (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt