Kapitel 19

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„Hat total gut geschmeckt! Willst du öfter für mich kochen?", fragte Julian mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. „Naja, mein Vater meinte, wir beide haben die restliche Woche frei und du könntest hierbleiben, wenn du nicht alleine sein willst. Von daher wäre ein oder zweimal Frühstück schon drin, aber NUR, wenn du mir auch mal was kochst!", entgegnete ich frech. „Na dann bleibe ich!". Lachend räumten wir den Tisch ab und schmissen uns auf unsere große Couchlandschaft. Ich schaltete den Fernseher an und prompt zierten Julians und mein Gesicht den riesigen Bildschirm. Wir schauten uns verdutzt an, doch Julian befahl mir nur, lauter zu machen. „Gestern Nacht wurde der Paris Saint-Germain und deutsche Nationalspieler, Julian Draxler, mit der Tochter von Thomas Tuchel, Carlotta Tuchel, entführt. Sie wurden eine Nacht lang im Industriegebiet bei Paris festgehalten, aber ihn gelang die Flucht, sodass die Täter gestellt werden konnten. Es handelte sich hierbei um zwei Spieler des BVB's und einen Manager, die auf brutale Art und Weise, Rache an ihrem ehemaligen Trainer, Thomas Tuchel, nehmen wollten, welcher sie im Training nicht richtig gefördert haben sollte, und sie deswegen nicht mit zur WM fahren dürfen. Dies hätte sie so verärgert, dass sie ihm einen „ordentlichen Denkzettel" geben wollten, so einer der Täter. Carlotta und Julian befinden sich in Sicherheit und der Prozess der Entführer wird in den nächsten Wochen beginnen.", berichtete die Tagesschaumoderatorin. „Krass, wie schnell die Presse Wind von der Sache bekommt...", wunderte ich mich. „Naja, ich, oder bessergesagt wir, sind Personen des öffentlichen Lebens und du weißt ja, dass nichts unwissend bleibt, sobald was passiert. Aber es ist, zum Glück, ja noch mal alles gutgegangen!", entgegnete Julian. Ich rutsche zu ihm rüber und legte meinen Kopf auf seinen Schoß. Er fing an, in meinen Haaren zu spielen und mich zu kraueln. Es fühlte sich so gut an. Selbst gegen das Kribbeln in meinem Bauch hatte ich nichts mehr. Wir zippten durch die Kanäle, bis wir eine Dokumentation über die WM 2014 fanden, die Julian unbedingt gucken wollte. Ich gab mich geschlagen und eigentlich war sie gar nicht so schlecht, wie ich gedacht hatte. Ich verstand zwar nicht alles, da sie auf Französisch war, aber Julian übersetzte das ein oder andere Mal für mich. „Wie war das eigentlich für dich, die Weltmeisterschaft zu gewinnen?" „Es war unbeschreiblich! Dieses Gefühl, zu wissen, dass eine ganze Nation hinter dir steht und zu dir hält ist enorm. Auch wenn es ein harter Weg war, ich würde ihn immer und immer wieder gehen! Und wenn man dann am Ende den Pott in seinen Händen hält, weiß man, wofür man gekämpft hat und dass es sich gelohnt hat! Ich freue mich auch schon ungemein, auf die nächste WM, die in knapp drei Wochen beginnt." Als Julian davon erzählte, beobachtete ich ihn genau. Seine Augen leuchteten und er schien so froh darüber zu sein. Ich konnte spüren, wie schön das gewesen sein musste, als wäre ich selbst dabei gewesen. Er war schon süß und mein Herz fand das auch. Er war perfekt für mich. Und vor allem gab er mir die Zeit, die ich brauchte. Aber wenn in drei Wochen die WM beginnen würde, war dann nicht auch bald das Trainingslager? Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als unser Festnetztelefon anfing zu klingeln. Ich fuhr erschrocken hoch und Julian musterte mich lachend. Ich boxte ihn nur und rappelte mich auf, um den Hörer abzunehmen. „CARLY? Bist du es? Geht's dir gut? Ist alles ok? Bist du in Ordnung? Ich habe es gerade in den Nachrichten gehört. Wenn ich die in die Finger bekomme, sind die dran!" „Hey Erik! Beruhig dich, mir geht's bestens. Außer einer Kopfplatzwunde ist nichts passiert. Julian hat mich schließlich gerettet.", beruhigte ich Erik, obwohl das ja eigentlich gar nicht mal so stimmte. Wir hatten uns schließlich Beide gegenseitig geholfen, aber da Erik nicht so viel von Julian hielt, habe ich mich dazu entschlossen, ihn gut zu geredet. „Der ist ja doch zu was zu gebrauchen! Aber jetzt sag mal Carlsen, läuft da immer noch nichts zwischen euch?" „Warte kurz!", entgegnete ich und zeigte Julian mit einer Handbewegung, dass ich nach draußen gehen wollte. „Ok jetzt. Also nein eigentlich läuft da schon was. Er hat Gefühle für mich, ich für ihn, aber du kennst mich. Ich will es langsam angehen lassen und er versteht das auch und akzeptiert es. Nur irgendwie ich weiß nicht...", seufzte ich und ließ mich auf meine Hollywoodschaukel fallen. „Klingt doch gut! Ich bin zwar kein großer Fan von ihm, aber wenn du meinst, er ist der Richtige, dann hör auf dein Herz! Selbst wenn es für deinen Geschmack zu schnell geht. Wenn er wirklich der Richtige ist, dann machen da zwei Wochen mehr oder weniger auch nichts aus." „Ja du hast schon Recht, aber ich kann nicht. Gerade jetzt, wo Mario uns entführt hatte und noch mal schön alle Wunden aufgerissen hat, ist es besonders schwer. Ich habe ihm auch nicht erzählt, was zwischen mir und Mario vorgefallen ist... Vielleicht sollte ich das mal, oder was meinst du?" „Du solltest es ihm definitiv erzählen und dann auch möglichst bald, damit du endlich mit diesem Kapitel abschließen kannst. Ich glaube nämlich, dass Mario dir noch im Weg steht und wenn du es Julian sagst, es dir deutlich leichter fallen wird. Aber das musst du entscheiden...". Wir redeten noch eine ganze Weile weiter, bis Erik irgendwann losmusste. Er hatte Training und wollte keine extra Runden laufen. Ich wollte wieder reingehen, wäre aber fast mit Julian zusammengestoßen, der im Türrahmen gelehnt hatte.

Hatte er mich belauscht? Wie lange stand er schon da? Musste ich ihm jetzt alles erzählen?

In guten, wie in schlechten Zeiten (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt