Kapitel 37

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Mir fiel die Kinnlade runter. Leroy würde nicht mit nach Russland kommen? Er war doch einer der besten Jungspieler und so erfolgreich bei Manchester City. Erik war auch sichtlich geschockt und guckte mich erstaunt an. „Wenn es einen Jungspieler gäbe, den ich definitiv mitgenommen hätte, dann wäre das Leroy Sané gewesen!", entfuhr Erik und ich nickte nur stumm. Meine Kopfschmerzen waren jetzt nebensächlich! Ich stand auf und ging in mein Zimmer, um mein Handy von der Ladestation zu nehmen. Ich suchte in meinen Kontakten nach Leroys Nummer und begann, eine Nachricht einzutippen.

Hey Leroy, habe es gerade in der PK gehört... Es tut mir so leid für dich! Ich hätte es dir so gegönnt! Erik und ich können das einfach nicht nachvollziehen! Aber halt den Kopf hoch und mach dir keine Vorwürfe! Du bist jung und nächste WM bestimmt dabei! Kopf hoch! Liebe Grüße, Carly <3

Das war das einzige, was ich in diesem Moment sagen konnte und wollte.

POV JULIAN

Es war Montag. Entscheidungstag. Ich lag aufgeregt in meinem Bett und wühlte mich herum. An schlaf war jetzt nicht mehr zu denken, also entschloss ich mich, aufzustehen. Leroy erging es anscheinend ähnlich wie mir, denn er kam zeitgleich mit mir aus der Zimmertür. „Guten Morgen! Kannst du auch nicht mehr schlafen?" „Ne... Ich habe irgendwie Angst...", sagte Leroy nachdenklich. „Das wird schon! Gehen wir frühstücken?". Leroy nickte und so machten wir uns auf den Weg zum Speisesaal. Er war vollkommen leer. Ein, zwei Angestellte bereiteten das Buffet vor. Sonst war niemand hier. Wir setzten uns an unseren Stammplatz und blickten auf die Berglandschaft, die sich hinter dem Hotel erstreckte. „Was, wenn wir das jetzt zum letzten Mal sehen werden?", fragte ich. „Du bist doch 100 pro dabei! Du brauchst hier jetzt nicht rummeckern!" „Aber als ob du nach Hause gehen musst! Du bist einer meiner größten Konkurrenten hier!" „Ja schon... aber irgendwie harmoniert das mit der Nationalmannschaft nicht so, wie es das in Manchester tut.", sagte er bedrückt. Er hatte recht. In Manchester spielte er um einiges besser und erfolgreicher. „Du musst dich erstmal dran gewöhnen! Das kommt schon noch!", versuchte ich ihn aufzumuntern. Wir blickten einige Minuten schweigend hinaus und genossen den Ausblick. „Holen wir uns was?", fragte ich und wir standen auf. Das Buffet war prall gefüllt und duftete herrlich. Ich schaufelte mir alles Mögliche auf. Von Rührei, zu Bacon, bis zu Pancakes. Eigentlich Sachen, bei denen die Meisten dachten, dass Hochleistungssportler, die nicht essen durften, was aber nicht stimmte! Ich ging wieder zu meinem Platz, wo mittlerweile auch Leon platz genommen hatte. „Aufgeregt?", fragte ich. „Und wie!". Ich setzte mich ihm gegenüber und begann mein Frühstück zu verspeisen. Leroy gesellte sich auch wieder zu uns und wir fingen an zu quatschen, wodurch unsere Anspannung langsam von uns abfiel. „Kann ich dich kurz sprechen, Leroy?", erklang die Stimme des Bundestrainers hinter uns. Wir verstummten und Leroy ging mit ihm mit. „Ist das jetzt gut oder schlecht?" „Ich weiß es nicht...", antwortete ich und schaute den Beiden hinterher. Nach 20 Minuten betrat Jogi wieder den Raum, aber ohne Leroy. Leon und ich brachten schnell unsere Sachen weg und liefen eilig zu Leroy aufs Zimmer. Er öffnete uns mit Tränen in den Augen die Tür. „Ich bin raus...", entfuhr ihm und keine Sekunde später umarmte ich ihn. Wir kannten uns schließlich auch schon viele Jahre, weswegen ich ihn schon in einigen Situationen so verletzt gesehen habe. „Hey Kumpel! Nächste bist du definitiv dabei! Das wette ich mit dir!", versuchte ich ihn aufzumuntern, doch mir war klar, dass das nicht funktionieren würde. Er war enttäuscht und brauchte jetzt seine Zeit alleine. „Sag Bescheid, wenn du reden willst! Ruf an, ich werde mir die Zeit dann nehmen!". Er nickte und ich verließ mit Leon sein Zimmer. „Scheiße gelaufen für ihn, würde ich sagen.", sagte Leon zu mir. Wir drei waren gute Freunde und kannten uns schon lange. Wir spielten zusammen bei Schalke, aber unsere Wege trennten sich dann. Ich ging auf mein Zimmer und Leon in seins, um uns vor dem Regenerationstraining noch mal umzuziehen. Auf meinem Zimmer zeigte mir mein Handy 3 verpasste Anrufe von Carly an. Ich öffnete die Mailbox und schon erklang Carlys lallende Stimme an meinem Ohr. „Heeey Juli! Isch vermisse disch totaaaal! Ich sitzt grad mit, higs, Erik im Taxi nach, higs, Hause. Wir waren feiern! War sooo lustig hier! Wir müssen auch definitiv mal zusammen, higs, feiern gehen!", laberte sie und ich war mir sicher, dass sie komplett blau war. Sie redete noch fünf Minuten irgendeinen Unsinn, bis Erik ihr das Handy aus der Hand nahm. „Hey Julian, Sorry für Carly! Ich schätze sie hat ein, zwei Drinks zu viel gehabt... Ihr geht's aber gut, keine Sorge! Ruf sie doch morgen an, dann freut sie sich! Bis dann!", ertönte Eriks Stimme im Hörer. Das war eine gute Idee, nur leider hatte ich in 15 Minuten Regeneration und musste in 10 Minuten im Foyer sein. Ich schrieb ihr dementsprechend eine kleine Nachricht, damit sie nicht dachte, ich hätte sie komplett vergessen!

Hey Schatz! Hoffe du hast deinen Rausch ausgeschlafen und du hast richtig schön Kopfschmerzen! Du musst wohl noch lernen, wie man mit Alkohol umgeht! Bitte trink nicht so viel, wenn Erik oder Ich nicht dabei sind! Pass auf dich auf und grüß auch Erik von mir. Ich rufe heute Abend an, versprochen! Fühl dich ganz doll geküsst! Ich liebe dich! Julian<3

In guten, wie in schlechten Zeiten (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt