Kapitel 42

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„Guten Morgen, Giftzwerg!" „Lass mich schlafen...", murrte ich in mein Kissen, während Julian mich zärtlich rüttelte. „Ich will aber mit dir Zeit verbringen und das ist schöner, wenn du wach bist!". Schmollig drehte ich mich um und kuschelte mich an die muskulöse Brust meines Freundes. „Warum musst du denn so muskulös sein?!", Julian blickte mich fragend an. „Du bist voll ungemütlich! Gar nicht zum kuscheln geeignet!", sagte ich verschlafen; Julian fing an, zu lachen. „Du hast doch einen Komplettschaden, also wirklich! Jetzt auch noch Ansprüche stellen.", betonte er amüsiert und begann mich zu kitzeln. Ich befreite mich aus seinem Klammergriff und verließ das Bett. Eilig sprang ich unter die Dusche, während Julian sich draußen sonnte. „Wir können, Jule!", rief ich, als ich mit nassen Haaren das Badezimmer verließ. Julian zuckte hoch und kam auf mich zu. „Siehst wunderschön aus!", flüsterte er, bevor er mich in einen liebevollen Kuss verwickelte.

Im Speisesaal angekommen, setzten wir uns zu Leon und Josh an den Tisch und lauschten der Anrede von Jogi. Viel Lob bekamen sie, aber auch Antrieb, nicht zu euphorisch zu sein. Danach holten wir uns unser Frühstück und alberten mit den anderen rum. Wie aus dem nichts erhob ich mich und suchte den Saal hektisch ab. „Wen suchst du?", wollte Julian wissen. „Erik! Wo ist er? Wo hat er überhaupt geschlafen? Ich war so gemein zu ihm... Ich muss mich bei ihm entschuldigen!", sagte ich suchend zu dem braunhaarigen neben mir. „Ganz ruhig! Erik ist duschen. Ich habe ihn, nett wie ich bin, in mein Zimmer aufgenommen.", kam etwas weiter weg von Marco. Ich blickte ihn fragend an, was er auch bemerkte. „Wir kennen uns doch auch aus Dortmund, du Schlafmütze! Und mit meinem Teamkollegen teile ich doch gerne mein Zimmer, wenn es seine beste Freundin schon nicht tut!", fügte er noch hinzu. Ich streckte ihm die Zunge raus und ließ mich wieder auf meinen Platz fallen; Julian seufzte leise. „Was denn?", fragte ich leicht irritiert meinen Freund. „Manchmal bist du schon ganz schön durch den Wind, oder?" „Daran bist du schuld!", sagte ich etwas lauter und gespielt erbost. „Was hab ich denn schon wieder getan?!" „Na, bei deinem Anblick kann man ja nur durch den Wind sein! Warum musst du auch so gut und süß aussehen?", erlöste ich Julian endlich von der Qual. Der braunhaarige Fußballer wurde rot und gab mir einen zarten Kuss, während man im ganzen Saal nur ein „Awww" rumraunen hören konnte. Nach dem Frühstück hatten die Jungs Training und Erik und ich beschlossen, uns Moskau mal genauer anzuschauen.

„Schon anders hier, als in Deutschland, findest du nicht auch?" „Schon, ja. Aber anders schön. Weißt du wie ich meine?", Erik nickte. „Die Kultur hat bestimmt einiges zu bieten, was ich auch mal gerne kennen lernen möchte...", sagte ich komplett begeistert, beim Anblick des riesigen Moskauer Kremls. Das Gebäude, oder besser die Gebäude, waren riesig und wirkten sehr imposant. Meine ganzen Vorurteile Russlands gegenüber verschwanden innerhalb einer Sekunde und ich begann, dieses Land zu lieben. Wir besichtigten das Denkmal und schauten uns noch weitere, sehr beliebte Sehenswürdigkeiten an. Am besten gefiel mir aber dennoch der Kreml. Die Architektur und Geschichte dahinter waren einfach atemberaubend und hatten mich ziemlich beeindruckt!

Völlig erschöpft erreichten wir gegen frühen Abend das Hotel. Von den Jungs war auf der Stelle nichts zu sehen. „Verdammt!", stieß ich leicht wütend hervor. „Was los? Alles gut?" „Ich habe keine Chipkarte und ohne die kommen wir nirgendswo rein... Sieht wohl so aus, als müssten wir hier warten,bis wir jemanden Bekanntes treffen...", gestand ich und lenkte meinen Blick nach unten. „Ist doch nicht schlimm! Wozu gibt es Handys? Jule hatte recht, du bist echt neben der Spur in letzter Zeit... Sag bitte, wenn was ist!", antwortete Erik tippend. Keine zwei Minuten später erschien auch schon Julian im Foyer. „Na, Schatz!", begrüßte er mich und gab mir einen Kuss. „Na! Können wir uns bitte irgendwo hinsetzten, legen oder irgendwas anderes außer stehen?" „Wie wärs mit Puplic Viewing im Gemeinschaftsraum? Spanien spielt gerade gegen Marokko.", schlug Jule vor und Erik und ich stimmten zu. Im Gemeinschaftsraum saßen alle Spieler und waren total auf das Spiel fokussiert. Erik schnappte sich einen Sitzsack und Julian und ich nahmen, auf einem der kleinen Sofa, Platz. Ich kuschelte mich an ihn, auch wenn es nicht gemütlich war, aber ich war so fertig, dass mich das nicht weiter störte. „Wie könnt ihr eigentlich jede freie Sekunde an Fußball denken?", fragte ich schon fast schlafend. „Was meinst du?",flüsterte der Mittelfeldspieler mir ins Ohr. „Na, wenn ihr Training habt, schon klar, aber wenn ihr Freizeit habt, könnt ihr auch nichts ohne Ball machen. Entweder ihr guckt andere Spiele, Spielt Fußballtischtennis oder spielt Fifa auf der Playstation! Warum immer Fußball? Hat man nicht irgendwann die Nase gestrichen voll davon?", beantwortete ich seine Frage, mit einer Gegenfrage. Julian dachte kurz nach, begann dann aber mit ruhiger Stimmer zu erklären:„Weißt du, wenn man etwas wirklich mit dem Herzen macht, dann bekommt man nie genug davon! Seit ich denken kann, war das wichtigste der Ball und das Spielen. Ich habe meine ganze Zeit in dieses, anfangs Hobby, mittlerweile Beruf, investiert und hart an mir gearbeitet, um hier stehen zu können. Mein ganzes Leben ist quasi auf einem Stück runden Leder aufgebaut und dreht sich hauptsächlich darum. Ich liebe es und mache es mit voller Leidenschaft! Wenn ich einen Ball am Fuß oder in der Hand habe, dann gibt es nichts anderes! Dann gibt es nur mich und den Ball, sonst niemanden. Okey, vielleicht mal ein Gegen-oder Mitspieler, aber mit Ball bin ich einfach komplett! Verstehst du jetzt, warum ich nicht genug davon bekommen kann?". „Das war die schönste Liebeserklärung, die ich je gehört habe! Zwar war sie einem wie du so schön sagtest 'Stück runden Leder' gewidmet, trotzdem das schönste, was ich je gehört habe!", schwärmte ich fassungslos. „Lass die Stelle mit dem Hobby und dem Leder weg und schon wüsste man nicht mehr, ob es an den Ball oder an dich gerichtet ist!", meinte Julian lässig. Er wusste definitiv wie man Komplimente machte und romantisch war! „Könnt ihr jetzt mal aufhören, euch gegenseitig irgendwelche Schnulzen zu sagen?! Wir wollen hier Fußball und kein Liebesgedöns gucken!", wurden wir plötzlich von Thomas aus unserem romantischen Gespräch gezogen. Der ganze Raum fing an zu lachen. Vom Spiel bekam ich nicht mehr viel mit, aber Spanien gewann. Jedenfalls vermutete ich das.

In guten, wie in schlechten Zeiten (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt