Kapitel 48

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„Oh Gott Carly, da bist du ja! Geht es dir gut? Ich hab mir solche Sorgen und Vorwürfe gemacht! Gott sei Dank, geht es dir gut!" Julian stürmte auf mich zu und zog mich in eine lange Umarmung. Ich konnte Leons verlegenen Blick sehen und komplett nachvollziehen. Wie, und vor allem wann, sollte ich ihm sagen, dass ich vermutlich mit Leon geschlafen habe? Ich musste mit Erik und Josi drüber reden und mir einen Rat holen! Erst als Julian mich aus seinen Armen frei ließ, antwortete ich ihm: „Mir geht's gut, keine Sorge! Leon hat mich gestern hergebracht und dann bin ich auch direkt eingeschlafen..." „Zum Glück! Wie hätte ich deinem Vater erklärt, dass du weg bist?" Wir fingen alle Vier an, zu lachen, auch wenn ich genau wusste, dass Leons und meins nicht echt war. Wir ließen uns es aber nicht anmerken; ich musste erst mit Erik und Josi telefonieren! „Du, ich gehe Brötchen holen, dann können wir zusammen frühstücken! Und ihr Beide geht duschen. Ihr stinkt wie nh Horde Schweine!" „Charmant wie immer die kleine Tuchel!", kommentierte Toni und wendete sich ab. Julian gab mir einen Kuss und ging in Richtung Bad, ich in Richtung Tür. Nach einigen Metern wählte ich Josis Nummer und die Pariserin hob direkt ab. „Hey, was gibt's Carlychen? Wie ist LA?" „Josi ich habe scheiße gebaut! So richtige scheiße und ich brauche deine Hilfe!" „Was hast du getan? Carly, sag mir nicht, dass du Julian betrogen hast!" „Woher-" „Bauchgefühl. Wie? Mit wem? Wann? Warum?" Ich erzählte meiner besten Freundin die ganze Story. Josi war sichtlich überfordert, das hörte ich. „Wie sage ich ihm das denn jetzt? Ich liebe ihn doch so sehr und will ihn nicht verletzten... aber anlügen kann ich ihn ja auch nicht..." „Sag es ihm, bevor er es selbst herausfindet! Das würde sonst viel schlimmer enden, und so kannst du es von Beginn an richtig da stellen. Geht alleine irgendwo hin und dann sagst du es ihm, ok? Ruf mich danach direkt an!" „Danke Josi! DU bist die Beste! Wir hören uns!" Wir beendeten das Gespräch und schon hatte ich Erik am Hörer. Ich erzählte ihm alles, von der Party über Leon bis hin zu dem Gespräch mit Josi. „Verdammt Carlsen! Du hast mächtig scheiße gebaut! Ich hoffe ihr habt gut verhütet, sonst hast du bald einen kleinen Leon in dir..." „Man Erik! Bleib sachlich!" „Ist doch nur die Wahrheit! Aber na gut... Aber ich würde dir das Selbe wie Josi raten, also stell die Sache selber klar und ruf mich danach an!" „Geht klar, Chef! Danke dafür! Ich hab dich lieb!" Okey, jetzt muss ich es nur noch durchziehen. Ich war schon auf dem Weg zurück, als mir einfiel, weswegen ich ursprünglich angeblich losgegangen war. Ich hatte keine Ahnung, wo hier ein Bäcker war, also half mir Google Maps und eine halbe Stunde später standen die frischen Brötchen auf dem schön gedeckten Esstisch und wir vier drum herum. Wir aßen, wobei Leon und ich uns mehrmals verlegene Blicke zuwarfen. Nach dem Essen bat ich Leon, mit Toni abzuräumen, damit ich mit Julian sprechen konnte. Ich hauchte ihm noch ein „Danke" zu und verließ mit Julian das Zimmer. Wir gingen nach draußen auf die Terrasse und setzten uns auf eine Bank, von wo aus wir über ganz Hollywood gucken konnten. „Ich muss mit dir reden..." „Ist was passiert? Geht es um deine Mutter?" „Nein, dieses Mal nicht. Ich, also, ich-" Ich stockte und fing an zu weinen. Julian nahm mich in den Arm, bis ich mich beruhigt hatte. „Ich habe scheiße gebaut... So richtige scheiße..." „Gestern, als du betrunken warst?" Ich nickte verlegen und eine weitere Träne kullerte meine Wange hinunter. „Ist gut, du kannst mir alles erzählen! Ich werde nicht sauer sein, versprochen!" „Du wirst sauer sein... Sauer auf mich und auf-" ich atmete tief durch „Auf Leon..." Julian starrte mich perplex an. Er hatte verstanden, was ich meinte und sagen wollte. „Ich bring ihn um!" „HALT! Nein, Julian, lass mich erst zu Ende erzählen, ok?" Julian war aufgesprungen, setzte sich jedoch wieder. „Also... Wir wissen nicht, wie viel wir gemacht haben. Wir waren uns auch eigentlich sicher, dass wir alleine, in getrennten Betten eingeschlafen waren, aber dann bin ich neben ihm aufgewacht... Wir waren beide nackt und-" „Und was?" „Und auf dem Boden lag ein benutztes Kondom... Aber wir haben Beide einen totalen Filmriss!" Julian rieb sich durchs Gesicht. Ich hatte es verbockt! Ich hatte unsere Beziehung so eben zum Scheitern verurteilt. „Und ihr", er schluckte „ihr könnt euch an nichts erinnern?" Ich schüttelte den Kopf: „An gar nichts! Julian, ich liebe dich über alles und weiß, wie es sich anfühlt, betrogen zu werden, weswegen ich es nie vorhatte, aber gestern Nacht, ich weiß auch nicht, was da los war! Ich liebe dich und nur dich! Leon hat sich auch nur um mich gekümmert, weil ich alleine war und ihr beide weg wart... Tu ihm nicht weh, er konnte nichts dafür, wirklich!" „Ich, ich muss hier weg! Weit weg!" Er stand auf und verschwand schnell im Haus. „Ich liebe dich, Julian Draxler...", flüsterte ich ihm hinter her, in der Hoffnung, er würde es glauben und hören. Meine Nerven brachen zusammen. Ich zitterte am ganzen Körper, weinte bitterlich und beim Atmen hatte ich große Schwierigkeiten. Ich schluchzte einige Male heftig, ehe sich zwei warme, große Hände auf meine Schultern legten. Direkt wurde ich in eine innige Umarmung gezogen. Ich schlang mich um den muskulösen Körper und kniff mich in sein T-Shirt ein. Meine Liebe des Lebens hatte ich vermutlich gerade verloren und alles was ich jetzt bei mir haben wollte, war nicht erreichbar. Mein Freund, Josi, Erik und mein Vater. Niemand konnte in diesem Moment hier sein und mir halt geben.

In guten, wie in schlechten Zeiten (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt