POV Julian„Wie geht es ihr?" „Nicht gut, meinte der Arzt... Sie verweigere wohl das Gespräch mit dem Psychologen und möchte auch nichts essen. Sie soll wohl schon über sieben Kilo abgenommen haben... Sie lässt sich komplett schweifen und ich sitze hier rum und kann nicht helfen! Man Erik, was soll ich denn machen? Ich muss ihr doch irgendwie helfen!" „Du willst, aber du kannst einfach gerade nicht helfen... So leid es mir tut! Carly, weißt du, sie war schon immer die, die alles alleine schaffen wollte... ganz ohne Hilfe und egal, wie schwer es war. Du musst ihr jetzt die Zeit geben, die sie braucht!", Erik legte seine Hand auf meine Schulter, während ich mein Gesicht in meinen Händen vergrub. Es brachte alles nichts. Ich musste ihr die Zeit geben, die sie brauchte. Und wenn sie das ohne mich schaffen wollte, musste ich sie das probieren lassen. Ich würde da sein, falls sie doch Hilfe wollte. „Geh mal nach Hause, dusche und schlafe! Ich bleibe hier und sag, wenn was ist!" „Danke Erik! Sag bitte Bescheid, sobald was Neues passiert!" Erik nickte noch verständnisvoll, bevor ich aufstand und zu einem Taxi trottete. Ich hatte seit Tagen nicht richtig geschlafen und wenn, dann nur einige Minuten im Wartebereich des Krankenhauses. Das Taxi hielt direkt vor meinem Hotel in Madrid und ich schleppte mich die Treppen mühsam hoch, um dann meine Tür aufzuschließen. Ich ging direkt ins Bad und erschrak ein wenig bei meinem Anblick. Ich hatte tiefe Augenringe, fettige Haare und einen Dreitagebart. Ich duschte und rasierte mich noch, bevor ich mich in Unterwäsche ins Bett legte und direkt einschlief.
Mitten in der Nacht, so erschien es mir, wobei es schon am nächsten Nachmittag war, wurde ich durch das Klingeln meines Handys aus dem Schlaf gerissen. Ich sprang auf, denn wenn es um Carly ging, tat ich alles. Ich liebte diese Frau einfach! „Ja, Draxler!", rief ich ins Telefon, als ich abhob. „Erik hier. Carly möchte, dass du kommst! Sie hat mit dem Psychologen geredet, aber noch nichts gegessen... Kannst du kommen?" Noch während Erik angerufen hat, hatte ich mir schon eine Hose übergestreift. Ich sagte ihm, dass ich direkt kommen würde. Ich bestellte mir ein Taxi und wartete an der Rezeption auf den Fahrer. Ich hatte eine Idee, wie Carly vielleicht etwas essen würde, also machten wir einen kleinen Stopp und fuhren dann weiter zum Krankenhaus. Ich sprintete zur Intensivstation und dann zu Carlys Zimmer, wo Erik schon auf mich wartete. Erik nickte mir nur stumm zu, während ich zur Tür ging, klopfte und eintrat. Ich hatte ein zartes Lächeln auf den Lippen, als ich Carly in ihrem Bett liegen sah. Ich hatte seit zwei Wochen nicht zu ihr gedurft und jetzt durfte ich endlich meine Freundin wiedersehen. „Hey!" „Ich hab dir was von Subway mitgebracht... ich dachte, dann isst du vielleicht was, wenn ich mit dir esse. So eine Art Date. Hab sogar eine Plastikkerze mitgebracht, weil hier echte verboten sind..." „Setz dich..." Ich fing an zu weinen, aber nicht vor Trauer, sondern vor Freunde, sie so munter zu sehen. Wo steckte sie nur die negativen Gefühle hin? „Hey, warum weinst du?" Ich ging auf sie zu und setzte mich auf den Rand ihres Bettes „Ich freue mich einfach, dich zu sehen!" Ich zog sie in meine Arme, erschrak aber bei dem Gefühl, ihrer knochigen Haut. „Versprich mir, dass du wieder mehr isst!" Sie nickte und zog die Subwaytüte aus meiner Hand. Mit großen Augen packte sie ihren Sub aus und biss herzhaft hinein. Ich fing an zu grinsen und begann dann auch, meinen zu essen. „Ich komme raus, wenn ich mindestens fünf Kilo zugenommen habe... Aber ich will nicht nach Hause! Da erinnert mich alles an ihn... könnte ich vielleicht bei dir, also ich meine, wenn es keine Umstände für dich macht... Ich würde sonst Josi-" „Nein! Klar kannst du bei mir wohnen! So lange du willst! Ich will einfach, dass es dir gut geht... Ich glaube, es gibt noch einen, der dich gerne sehen würde!" Carly guckte mich verwirrt an. Sie hatte ja keine Ahnung, dass Erik hier war. Ich stand auf und holte den Borussen, der mittlerweile in der Premier League spielte, ins Zimmer. Carly hielt sich die Hände vor den Mund und fing an zu weinen. Warum waren wir alle so gefühlsvoll heute? Erik lief auf sie zu und umarmte sie lange und innig. Die beiden waren einfach wie Geschwister und liebten sich, wie kaum einen anderen. Ich setzte mich auf die andere Seite des Bettes und so redeten wir einige Zeit über Gott und die Welt, ehe die Tür erneut geöffnet wurde und nun auch Josi das Zimmer betrat. Zwischen Josi und Erik hatte sich in letzter Zeit was angebahnt, dass hatte ich gemerkt. Sie verbrachten die Zeit eigentlich nur zu zweit im Krankenhaus und auch danach öfters. Sie passten gut zusammen, aber ich glaube sie wollten das Carly nicht sagen, weil sie ihr nicht noch mehr Last auftragen wollten. Deswegen setzte Josi sich neben mich, anstatt neben Erik. Irgendwann ging Erik Schokolade holen und Josi ganz zufällig Gummibärchen. „Ihr könnt ruhig sagen, dass ihr zusammen seid! Ich bin weder blind noch blöd und deinen Lippenstift hättest du besser kontrollieren sollen!", kommentierte Carly, als die Beiden wieder das Zimmer betraten. Ihre besten Freunde guckten sie unglaubwürdig an, gaben es dann aber zu und küssten sich vor unseren Augen. Ich sah das als den perfekten Moment, auch meine Freundin zu küssen. Es war der schönste Kuss, den ich je erleben durfte, denn ich wusste, es hätte ihn nicht gegeben haben können.
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In guten, wie in schlechten Zeiten (Julian Draxler FF)
FanfictionCarlys Vater, Thomas Tuchel, tritt seinen neuen Job als Cheftrainer bei Paris Saint-Germain an und Carly entschließt sich, mit ihm nach Paris zu ziehen. Neue Leute, neue Stadt, neues Leben, erhofft sich die 21-Jährige.Wäre da nicht dieser Fußballer...