POV CarlyIch musste noch zwei Wochen im Krankenhaus bleiben, wobei ich aber auf die normale Station verlegt wurde. Julian bestand zwar auf Chefarztbehandlung und Privatzimmer, aber das wollte ich nicht. Ich wollte wie jede andere behandelt werden. Ich war viel alleine, da Julian und Erik wieder Training hatten und Josi arbeiten musste. Lediglich meine Bettnachbarin leistete mir Gesellschaft, wobei ich sie nicht leiden konnte. So konnte Julian nur am Wochenende kommen und auch nur, wenn er kein Spiel hatte. Ich lag ja in Madrid im Krankenhaus und den wöchentlichen Flug konnte sich Josi nicht leisten. Ich sollte noch eine Nacht bleiben, dann durfte ich gehen. Julian hatte sich extra zweu Tage frei genommen, um mich morgen auf dem Flug zu begleiten und mich dann nach Hause zu fahren. Ich hatte wieder zugenommen und auch das Abschlussgespräch mit dem Psychologen, als auch dem Arzt war ohne Auffälligkeiten, also durfte ich nach Hause. Ich entschied mich, es Julian direkt über Skype mitzuteilen. Ich nahm mein Tablet vom Nachtisch und ging in den Krankenhausgarten. Ich drückte auf den grünen Hörer und warte kurz, ehe das verschlafene Gesicht meines Freundes auf dem Bildschirm erschien. Er lächelte mich an und rieb sich verschlafen die Augen. Verständlich, es war gerade mal acht Uhr und nicht Julians Zeit um aufzustehen. „Guten Morgen! Was beschert mir die Ehre, dich so früh am Morgen zu sehen?" Ich fing an zu grinsen und hauchte ihm einen Kuss zu, ehe ich den eigentlichen Grund meines Anrufes erzählte. „Ich hatte gerade das Abschlussgespräch mit dem Arzt und dem Psychologen und ich darf gehen! Morgen werde ich entlassen! Ich darf endlich raus, Julian!" Julians Kinnlade war runtergefallen. Er sprang auf und rannte zu seinem Laptop. „Was machst du da?", fragte ich lachend. „Ich buch mir einen Hin- und Rückflug und dir nur einen Rückflug, für Morgen mittag!" „Du bist der Beste! Ich freue mich schon auf Paris und dich!" „Ich mich auch, aber ich muss mich jetzt fertig machen. Ich bin morgen gegen 12 Uhr im Krankenhaus. Ich liebe dich, bis dann!" „Ich liebe dich auch!", sagte ich noch, bevor ich auflegte und mein Tablet ausschaltete. Ich blieb noch kurz sitzen und genoss die warme, spanische Morgensonne, die mein Gesicht erwärmte. Nach einiger Zeit ging ich wieder rein und begann, meine Sachen einzupacken. Ich schlug die Zeit irgendwie tot, bis ich wieder Schlafen konnte.
„Hier sind ihre Entlassungspapiere. Machen sie es gut!" „Vielen Dank, Doktor! Tschüss!", sagte ich und so verließen Julian und ich das Krankenhausgebäude. Wir bestellten uns ein Taxi und fuhren direkt zum Flughafen, wo wir dank Julians Promibonus nicht lange anstehen mussten. „Ich muss in meine Wohnung... Ich brauche einige Sachen. Kannst du mich hinfahren?" „Ja klar! Mach ich. Ich habe mir auch zwei Tage frei genommen, um morgen noch bei dir zu sein." Ich lächelte ihn zaghaft an und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter. Wenn er nur wüsste, wie schlecht es mir eigentlich ging und wie sehr ich mit Suizidgedanken gespielt hatte... Ich war 22, hatte mein ganzes Leben noch vor mir, was ich aber ohne meinen Vater und ohne meinen Sohn leben musste. Wie sollte ich das schaffen? Im Flugzeug schlief ich direkt ein, während Julian meine Hand hielt und mich streichelte. Wir flogen zwei Stunden, bis wir in Paris landeten. Julian fuhr mich nach Hause, wo ich zaghaft die Tür aufschloss. Es sah alles aus, wie vor unserer Reise nach Madrid. Ich ging langsam in mein Zimmer. Beim Anblick des Babybettes kamen mir die Tränen. Ich ging auf das kleine Bettchen zu und schaute hinein. Julian kam hinter mich und schloss mich in den Arm. Ich weinte mich an seiner Schulter aus. Die ganze Last drückte wieder auf mich. Ich brach zusammen. Es war einfach alles zu viel in diesem Moment. „Hey! Ganz ruhig! Ich bin da! Ich halte dich!", versuchte Julian, mich zu beruhigen. Wir saßen einige Zeit auf dem Boden. Julian hob mich irgendwann hoch und legte mich auf die Couch. Er holte mir ein Glas Wasser, welches ich jedoch danken ablehnte. Ich lag einfach da und kuschelte mich in ein Kissen ein. Es roch nach meinem Vater. Alles in dieser Wohnung erinnerte mich an ihn. Das Parfüm im Bad, die Trainingstasche im Flur und seine Lesebrille auf dem Couchtisch; einfach alles. Julian telefonierte einige Minuten draußen, ich konnte nicht hören mit wem, aber er sprach deutsch. Er kam wieder rein und holte etwas aus meinem Zimmer. Als er zurückkam, streckte er mir seine volle Hand entgegen und ich nahm den kleinen Stoffpelikan entgegen. Mein Vater hatte ihn mir zu meiner Geburt geschenkt, und seitdem begleitete er mich. Julian legte sich neben mich und nahm mich in den Arm. Ich hielt nur den Pelikan im Arm und weinte. „Warum?" „Warum was?", Julian guckte mich ratlos an. „Warum ich?", er hatte immer noch keine Ahnung, was ich meinte. „Warum passiert das alles mir? Warum muss mein Kind sterben? Warum muss mein Vater sterben? Warum ist meine Mutter schon tot? Warum lebe ich denn überhaupt noch? Das ergibt doch alles keinen Sinn! Ich will nicht alleine sein! Was, wenn du auch irgendwann gehst und ich vollkommen alleine bin? Was, wenn-" „Carly, Stopp! Du bist nicht alleine! Du hast mich und ich werde dich niemals verlassen, koste es was es wolle! Und ja, du hast gerade eine Menge Verluste zu beklagen, aber du musst nach Vorne schauen! Du warst doch immer der positive Mensch..." „Julian, mein Vater ist gestorben, wie soll ich da positiv bleiben?! 'Oh ja super, jetzt hab ich eine Wohnung für mich alleine' oder wie? Ich bin alleine! Ich habe keine Familie mehr! Niemanden..." Julian weinte. Ich hatte ihn verletzt, indem ich ihn nicht als Familie bezeichnet hatte. „Du bist gerade der einzige Grund, zum weiterleben..." „Carly... Ich liebe dich! Wir sind eine Familie, egal, was unsere Gene oder der Staat sagen! Wir gehören zusammen und ich werde deine Stütze sein! Lass mich dir helfen, bitte! Zieh vorübergehend bei mir ein und halte Abstand von hier! Wir beginnen ein neues Leben, zusammen!" Ich nickte und kuschelte mich an Julian ran. Wir würden zusammen ein neues Leben beginnen, fernab von meinem Schicksal! Stay positive, Carly! Stay positive...
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In guten, wie in schlechten Zeiten (Julian Draxler FF)
FanfikceCarlys Vater, Thomas Tuchel, tritt seinen neuen Job als Cheftrainer bei Paris Saint-Germain an und Carly entschließt sich, mit ihm nach Paris zu ziehen. Neue Leute, neue Stadt, neues Leben, erhofft sich die 21-Jährige.Wäre da nicht dieser Fußballer...