Kapitel 7.

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Sayurie

Ich sah zu wie der Junge, Alrik mit einem schneeweißen Gesicht den Raum verließ und die Tür laut quitschend hinter ihm ins Schloss viel. Für einen Moment erlaubte ich mir auf den Fleck zu blicken, auf dem er Momente zu vor noch gestanden hatte. Das letzte Mal in den dunklen Gassen hatte ich nicht viel von ihm sehen können, die Nacht hatte ihn wie ein dunkler Umhang vor meinen Augen verhüllt gehabt, doch nun hatte ich ihn bei dem trüben Licht einer Kerze in Augenschein nehmen können. Um es nett auszudrücken, ich war nicht sehr begeistert. Er war mehr Sehnen und Knochen und seine Größe ließ ihn eher schlaksig, als einschüchternd wirken. Seine Haut war weiß wie Schnee und die vielen Sommersprossen, die auf seinem Gesicht verteilt waren, ließen ihn kindlich wirken.

Ich könnte wetten, dass wir Beide im selben Alter waren und doch kam er mir so vor, als ob er noch mitten in seiner Pubertät wäre. Seinen verlorenen Ausdruck zu urteilen nach, den er so krampfhaft versuchte zu verstecken, war dies das erste Mal, dass er etwas alleine bewältigen musste. Ich fragte mich wo er her kam? Er sah nicht so aus, als ob er körperliche Arbeit gewohnt war und auch die Tatsache, dass er ein Magier war und nicht gefasst worden war, ließ mich glauben, dass er die feineren Sachen im Leben gewohnt war. Er musste auf jeden Fall jemand gehabt haben, der ihm vor dem König versteckt hatte, jemand mit Einfluss, der die Leute hat wegschauen lassen. Wo diese Person wohl nun war? Waren sie vielleicht aufgefallen? Oder gar zerstritten?

Und warum wurde er wohl gesucht? Er sah nicht wie ein Verbrecher aus, mehr wie ein verloren gegangenes Kind.

Er konnte einem fast leidtun, fast.

Was auch immer er angestellt hatte um von dem König gesucht zu werden, er war nun auf unserem Schiff und somit waren wir genauso tief in die Sache verstrickt wie er, sollten wir erwischt werden.

Was hatte sich Sturmhund nun wieder dabei gedacht?

Eben dieser erhob sich von seinem Stuhl und lief zu dem überfüllten Schrank, den ich ihn schon so oft geheißt hatte aufzuräumen. Doch wann immer ich die andauernde Unordnung in diesem Raum ansprach, wurde ich nur mit einer abwertenden Handbewegung abgewehrt. „Solange ich mein Zeug noch selber finde, gibt es kein Problem." Sagte er immer zu mir.

Auch jetzt schien er aus mir unbegreiflichen Gründen genau das zu finden was er gesucht hatte. Er schien wohl bemerkt zu haben, dass mich dies irritierte. So wie er es immer tat lief er an mir vorbei und zwinkerte mir zu. Doch ich war nicht in der Stimmung für seine Spiele, stattdessen setzte ich mich ihm gegenüber und sah ihm dabei zu wie er Platz nahm.

Meine Laune war an einem Tiefpunkt angekommen, ich wollte eine Erklärung und ich wollte sie jetzt.

Sturmhund währenddessen schien es nicht eilig zu haben. Er saß einfach auf seinem Stuhl und holte aus der Tasche, die er aus dem Schrank geholt hatte seine Werkzeuge und Öle hervor.

In Momenten wie diesen wünschte ich mir Magie begabt zu sein, denn gerade im Moment versuchte ich ihn mit meinen Blicken zu erstechen, wie ich es jedoch vorhergesehen hatte, passierte nichts.

„Was ist los Sayurie? Hat es dir die Sprache verschlagen?" Seine gewitzten Augen studierten dabei ganz genau mein Gesicht. Jeder andere wäre nun vermutlich aufgrund dieses Witzes Aus der Haut gefahren, früher einmal wäre ich das auch, doch die Jahre mit Sturmhund haben mich eine Sache gelehrt: Es bringt nichts sich über ihn aufzuregen. Ganz im Gegenteil.

(Ich verstehe dich nicht.) Meine Hände bewegten sich, so wie ich es all die Jahre zuvor gelernt hatte und formten für mich meine Worte, die ich nun nichtmehr aussprechen konnte.

„Es mag dich vielleicht überraschen, aber ich kriege das oft zu hören."

Meine Augen verengten sich zu Schlitzen, manchmal könnte ich ihn erwürgen, vor allem wenn er auch versuchte mich an der Nase herum zu führen. Es hatte mich auch schon damals gestört, als ich noch ganz neu bei ihm war.

Shadows of Arwerina Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt