18.Kapitel

1.3K 371 160
                                    

Das Essen ist super. Mit Sicherheit haben die Tomlinsons einen Sternekoch, der für sie alles zubereitet, denn ich habe noch nie besser gegessen. Allein die Art und Weise, wie das Essen auf dem Teller angerichtet ist, sieht schon so bombastisch aus, dass ich mich gar nicht traue, überhaupt anzufangen, weil ich das schöne Kunstwerk nicht kaputt machen möchte.

Mein Freund scheint sich daran nicht sonderlich zu ergötzen oder aber, er kann es nicht erwarten, dass wir bald fertig sind, denn er schlingt sein Essen geradezu herunter und sitzt dann ungeduldig mit den Füßen wippend neben mir. „Hast du noch einen Termin?", frage ich im Scherz und sehe auf die große Uhr im Zimmer.

Es ist erst 20 Uhr, viel kann er nicht mehr geplant haben.

„Musst du vielleicht bald ins Bett?", hake ich nach und will ihn ein bisschen aufziehen.

„Ja, mit dir." Mit dieser Antwort habe ich nicht gerechnet und rutsche mit dem Messer auf dem Teller ab, sodass der Brokkoli auf dem Tischtuch landet.

Na prima, jetzt ist ein Fleck auf dem Tischtuch. Rasch sammele ich mein Essen wieder ein und starre Louis an. „Du willst mit mir ins Bett?", wiederhole ich und lasse mein Besteck lieber kurz liegen, damit mir sowas nicht nochmal passiert. Louis nickt knapp und wird dann ein wenig rot, soweit ich das im weichen Licht hier drin erkennen kann. „Das will ich schon lange...und jetzt hab ich dich so lange nicht gesehen", murmelt er und zieht unsicher die Schultern hoch. Wir haben uns wirklich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen und wenn ich im Kopf so grob überschlage, dann müsste es jetzt schon eine Woche her sein, dass ich das letzte Mal hier gewesen bin.

„Du warst acht Tage nicht hier", sagt Louis leise und ich glaube, einen leisen Vorwurf aus seiner Stimme zu erkennen. „Lou, ich kann nicht jeden Tag herkommen, das musst du verstehen." Er steht auf, wirft die Serviette auf den Tisch und kommt zu mir. Vorsichtig schiebt er sich zwischen mich und den Tisch und setzt sich rittlings auf meinen Schoß. „Ich weiß, aber du kannst mir doch auch keinen Vorwurf machen, wenn ich dich vermisse..."

„Ich mache dir keinen..." Seine Lippen treffen meine und seine Hände umschließen mein Gesicht.

Sofort fühle ich mich geborgen bei ihm. Noch nie hat mich jemand so vorsichtig und beschützend angefasst und ich versinke mit geschlossenen Augen in dem Kuss, den er mir schenkt.

Gott, das hier ist besser als alles.

Mein Kopf surrt und außer, dass ich ihn weiter spüren will, kann ich an nichts anderes denken. Mir ist egal, dass wir im hell erleuchtete Esszimmer sitzen und man uns vermutlich bei den Nachbarn ganz gut sehen kann.

Und mir ist auch egal, ob das Dienstmädchen gleich reinkommt. Soll sie doch. Ich fühle mich gerade sehr wohl in meiner Haut und das darf die Welt ruhig sehen.

Sachte löst sich der Kleine von meinen Lippen und sieht mich mit einem fiebrigen Ausdruck in den Augen an. „Lass uns nach oben in mein Zimmer gehen. Ich habe keinen Hunger mehr", haucht er und steht auf. Natürlich lasse ich mich gerne von ihm aus dem Esszimmer ziehen und wir huschen durch den dunklen Flur, die Treppe hinauf in sein Zimmer.

Louis Zimmer ist groß und außer dem begehbaren Kleiderschrank hat er noch ein weiteres Highlight im Raum: eine schmale Wendeltreppe, die hinauf in ein ausgebautes Dachzimmer führt. Beim letzten Mal stand seine Couch noch dort, jetzt ist es das Bett. Einen kurzen Moment frage ich mich, wie man dieses Möbelstück überhaupt diese Treppe hinauf gekriegt hat, aber als Louis eine kleine Lampe anschaltet, die den Raum in weiches Licht taucht, ist es mir egal.

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass wir heute hier miteinander schlafen werden und das macht mich unglaublich hibbelig. Hoffentlich bin ich nicht aus der Übung. „Hast du die Tür abgeschlossen?", frage ich leise, als wir voreinander stehen und er zu mir hoch sieht. „Ja, es kann niemand rein."

Thin Ice • Buch II (Two Hearts Reihe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt