[06# witch better have my candy]

10 1 0
                                    


„You wanna take a drink
of that promise land
You gotta wipe the dirt off of your hands
Careful son, you got dreamer's plans
But it gets hard to stand"

Ein spätherbstlicher Sturm kündigte sich an, in dem er das Dach davon zu fegen drohte.

Stürmisch, gewaltig und unheilvoll brauste er über die Decke und ließ das ganze Haus unter seiner monumentalen Brutalität erzittern. Und Foster tat es dem alten Gebäude gleich. Er zitterte.

Seine mit kalten Schweiß benetzen Finger wischte er sich an seinen dunklen Hosen ab und obwohl Ellery in diesem Haus wohnte und er selbst früher unendliche Stunden hier zugebracht hatte, fühlte er sich dennoch wie ein Eindringling.

Wie ein kleiner Schuljunge, der gerade dabei war etwas verbotenes zu tun. Ellery hingegen machte keinen Umstand aus seiner offenkundigen Euphorie für diesen Tag und das überaus gruselige Haus seiner Familie schien ihn nur noch mehr zu beflügeln. Wie ein wild gewordener Lemur auf Crack, fegte der Junge durchs Haus und versuchte nicht einmal im Ansatz leise zu sein.

„Grandma ist in Florida und besucht ihren Bruder. Und Mom und Dad sind auf die Party im Rathaus gegangen. Diese ganze 'mein Dad ist im Stadtrate, ja ja hab ich auch schon mitbekommen' hat was für sich.
Also haben wir das ganze Haus für uns und können uns ungestört auf unsere Nachforschungen fokussieren."

Foster konnte nicht sagen ob er sich darüber freuen sollte oder nicht. Denn eigentlich wäre ihm eine Anstandsdame in Form von Ellerys Grandma eigentlich ziemlich lieb. Oder seine Eltern als Zeugen, die vor Gericht sicherlich bezeugen konnten, dass er Ellery nicht aus reiner Mordlust gehandelt hatte, sondern eine schwere Psychose ihn dazu gezwungen hatte.

Denn er würde nicht garantieren können, dass er Ellery nicht doch noch qualvoll das Genick brechen würde.

Dieser war schon wieder viel zu gut gelaunt und Foster erkannte plötzlich den beliebten Ellery Lowburry wieder, der mit genau dem selben Gesichtsausdruck der ihn jetzt zierte, die letzen vier Jahre über die Flure ihrer Schule gewandert war und ihn dabei keines Blickes gewürdigt hatte.

Plötzlich beschlich ihn der opportunistische Gedanke, dass dies alles hier ein von Ellery inszenierter Plan war um ihn vollends rein zu legen. Es würde zu ihm passen.

Schließlich hatte er ihm aus heiterem Himmel mehr oder weniger die Freundschaft gekündigt, jahrelang seine Existenz geleugnet und plötzlich stand er vor seiner Haustür und zog ihn so etwas abstruses hinein, dass es nur ein Scherz sein konnte.

Mitten auf dem Treppenabsatz blieb er stehen und bewegte sich keinen Millimeter. Das musste es sein, die logische Erklärung nach der er so verzweifelt gesucht hatte.

Ellery verarschte ihn nach Strich und Faden.

Ellery drehte sich am oberen Ende der Treppe um, als er Fosters stehenbleiben bemerkte. Ein Déjà-vu ergriff von ihm Besitz und er fühlte sich in den Wald zurückversetzt. In gewisser Weise war er das auch. Er hatte sich an einem Bekannten und doch so fremden Ort verirrt, ohne die Chance den richtigen Weg zu finden. Foster drehte sich im Kreis.

„Was wird das, Foster? Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit!"
Doch Foster dachte gar nicht daran sich zu bewegen. Einzig und allein sein Blick hob sich und legte sich voll purer Abscheu auf Ellery. Dieser wirkte in jeder Hinsicht konsterniert und konnte Fosters Verhalten nicht mal annähernd nachvollziehen.

„Was genau wird das hier, Ellery?"
Seine Stimme klang durchdringend und dennoch distanziert. So als ob es nur die Schallwellen einer CD waren die hier so eisern auf Ellery prallten und ihm die Konsequenzen von Ignoranz aufzeigten.

Samhain [A HALLOWEEN TALE]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt