A K T Z W E I:
Als er am Donnerstagmorgen seine Dusche betrat, schaltete er sofort das Wasser ein. Ihn störte es nicht, dass das eiskalte Wasser auf ihn herunter prasselte. Er zuckte keine Sekunde zusammen. Es war ihm schlichtweg egal. Ihm war nicht einmal bewusst, dass das Wasser langsam wärmer wurde.
Er griff ganz simpel routiniert zu seiner Bodylotion und wollte sich damit einreiben, musste dann aber feststellen, dass diese leer war. Genauso leer, wie er sich auch fühlte. Falls er überhaupt fühlte, er war sich dabei nicht am heutigen Tag nicht so sicher. Ohne mit der Schulter zu zucken ließ er die Tube einfach fallen und wandte seinen Kopf nach oben, streckte sein Gesicht, mit geschlossenen Augen, dem warmen Wasser entgegen. Ließ sich langsam aufwärmen, obwohl ihm nicht einmal bewusst war, dass er fröstelte. Er fühlte sich einfach nur taub und im Stich gelassen. Seine Freunde und auch sein irgendwie nicht mehr ganz so geheimer Schwarm hatten versucht ihn zu erreichen, doch er hatte alle versuche abgeblockt. Er wollte nicht mit ihnen reden. Zu sehr schämte er sich für sein eigenes Verhalten. Es war noch zu früh, er konnte sie noch nicht konfrontieren. Daher war er wie geplant zu seiner Familie gefahren.
Es war am frühen Nachmittag bei ihnen gewesen. Wie immer war er den schmalen Weg zur Haustür gegangen und hatte geklingelt. Doch es hatte ihm niemand aufgemacht. Vier Stunden hatte er im strömenden Regen und einer eisigen Kälte vor der Haustür verbracht, doch sie wurde ihm einfach nicht geöffnet. Mit zittrigen Fingern hatte er irgendwann seine Familie angerufen und Nachrichten geschrieben, bis irgendwann ein kurzes „Keine Zeit" zurückkam. Er war wieder zurück nach Hause gefahren und hatte sich in sein Bett gelegt. Dort war er sofort eingeschlafen. Trotz, dass er noch immer seine triefend nassen und eisig kalten Klamotten anhatte.
Am heutigen Morgen, war er durch ebendiese Kälte und wahnsinnige Halsschmerzen aufgewacht. Doch er konnte diese Gefühle nicht identifizieren. Er merkte nicht, wie schlecht es ihm ging. Er war gefangen in seinen Gedanken. Viel wichtiger war ihm, dass er in den letzten Tagen alle verloren hatte. Seine Freunde würden schnell aufgeben und nie wieder etwas mit ihm machen wollen. Sie würden nicht mehr mit ihm gesehen werden wollen. Ebenso sein bester Freund, auch wenn dieser mit etwas Glück, oder Pech, noch ein wenig länger zum aufgeben brauchen würde. Der Junge, der all dieses Drama ausgelöst hatte würde froh sein, dass es zwischen ihnen nicht ernst geworden ist, da war er sich sicher. Und seine Familie hatte ihm gestern deutlich gezeigt, dass sie ihn nicht weiter unterstützten und entgegen ihrer Worte nicht stolz auf ihn waren. Denn an ihm gab es nichts, auf das man stolz sein konnte. Er wirkte auf den ersten Blick, wie ein normaler, durchschnittlicher Junge. Doch wenn man genau hinsah merkte man, dass er alleine war. Er hatte keine Freunde und keine Familie mehr. Er war einsam, weil er sich selbst alles zerstört hatte. Einfach nur, weil er sich in die falsche Person verliebt hatte und diese Gefühle schlichtweg nicht unterdrücken konnte, weshalb er sich völlig lächerlich benommen hatte und sicherlich die neue Lachnummer im Freundeskreis werden würde. Das erste Mal in seinem Leben fühlte er sich auch in seiner Dusche nicht mehr wohl. Trotz, dass der kleine Raum abgeschlossen und abgeschottet war, hatte er das Gefühl die urteilenden Blicke der Menschen auf sich zu spüren. Er hörte ihre Stimmen, wie sie ihn beleidigten und ihn angewidert betrachteten. Er konnte den Hass in ihren Worten hören.
Sich klein machend drückte er sich an die eiskalte Duschwand. Mit jedem Tropfen, der auf ihn herunter regnete wurden die Stimmen lauter und penetranter. Ihre Worte gemeiner und urteilender. Alle stießen ihn von sich. Er war ganz alleine, so wie er in seiner Dusche alleine war.
Diese Einsamkeit, die er sonst so geliebt hat, die ihm Kraft gegeben hat wurde nun zu seiner größten Angst. Denn nun war er alleine mit all seinen negativen Gedanken. Er hörte so alleine wie er war das Prasseln des Wassers auf Grund der lauten Stimmen in seinem Kopf nicht mehr. Alle urteilten ihn, alle hassten ihn und das war das einzige was er war nahm. Die endlosen Schmerzen in seinem Hals spürte er nicht und das Laute klopfen an seiner Tür hörte er nicht, als er wie ein Roboter nach seinem Shampoo griff und seiner täglichen Routine nachging. Die Stimmen verstummten langsam und auch seine Gedanken hörten auf wild zu kreisen. Nun nahm er nichts mehr wirklich war. Alles was er spürte war die Leere, die in ihm herrschte.
Als er an diesem Tag mit gewaschenen Haaren aus der Dusche trat, zeigte sein Gesicht keine Emotionen, denn er verspürte keine. Alles was für ihn existierte, war die beängstigende Einsamkeit und die endlos scheinende Leere.
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Hiii:)
Die restlichen Kapitel werden heute im Laufe des Abends auch noch hochgeladen, damit ihr nicht mit einem traurigen Ende schlafen gehen müsst :P (und weil schnellere Updaterhythmen gewünscht wurden;))
NeLo♥♥♥