29|keine andere Wahl außer Kenan

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Mit einem Mal stand er plötzlich neben mir und ich drehte meinen Kopf zu ihm ehe ich mich komplett ihm wendete.

~

„Du hast mich nicht von hier bekommen.", ließ ich ihn wissen und grinste siegessicher,„Dein Plan ist nicht aufgegangen."

Er nickte und kratzte sich an seiner gerunzelter Stirn. Sein Blick glitt über die Wiese.

„Tatsache.", gab er nur dazu ab und sah mich wieder an. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und legte meinen Kopf etwas schief.

„Warte nur ab, Kenan. Ich bin eine sehr nachhaltige Person.", drohte ich ihm mit einer engelsgleichen Stimme. Er hob seine Unterlippe hervor und nickte ungläubig.

„Weißt du..", fing er an und steckte seine Hände in seine Hosentaschen während er näher auf mich zu kam,„Genau das hatte ich mir schon gedacht. Ich bin schon gespannt auf deinen nächsten Zug, Bulut."

Ich warf einen flüchtigen Blick auf den Boden während ich ebenfalls einen Schritt auf ihn zu ging und meine Unterarme an seinen Bauch streiften. Er sah zu mir hinunter und ich zu ihm auf.

„Nicht nur du wirst dich freuen, Aksoy.", hielt ich die Spannung aufrecht. Er grinste breit und seine weißen Zähne begrüßten mich. Ganz langsam näherte er sich mit seinem Gesicht und blieb neben meinem Ohr stehen.

„Ich werde dich vernichten.", flüsterte er. Mein Mundwinkel zuckte hoch und ich sah wieder flüchtig runter.

„Versuche es doch, wenn ich dich bis dahin noch nicht zerstört habe.", flüsterte ich zurück und er entfernte sich von mir. Vielversprechend sah ich ihn an. Er nickte beeindruckt und kratzte sich an der Stirn ehe er seine Hände in seinen Hosentaschen versteckte.

„Du weißt wohl immer noch nicht mit wem du dich angelegt hast.", sagte er wieder in seiner tiefen Stimme und ich zuckte mit den Schultern.

„Doch klar. Mit dir.", antwortete ich ihm,„Kenan."

Er schien von dieser Antwort überrascht. Nun zuckten seine Mundwinkel kurz hoch.
Wieso war er überrascht? Mir war es egal gewesen wessen Sohn er war. Er war schlicht weg Kenan.
Ein Vollpfosten wie jeder andere.

Seine Augen sahen tief in meine und er schien verloren zu sein. Ich sah ebenfalls in seine, doch versuchte weg zu sehen. Es gelang mir nicht. Es war als hätte er mich eingesperrt.

Eine Antwort erhielt ich nicht. Stattdessen ertönte die laute Klingel.

„Beeil dich lieber. Nicht, dass du noch zu spät kommst und dein Dozent schimpft.", entkam ich ihm und drehte mich von ihm weg nach vorne zur Straße. Aus meinem Augenwinkel sah ich ihn verschwinden.

Und wie gelang ich nun nachhause?
Verdammt Baran..
Ich hätte mein Ticket mitnehmen sollen.

Nach einer Weile hielt plötzlich ein schwarzes Auto vor mir an. Ich kannte dieses Auto doch. Die Scheibe senkte sich und Kenan lehnte sich hinaus.
Natürlich.
Ich hatte doch ein Stein dagegen geschlagen.

„Niemand kann mir was sagen.", behauptete er weswegen ich meine Arme vor der Brust verschränkte,„Wohin musst du?" Ich musterte ihn skeptisch.

Es würde mich doch einfach nur Schwach zeigen, wenn ich in das Auto meines Feindes steigen würde. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Theoretisch könnte ich auch zu Fuß gehen, aber da könnte ich lange laufen und dann noch in einem kurzen Pyjama auf den Straßen..
Das war nicht die beste Ausstattung.

„Nachhause..", murmelte ich ganz leise vor mich, in der Hoffnung er hätte es nicht verstanden. Er streckte seinen ausgelehnten Arm wieder hinein und umgriff ganz lässig das Lenkrad.

„Also eine Adresse wäre eigentlich besser, denn ich weiß nicht wo nachhause ist.", meinte er und ich verdrehte nur meine Augen,„Ich kann dich auf dem Weg ablassen." Ich sah zu ihm auf.

Er sah mich ganz normal und ruhig an. Ohne jegliche Hintergedanken, doch ich konnte ihm sehr wohl zutrauen, dass er von einer Klippe fahren würde, einfach, dass ich sterben würde. Sein Tod wäre ihm bestimmt egal.

„Danke, aber nein danke. Ich komme schon zurecht.", lehnte ich sein Angebot ab und sah herablassend umher. Er seufzte.

Ich sah von ihm ab und erblickte zum Kreisverkehr, welches vor der Universität lag. Eigentlich hatte ich keine Wahl, aber ich klammerte mich an mein Stolz. Sobald ich einsteigen würde, würde ich meinen Stolz verlieren.

„In einem Seidenpyjama und dem Pullover deines Bruders?", fragte er weshalb ich meinen Kiefer anspannte,„Dazu ohne Ticket oder Autoschlüssel. Sieh es ein. Du hast keine andere Wahl außer mich zu wählen."

Beleidigt sah ich am Auto vorbei. Der Motor war immer noch an. Kenan sah mich triumphierend an und seine weißen Zähne strahlten hervor, durch sein provokantes Grinsen.
Pff, das ich nicht lachte.
Keine andere Wahl außer Kenan.
Es musste eine andere Option geben.

„Hör auf so stur zu sein und steig ein. Ich fahre dich nachhause und gut ist.", versuchte er reif zu klingen. Er klang auch ganz schön reif und es stand ihm sehr gut, aber er war ein Idiot. Ein Schwachkopf.
Ein Vollpfosten.

Er sah auf seine Armbanduhr. Beleidigt gab ich nach und ging um das Auto. Ich riss die Autotür auf und ließ mich auf dem Platz des Beifahrers nieder. Sein triumphierendes Grinsen entging mir nicht.

„Es muss ja niemand erfahren, was im Auto passiert.", sagte er auf einmal.

Entsetzt sah ich ihn an. Sofort zog ich an der Türklinke, doch schon schloss Kenan die Autotüren.

„Sapik!", fauchte ich, doch er grinste nur schmutzig und konzentrierte sich auf die Straße.
(Perverser!)

Ich zog wieder an der Türklinke. Es war einfach ein Fehler in sein Auto zu steigen.
Ein riesiger Fehler, sogar.
Meinen Stolz hatte ich auch noch minimiert. Man konnte es kaum noch sehen.
Adieu Stolz.

Kenan war das Schlimmste, was mir je passiert war.

„Mach diese verdammten Türen auf!", zischte ich hervor und sah ihn giftig von der Seite an. Kenan warf mir einen flüchtigen Blick zu und bog aus dem Kreisverkehr in die falsche Richtung aus.

„Deine Adresse?", ignorierte er meine Aussage. Wütend presste ich meine Lippen gegeneinander ehe ich hervor brachte:„Kann dir scheiß egal sein!" Er sah mit gerunzelter Stirn zu mir bevor er wieder zur Straße sah.

„Dann fahren wir zu mir.", schlug er dann vor. Genervt verschränkte ich meine Arme vor der Brust während ich ihm ganz leise meine Adresse zuflüsterte.

„Obwohl nein!", rief ich heraus und lehnte mich nach vorne,„Du fährst mich nirgendwo hin! Öffne jetzt diese verdammten Türen!" Er seufzte.

„Ne.", gab er knapp von sich. Beeindruckt klatschte ich in meine Hände und ließ mich nach hinten fallen.

„Adam psikopat çıktı. Kaçırıyor resmen.", gab ich entsetzt von mir und sah aus dem Fenster.
(Der Mann hat sich als Psychopath herausgestellt. Er entführt mich einfach.)

„Kaçırırsam, evine götürmem canım.", verbesserte er meine Aussage, weshalb ich nur genervt mit den Augen rollte.
(Wenn ich dich entführen würde, dann würde ich dich nicht nachhause fahren, meine Seele.)

„Nenn mich nicht Canım.", murrte ich und sah wieder mal aus dem Fenster, denn ihn ansehen wollte ich nicht.
(meine Seele)

„Ich nenne dich wie ich will.", trat wieder diese dominante Art hervor.

Kenan fährt Seren nachhause.😎🤝
Ob Verbesserungen in Sicht sind?
Oder wird alles wieder schlimmer?
Kommentare und Votes würden mich sehr freuen.
3/24

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