Es war einer der wärmsten Tage im September, als ich aus dem Zug stieg und mir die stickige Hamburger Luft entgegen kam. Nicht, dass die Luft in Mannheim jemals besser gewesen wäre, ich denke sie war sogar noch schlechter als hier.
Ich atmete tief durch und warf einen Blick auf meine Handyuhr. 19:34 Uhr.
Der Zug hatte 15 Minuten Verspätung gehabt, eigentlich wäre ich sogar eher hier gewesen.
Ich wischte mir mit dem Handrücken über die vom Schweiß feuchte Stirn und konnte nur hoffen, dass ich mich hier nicht verlaufen würde, oder eher mit der S - Bahn verfahren würde. Außerdem wollte ich in der neuen WG so schnell wie möglich ankommen. Ich hoffte, dass die Dusche wenigstens frei war und ich mich nicht großartig mit meinen neuen Mitbewohnern beschäftigen müsste.
Es war nicht so, dass ich mich nicht freute, ganz im Gegenteil, die Sechsraumwohnung war ein Traum!
Parkett, helle große Fenster, ein kleines, aber sauberes Bad mit Fließen und eine große Küche.
Der Preis konnte sich auch sehen lassen, immerhin wohnten wir, mit mir, zu sechst in dieser Wohnung.
Die Gegend war zwar nicht die feinste von Hamburg, aber das war mir auch egal.
Ich war jung, eine angehende Medizinstudentin mit 19 Jahren.
Es würde bald mein erstes Semester anfangen.
Mir ging es ohnehin nicht darum, in einem todschicken Viertel zu wohnen, geschweige denn in irgendeiner Millionärsvilla zu sitzen.
Ich wollte einfach nur mein Studium so gut wie möglich durchziehen.
Ich war schon immer ein ehrgeiziger Mensch gewesen, und deshalb öfter über das Ziel hinausgeschossen.
Dadurch habe ich weniger geleistet, als ich eigentlich wollte. Aber das war schon eine Weile her.
Mittlerweile sollte mir das nicht mehr passieren.
Und nun hatte ich nur ein Ziel: mein Medizinstudium meistern!
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Mit einem Seufzen zog ich meinen schweren Koffer hinter mir her.
In dem befand sich der Rest an Klamotten, den ich noch hierher bringen musste. In meiner Handtasche hatte ich meinen Laptop verstaut, der sich, bis vor ein paar Stunden, noch im Haus meiner Eltern befand. Sämtliche Möbel und andere Kleidungsstücke waren schon in der WG. Sogar mein altes Auto stand schon bei ihnen in der Einfahrt. Es war wirklich sehr alt, knallrosa mit einigen Rostflecken und nur noch wenigen Monaten TÜV.
Nun befand ich mich in der Stadt, in der ich zukünftig wohnen würde.
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Mit gemischten Gefühlen fuhr ich die Rolltreppe des Bahnhofes nach oben, während ich mich suchend umschaute.
Wenn die Wegbeschreibung, die ich aus dem Internet gezogen hatte, stimmte, dann müsste ich jetzt den Schildern, die zur S-Bahn führten, folgen und in die S21 einsteigen und Richtung Altona fahren.
Ich fuhr mir erneut durchs Haar, dann streifte ich die Lederjacke von meinen Schultern, die ich nur an hatte, weil ich sie nicht im Arm tragen wollte.
Doch es war solch ein brechend heißer Tag, dass ich sie unmöglich anbehalten konnte.
In der Bahnhofshalle stand die Luft förmlich. Schnell warf ich meine Jacke über meinen Unterarm und zog meinen Koffer weiter hinter mir.
Wieder auf die Rolltreppen, diesmal aber nach unten. Hier wurde die Luft allmählich stinkender, aber deutlich kühler. Die Wände der Tunnel waren grau und schmutzig.
Überall klebten kleine Sticker von längst vergangenen Partys oder irgendwelchen Gangs, die hiermit ihr Revier markierten.
Ich hatte den Sinn solcher Aufkleber nie verstanden.
Plakate, welche sich nicht in Schutzkasten befanden, waren angemalt oder ganz und gar abgerissen.
Doch so sah es in jeder Stadt aus.
Stören tat es mich nicht im Geringsten. Ich mochte das Stadtfeeling. Sogar den modrigen Geruch, der in mancher kleinen Straße und vorallem hier unten im S-Bahn Tunnel hing zog mich magisch an.
Ich war eben ein typisches Stadtkind.
Schließlich habe ich seit meinem fünften Lebensjahr immer in Städten gelebt.
Erst in Erfurt, dann in Dortmund, später in Mannheim und schließlich hier, in Hamburg.
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Kurz vergessen machen.
Teen FictionMila, ein 19 Jähriges Mädchen, zieht von Mannheim nach Hamburg, um ihr Medizinstudium zu meistern und endlich vom Haus ihrer Eltern wegzukommen. Sie zieht in eine WG mit fünf anderen Mitbewohnern ein. Das Zusammenleben gestaltet sich recht harmonisc...