Kapitel 12.

100 13 6
                                    

Alrik

Einsam stand ich an der Reling und wartete darauf, dass Sayurie zurückkommen würde. Meine Gedanken wanderten dabei immer wieder zurück zu unserem Gespräch. War ich zu aufdringlich gewesen? Hatte ich sie mit meiner schüchternen Art in die Flucht getrieben?

Sie ließ sich ganz schön Zeit, was mich ein wenig unruhig werden ließ. Hatte ich sie schon jetzt in vergrault? Ging das wirklich so schnell? Nach dem ich Jahre lang alleine in einer Burg eingeschlossen war und die einzige Gesellschaft mein Vater und dessen Lakaien waren, musste ich zugeben, dass meine sozialen Fähigkeiten etwas eingerostet waren. So fand ich mich oft etwas sagen, was mich im nächsten Moment eine Hand gegen meine Stirn schlagen ließ. Vermutlich dachte Sayurie dasselbe.

Vermutlich hatte sie sich einfach nur von mir gedrückt, es war verständlich sie kannte mich nicht und wollte vermutlich von einem Fremden nichts wissen. Vor allem von einem Fremden, der dazu noch ein Magier war und darauf bestand, dass sie ihm Zeichensprache beibrachte. Wenn er so recht darüber nachdachte, wunderte es ihn, dass sie nicht schon früher über alle Berge gerannt war.

Sauer breitete sich bei mir schlechte Laune aus. Na toll, ich hatte es mir ja mit der einzigen normalen Person hier verscherzen müssen. Denn auch wenn ich es nicht laut zugeben würde, so brauchte ich sie. Sie schien die Einzige zu sein auf diesem Schiff, die Sturmhund die Stirn bot und es war deutlich, dass er sie bis zu einem bestimmten Grad respektierte und, wenn er in einer guten Laune war, vermutlich auf sie hörte. Ich musste einfach unter ihren guten Sternen bleiben, nur für den Fall, dass Sturmhund jemals seine Meinung mir gegenüber änderte. Vielleicht könnte sie ihn ja dann dazu überreden mich nicht umzubringen?

Es wäre schön zu wissen, dass es jemanden gab, der mir den Rücken stärkte.

Denn ich war nicht dumm, ich spielte mir nichts vor, keineswegs war ich ein Soldat, noch nie hatte ich einen Tag im Feld verbracht, geschweige denn ein Schwert geschwungen. Vater hatte nie gewollt, dass ich mich in solchen Aktivitäten übte und seit diesem einen schicksalshaften Tag, hatte er mich immer unter Schloss und Riegel in der Burg eingesperrt. Das Einzige, was ich noch halbwegs zustande brachte, war das Schießen, aber auch da war ich eher ein durchschnittlicher Schütze. Jedoch brauchte man dafür nicht viel Muskelkraft, was mir sehr gelegen kam.

Aber was brachte es schon sich nun darüber aufzuregen? Das war eben die logische Konsequenz, wenn man sein ganzes Leben eingesperrt nur in der Gesellschaft von Büchern war.

Ich war unfähig mich selbst zu schützen und das, war vermutlich die Tatsache, die mir am meisten sauer auf stoß. Als Maus konnte ich schließlich schlecht gegen eine ganze Armee ankommen.

Ob ich es wollte oder nicht, ich war der Gnade dieser Leute völlig ausgeliefert.

„Was schaust du denn so trüb durch die Gegend kleiner." Ertönte Sturmhunds Stimme neben mir, ehe er sich so wie ich an die Reling lehnte. „Die Sonne scheint, der Wind lässt uns sanft davon schweben, da will man doch glatt aus Freude in die Luft springen findest du nicht?"

Innerlich stöhnte ich auf, dieser Mann war vermutlich gerade die letzte Person, die ich sehen wollte. Nun gut, das war nicht wahr, das wäre nämlich mein Vater, aber der aufdringliche Captain befand sich trotzdem sehr weit oben auf der Liste.

„Mein Name ist Alrik, oder auch Mr. Prinz. Ich würde es bevorzugen, wenn sie mich fortan so nennen würden." Versuchte ich meine Stimme so kalt und abweisend wie nur möglich klingen zu lassen. Vielleicht schaffte ich es sogar am Ende ihn so abzuwimmeln.

„Was ist los Kleiner? Heute mit dem falschen Fuß aufgestanden, wenn du möchtest kann ich versuchen deine schlechte Laune mit meiner Anwesenheit zu beheben." Er schien einen kranken Gefallen darin zu finden mich zu ärgern. Vielleicht war es seine Art Leute zu verstehen und sie so einzuschätzen. Ich konnte jedoch nicht sagen, dass ich ein besonderer Fan dieser Methode war.

Shadows of Arwerina Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt