KAPITEL 5️⃣

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PoV Takuya

Um 20 nach acht klingelte es endlich. Ich öffnete die Tür und begrüßte Sora und Koji mit einem sarkastischen
»Pünktlich wie immer.« Koji klopfte mir lachend auf die Schulter.
»Ach Kuya, du kennst uns doch. Tu doch nicht so, als wärst du überrascht.« Ich versuchte, genervt zu gucken, musste aber doch etwas schmunzeln.
»Also, kommt Leute. Wir gehen in mein Zimmer.« Ich ging voraus und die beiden folgten mir. Ich kam sofort auf den Punkt und kramte das Gefäß mit dem blauen Serum aus der hintersten Ecke meines Schranks, wo ich es ordentlich aufbewahrt hatte.
»Das hier ist der Auslöser meiner Mutation. Ich-«
»Apropos«, unterbrach Sora mich. Sie zeigte auf meinen Rücken.
»Sieh mal, Koji. Man sieht die Flügel mittlerweile leicht unter deinem T-Shirt. Du solltest, wenn du rausgehst eine Jacke rüberziehen, um komischen Blicken zu entgehen.«
»Es ist deprimierend, aber sie hat Recht«, murmelte Koji, woraufhin er eine Schelle von Sora kassierte.
»Jedenfalls«, sagte ich, meine wachsende Nervosität überspielend »wollte ich das Serum mal etwas genauer unter die Lupe nehmen. Ich dachte, wir können...« Ich verstummte, als ich einen Schatten in Form eines Menschen vor meinem Fenster entlang huschen sah.
»Was war das?«, fragte ich.
»Was?«, sagten Koji und Sora im Chor. »Dieser Schatten...«, murmelte ich und deutete zum Fenster.
»Mann T, du siehst mittlerweile echt Gespenster«, erwiderte Sora kopfschüttelnd. »Nein!«, rief ich empört.
»Da war wirklich jemand, glaubt mir doch!« Ich lief zum Fenster und öffnete es; ich lehnte mich nach vorne und scannte das gesamte Gebiet mit meinen Augen ab, konnte aber niemanden entdecken. Als ich mich gerade wieder zurückziehen wollte, spürte ich plötzlich eine Hand in meinem Nacken. Ich schrie erschrocken auf. Schnell zog ich meinen Kopf zurück. Die Hand verschwand aus meinem Nacken und ich konnte keine Person ausmachen, der die Hand gehören könnte.
»Alles in Ordnung? Was ist passiert?« Koji und Sora sahen ich mich sorgenvoll an. »Habt ihr das nicht gesehen?«
»Nein, was?« Ich schnaubte.
»Irgendwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu.«
»Auch schon aufgefallen«, erwiderte Koji. »Jap, du scheinst echt schlimme Wahnvorstellungen zu haben in letzter Zeit«, meinte Sora.
»Nein, hab' ich nicht! Du hast die Flügel doch selber gesehen. Glaub mir, ich bilde mir diese Dinge nicht ein.«

Am nächsten Morgen wurde ich von einem Stechen im Nacken geweckt. Ich setzte mich mit einem genervten Stöhnen auf und hielt mir mit einer Hand den Nacken. Solang dort nicht noch ein Flügel wächst, werd' ich mich nicht beschweren.
Unmotiviert wie immer machte ich mich für die Schule fertig. Ich zog mir meinen Lieblings-Hoodie und eine blaue Jogginghose an. Frühstück ließ ich heute ausfallen - was eigentlich nichts neues war. Dafür ging ich auf dem Weg zur Schule noch schnell beim Bäcker vorbei und besorgte mir dort mein spontanes Frühstück. Und irgendwie schaffte ich es sogar, trotzdem pünktlich in der Schule zu sein.

Der Unterricht verging schleppend. Schon nach der zweiten Stunde wusste ich nicht, wie ich weitere sechs Stunden überleben sollte. In der Pause saß ich mit Sora und Koji in der Cafeteria und schrieb Mathehausaufgaben von Sora ab. Koji saß daneben und zockte am Handy, während Sora mir eine Predigt darüber hielt, dass ich meine Hausaufgaben zu HAUSE machen sollte, welche ich allerdings gekonnt ignorierte.

In Mathe saß ich in der letzten Reihe, wo ich meistens meine Ruhe hatte. Normalerweise machte ich Mathe sogar ganz gerne, aber wir hatten gerade das Thema Geometrie, und ich hasste Geometrie. Ich schweifte total mit meinen Gedanken ab und wäre vermutlich eingeschlafen, hätte mich nicht plötzlich ein lauter, unterbrochener Ton zurück in die Realität gerissen. Alle hechteten sofort in die hintere rechte Ecke des Raumes. Ich checkte im ersten Moment gar nicht richtig, was los war, tat es den anderen aber gleich. Unser Lehrer hatte ziemliche Mühe, uns zur Ruhe zu bringen. Als es dann endlich leise war, konnte ich von draußen deutlich Schreie hören. Die Schreie wurden immer deutlicher, bis ich sogar verstehen konnte, was die Person schrie: »Takuya...Takeishi!«

Lost In RealityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt