Kapitel 1️⃣4️⃣

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PoV Takuya

Wir, beziehungsweise ich hatte entschieden, dass wir in den Wald gehen würden. Ich hatte die Drachenschnauze voll vom Rucksackschleppen, während die anderen beiden einfach so taten, als würden sie cosplayen. Dazu kam noch, dass der ganze unnötige Kram, den Lou gekauft hatte, auch noch in dem Rucksack war.
Während ich weniger gut gelaunt voranschritt, redeten Clary und Lou hinter mir und kicherten immer wieder. Mich fing das nach einer Zeit echt an zu nerven, weswegen ich um die beiden zu erschrecken, plötzlich herumfuhr unf einer der beiden einen Dolch an die Kehle hielt. Blöderweise war diejenige, die ich erwischte Lou, Karma stand direkt neben ihr. Also wurde mir meine Hand verbogen, der Dolch aus der Hand gerissen und ich hatte eine Faust im Gesicht. Mir wurde klar, dass es mir nicht besser ergangen wäre, wenn ich Clary alias Karma persönlich angegriffen hätte. Es war von Anfang an eine Lose-Lose Situation gewesen.
»Ich starte, wenn du so weitermachst, eine Petition«, murrte ich. »Ach, und die wäre? "Klein Takuya möchte nicht von Mädchen verprügelt werden" oder was?«, spottete Clary. »Also ich würd' unterschreiben«, meldete Lou sich zu Wort. »Oh, wow, einen Supporter hast du schon, Taku«, meinte Clary sarkastisch. Ich schnaubte. »Auch für dich immer noch Takuya.«
Ich wandte mich von den beiden ab und ging wieder voraus. Zum Glück kamen wir kurze Zeit später an einem guten Platz zum Verweilen an. Dort setzte ich als erstes den Rucksack ab und ließ mich an einem Baum nieder. Was für ein Deja Vu. Lou lief direkt zu dem Rucksack und holte die aufblasbare Palme raus. Dann schnappte sie sich den extrem flauschigen Rock. Damit ließ sie sich auf dem Boden nieder und begann, daran herumzubasteln. Währenddessen übte Clary verschiedene Angriffstechniken mit ihrem neuen Schwert. Ich machte mir ein wenig Sorgen um den Baum, den sie dabei die ganze Zeit attackierte.
Plötzlich bohrte sich ein Dolch direkt neben meinem Kopf in den Baumstamm. Ich sprang auf und blickte geschockt Clary an. Ich hasse diese Deja Vus! »Was soll das denn?!«, rief ich entsetzt. »Du wirst echt ein schwieriger Schüler«, meinte Clary trocken. »Schwieriger Schüler?«, wiederholte ich. »Was, wovon redest du?« »Du solltest wenigstens ein bisschen Kampferfahrung bekommen, bevor du raus in die große, gefährliche Welt ziehst.« Bei dem "große, gefährliche Welt" machte sie wirre Handbewegungen, um ihre Worte zu unterstreichen.
»Ich bin fertig!«, jubelte Lou plötzlich. Und schon wieder rettete sie mich aus einer echt brenzligen Situation. Clary drehte sich zu ihr und schien mich im selben Moment vergessen zu haben. Ich sah, wie Lou Clary den flauschigen Rock zeigte, an dem sie gebastelt hatte. Da war mein Interesse schon direkt wieder verflogen.
Ich entschied mich, erstmal Abstand von den beiden zu halten. Das war meines Erachtens nach am sichersten für uns alle. Also machte ich mich unbemerkt aus dem Staub. Nicht auf meine Umgebung achtend, lief ich einfach drauf los, was was ich kurze Zeit später schon bereute. Karma meinte es heute echt nicht gut mit mir. Als ich nämlich so unaufmerksam durch die Gegend trampelte, hörte ich plötzlich ein verängstigtes Maunzen. Perplex sah ich nach unten. Dort kauerte ein kleines Kätzchen, das ich anscheinend gerade fast zertrampelt hätte. Wie süß!, war mein erster Gedanke. Im nächsten Moment hatte sich mein Gehirn aber zum Glück wieder eingeschaltet. Ich versuchte, sachlich an die Sache ranzugehen. Allerdings hatte ich noch nie ein verwahrlostes Katzenbaby gefunden und in der Schule lernte man auch nicht, was man in so einer Situation tun sollte. Also verwarf ich diese Idee direkt wieder. Jetzt tu einfach irgendwas, Takuya!, ermahnte ich mich, bevor ich noch einen Hirnaussetzer bekam, ohne überhaupt etwas getan zu haben. Nach dieser viel zu großen Überforderung, schaffte ich es endlich, meinen Körper dazu zu bewegen, sich hinzuhocken. Ich streichelte vorsichtig die kleine Katze, welche zwar anfangs leicht zurückschreckte, aber dennoch bei mir blieb. Nach kurzer Zeit näherte sie sich mir sogar aus eigenem Antrieb. Sie lief langsam um mich herum. Ich ließ ihr die Zeit, die sie brauchte.
Nachdem sie mehrmals ab mir geknabbert hatte und feststellen musste, dass ich nicht sehr gut als Kratzbaum geeignet war, kletterte sie schlussendlich einfach auf meinen Schoß. Sie schmiegte sich schnurrend an mich, während ich ihr Ohr kraulte. »Wir brauchen noch einen Namen für dich«, fiel mir plötzlich auf. Ich sah sie mir genauer an. Schwarz-weiß geflecktes Fell und grüne Augen. »Ich finde, Nuno passt zu dir«, meinte ich. Ohne auf ihren neuen Namen einzugehen, schnurrte Nuno einfach weiter. »Ich nehme das mal als Bestätigung«, sagte ich grinsend.
»Bist du wirklich jetzt schon so tief gesunken?«, hörte ich jemanden lachend sagen. Ich verharrte einfach nur unbeeindruckt mit Nuno auf dem Schoß. Mittlerweile konnte Karma mich nicht mehr überraschen. »Draco«, sagte ich gelangweilt. »Scheinst ja nicht sehr überrascht«, bemerkte er. »Wenn du wüsstest.« Endlich trat er in mein Blickfeld. »Oh, ich weiß mehr, als du denkst.« »Was willst du?« Selbst Nuno schien meine Abneigung Draco gegenüber zu bemerken, denn sie fauchte leise und fletschte ihre Zähne in Richtung Draco. Ich erhob mich und hielt Nuno dabei weiterhin im Arm. »Also?«, hakte ich nach, da Draco immer noch nicht geantwortet hatte. »Mir war einfach nur langweilig und da dachte ich mir, ich besuche einen alten Freund«, erklärte Draco. »Soll ich jetzt lachen« »Was?« »Das war ja wohl ein Witz, oder?« Jetzt lachte Draco ein wenig. »Ich hätte deinen Humor echt für höher gehalten, Taku«, meinte er. Ohne einen weiteren Kommentar wollte ich an ihm vorbeigehen, aber Draco stellte sich mir in den Weg. »Willst du mich nicht deinen Freunden vorstellen?«, fragte er. »Freunde?«, schnaubte ich. »Die sind alles, aber ganz bestimmt nicht meine Freunde.« »Jetzt hab dich nicht so«, schalt Draco. Er ging hinter mich und schob mich vorwärts. Ich wehrte mich nicht dagegen und hoffte vielmehr, den Weg zurück überhaupt zu finden. Nach einiger Zeit begann Nuno sich in meinen Armen zu winden. »Wir sind gleich da. Alles ist gut«, murmelte ich ihr beruhigend zu. Ich konnte Draco's spöttischen Gesichtsausdruck quasi in meinem Nacken spüren, aber er war mir in dem Moment egal.
Endlich hörte ich die Stimmen von Clary und Lou. Erleichtert lief ich zu ihnen. »Clary! Lou!«, rief ich, um auf mich aufmerksam zu machen. Sie drehten sich zu uns. Clary betrachtete entgeistert mein Gefolge. »Kannst du bitte das nächste Mal weniger Krims-Krams von deinen Entdeckungstouren mitbringen?« Doch Lou kam direkt auf mich zu, als sie Nuno erblickte und streichelte sie begeistert. »Also...«, hob ich an. »Clary, Lou, das sind Draco und Nuno. Draco, Nuno, das sind Clary und Lou.« »Ernsthaft? Du stellst mich 'ner KATZE vor?«, schnaubte Clary. »Also ich find's süß«, meinte Lou beschwichtigend. Ich wusste zwar nicht, warum Lou immer auf meiner Seite war, doch dankbar war ich ihr allemal.
»Bist du eigentlich immer noch so inkompetent im Umgang mit Waffen?«, fragte Draco plötzlich. Clary begann sofort zu grinsen. »Darüber kann ich dir ein Liedchen singen«, erzählte sie. »Na warte«, knurrte ich. Ich gab Nuno in Lou's Obhut und nahm einen meiner Dolche zu Hand. Den anderen warf ich Draco zu, welcher ihn geschickt auffing. Er ging in Kampfstellung und umkreiste mich mit provokanter Miene. Ich stieß zu und versuchte Draco zu treffen, doch zu meiner Verwirrung wurde mein Angriff von einer Schwertklinge abgeblockt. Clary hatte sich zwischen uns gestellt. »Was soll das?«, beschwerte ich mich. »Ich will mitmachen. Ihr beide gegen mich«, erklärte Clary. »Wenn du unbedingt verlieren willst«, erwiderte Draco. »Das werden wir ja sehen.« Clary fixierte Draco und schlug mit dem Schwert zu seinen Beinen. Draco wich allerdings zur Seite aus, nahm Clary in der selben Bewegung in den Schwitzkasten und hielt den Dolch an ihre Rippen. Ich hatte bis jetzt noch gar nichts getan. Deswegen entschloss ich mich kurzerhand, Clary einfach von der anderen Seite zu attackieren. Doch als ich den Dolch auf ihr Bein gerichtet auf sie zukam, spürte ich auf einmal einen höllischen Schmerz am Arm. Ich ließ den Dolch fallen, stieß einen gequälten Laut aus und brach langsam zusammen. Erst nachdem ich schon auf dem Boden lag, realisierte ich, was eigentlich passiert war: Clary hatte mich mit ihrem Schwert am Arm getroffen und dort eine tiefe Wunde hinterlassen. Der erste, der reagierte, war aber Draco. Er ließ sofort von Clary ab und kniete sich neben mich. »Takuya!«, zischte er. Ich brachte krächzend ein leises »Ja?« heraus. »Gut, er ist nicht ohnmächtig. Lou, sorg dafür, dass das auch so bleibt. Clary, geh mir einfach aus den Augen«, wies Draco die beiden an. Lou kniete sich sofort auf meine andere Seite und setzte Nuno auf meiner Brust ab. Die kleine Katze kletterte auf mir herum, während Lou auf mich einsprach. Im nächsten Moment stand Clary schon wieder neben Draco. »Ich hab' doch gesagt-«, begann Draco, wurde aber von Clary unterbrochen: »Lass mich das mal machen. Ich beherrsche nämlich Heilmagie, du jerk.« Verwirrt sah Draco sie an. »Heilmagie? Und was zur Hölle ist ein "jerk"?« »Guck in den Spiegel«, meinte Clary nur und drängte sich an ihm vorbei. Sie legte ihre Hände auf die Wunde, die über meinen ganzen Arm verlief. Dadurch begann etwas auf ihren Rücken zu leuchten, das sogar durch ihre Klamotten schien. Gleichzeitig schloss sich die Wunde an meinem Arm langsam. Als sie komplett verschwunden war, nahm Clary ihre Hände wieder weg und ihr Rücken hörte auf zu leuchten.

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