KAPITEL 8️⃣

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PoV Takuya

Alle Blicke lagen auf mir. »Was?!«, zischte ich. Unser Lehrer sah mich mahnend an. Ich rollte mit den Augen und sah zur Tür. Es war totenstill; keiner traute sich, zu atmen.
Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen. Einige schrieen entsetzt auf. Eine in schwarz gehüllte, mit einem Revolver bewaffnete Person stand vor uns. Du!, dachte ich wütend. Was willst du hier? Ich sprang auf und wollte mich auf die Person aka Amokläufer stürzen.
»Kuya, nicht!«, schrie Koji und stieß mich weg. Ich hörte einen Knall und drehte mich blitzschnell zu Koji um, welcher mit blutendem Arm auf dem Boden lag. Ich hob meinen Blick und sah die mir nur allzu bekannte Person, die ihre Waffe immer noch auf Koji gerichtet hatte. »Komm mit mir, Takuya. Dann wird niemandem hier etwas passieren.« »Du hast doch schon jemanden verletzt!«, fauchte ich. »Das... war reine Notwehr«, meinte die Person, und auch wenn ihr Gesicht nicht zu sehen war, war das Grinsen deutlich aus ihrer Stimme rauszuhören. »Oder nenn's ein Druckmittel, wie du willst.« Ich sah wieder zu Koji. Sora war mittlerweile ebenfalls bei ihm. »Geh«, murmelte Sora. »Was?« »Geh und zeig diesem gruseligen etwas, dass du sowas mit dir nicht machen lässt!« Ich nickte entschlossen und blickte wieder nach vorne. Langsam bewegte ich mich auf meinen neuen Feind zu. Ich tat so, als hätte ich mich ergeben und stellte mich mit gesengtem Kopf vor ihn. Doch als er mit mit seiner freien Hand nach meinem Arm griff, schlug ich ihm augenblicklich den Revolver aus der Hand. Den kurzen Überraschungsmoment nutzte ich, um ihn mit einem Tritt in den Bauch in die Ecke zu befördern. Zu meiner Verwirrung war der Bauch total hart und fühlte sich wie Metall an, als ich dagegen trat.
Ich bückte mich und hob den Revolver auf. Mit zitternder Hand richtete ich ihn auf die Person. »Was bist du?«, flüsterte ich. Ich zielte auf ihre Brust, lud den Revolver und drückte ab. Ein Knall. Metall, das auf Metall krachte. Dann Stille.
»Du bist viel zu naiv, Kleiner. Glaubst du wirklich, dass das was bringt, wenn es schon beim ersten Versuch nicht geklappt hat?« Sie richtete sich wieder auf und kam auf mich zu. »Und jetzt sei nicht dumm und tu, was ich dir sage.« Ich wich langsam Schritt für Schritt zurück. Doch dann Koji und Sora wieder in meinem Blickfeld auf und ich erinnerte mich, warum ich das hier gerade tat, für wen. »So leicht wirst du nicht mit mir fertig!« Ich sah sie aus entschlossen funkelnden Augen an. »Deine Tollkühnheit wird die hier weiterhelfen.« »Und deine große Klappe dir auch nicht!« Plötzlich spürte ich ein elektrisches Kribbeln in meiner Hand und der Revolver ging in gleißenden Licht auf. Ich kniff meine Augen zusammen. Einige Sekunden später war alles wieder wie vorher. Nein, nicht alles. Der Revolver hatte sich verändert. Aus dem dunklen Metall war ein helles, silbernes Material geworden. Das Kugellager war ganz verschwunden. Stattdessen war das Ganze nur noch eine Pistole ohne sichtbare Munition. Ich richtete die Waffe zum letzten Mal auf das schwarz gekleidete Wesen, das definitiv kein Mensch war. »Stirb.« Ich drückte ab. Ein Lichtstrahl traf das Metall, welchem die Patrone vorher kaum Schaden zugefügt hatte. Was auch immer sich hinter dem Umhang befand, löste sich im nächsten Moment auf.

Ich drehte mich langsam um. Alle starrten mich an. Sora lächelte. Draußen ertönten Sirenen. Ich lief zu Sora und Koji und hockte mich neben sie. »Wie geht's ihm?«, fragte ich. »Mach dir keine Sorgen um Koji, ich kümmer' mich um ihn«, beruhigte Sora mich. »Sorg du lieber dafür, dass du möglichst schnell von hier verschwindest.« Ich sah sie verwirrt an. »Die werden dich sofort ausfragen, wenn die dich hier so sehen. Tauch also besser für die nächste Zeit ab.« Ich nickte. »Danke«, sagte ich lächelnd. Dann wandte ich mich von ihnen ab unf lief zur Tür. »Du glaubst doch nicht wirklich, dass du hier einfach so wegkommst.« Bei den Worten meines Lehrers blieb ich stehen. Ein Grinsen bildete sich auf meinen Lippen. »Das werden wir ja sehen.«
Unbeirrt setzte ich meinen Weg fort. Ich steuerte auf einen der Hintereingänge zu, in der Hoffnung, dass dort weniger Cops sein würden. Als ich gerade um eine Ecke bog, sah ich die ersten Cops in meine Richtung kommen. Erschrocken huschte ich wieder zurück hinter die Ecke. Hoffentlich haben die mich nicht gesehen. Ich stand mit angehaltenem Atem an die Wand gedrückt und lauschte. Die Schritte kamen näher. Plötzlich zog ein stechender Schmerz durch meinen Nacken. Ich zischte schmerzerfüllt auf und verkrampfte mich. Daraufhin hörte ich ein leises Pling. Ich drehte mich um und sah einen Chip, an dem eine rote Flüssigkeit klebte, auf dem Boden liegen. Ich bückte mich und hob ihn auf. An meiner Hose wischte ich die rote Flüssigkeit ab und fasste mit einer Hand an meinen Nacken. Als ich sie wieder zurücknahm, war sie rot. Blut?
»Takuya!« Ich zuckte zusammen, als ich meinen Namen hörte. Ein schwarzhaariger Junge, etwa in meinem Alter, stand vor mir. »Was...? Wer...?« »Keine Zeit für Fragen, komm mit!« Er packte mich am Handgelenk und zog mich in die Richtung, aus der ich gekommen war. »Was soll das?«, zischte ich. »Sei still und vertrau mir einfach!« Ich verkniff mir einen bissigen Kommentar und folgte ihm. Viel mehr Möglichkeiten blieben mir ja nicht, also hielt ich diese für die sinnvollste.
Der Junge führte mich zu einem Ausgang, von dem ich vermutet hätte, dass ich dort niemals unentdeckt rauskommen würde. »Bist du bescheuert!«, rief ich. »Da kommen wir niemals raus!« »Sag niemals nie.« Ich rollte mit den Augen. »Ernsthaft jetzt? Du weißt, was ich meine.« Oder du bist doch viel dümmer, als du aussiehst, fügte ich in Gedanken hinzu. »Jetzt geh, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit« Er öffnete die Tür, schubste mich nach draußen und schloss die Tür hinter mir wieder. »Hey!« Ich rüttelte an der Tür und versuchte, sie wieder zu öffnen; aber ohne Erfolg. »Baka!«

Also machte ich mich doch an den Versuch, auf seinem Weg hier möglichst schnell wegzukommen. Ich hielt für alle Fälle meine Pistole bereit und lief geduckt los. Zu meinem Erstaunen waren nur wenige Cops auf meinem Weg und die, die ich sah, sahen mich nicht. Ich kam ohne weitere Probleme bis zum Ende des Schulgeländes. Ich lief noch ein Stück weiter, bis ich sicher war, dass du Cops mich nicht mehr sehen konnten.
Erschöpft ließ ich mich auf einer Bank nieder. Das war definitiv genug Adrenalin für einen Tag gewesen. »He, Taku!« Ich schreckte auf. Der mysteriöse Junge von vorhin stand vor mir. »Wer bist du und was willst du?«, knurrte ich genervt. »Das hier wirst du bestimmt brauchen.« Er warf mir einem Gürtel mit einer Halterung zu. Verwirrt sah ich mir diesen an. »Wofür sollte ich-« »Guck doch mal, was du da in der Hand hast. Willst du das wirklich die ganze Zeit so mit dir rumtragen?« Ich sah auf die Pistole in meiner Hand. »Wer sagt, dass ich sie überhaupt behalten will?«, fragte ich leise. »Das wirst du.« Ich stand langsam auf. Mittlerweile wurde mir das ganze echt zu suspekt. »Wehe, du verfolgst mich weiter.« Ich ließe die Pistole in der Tasche meines Hoodies verschwinden und umklammerte den Gürtel mit meiner vor Nervosität schwitzenden Hand. Ohne den Jungen nochmal anzusehen, wollte ich mich verdrücken. Doch dies vereitelte er mir schon wieder, indem er mich am Arm festhielt. »Wir sehen uns wieder. Und glaub mir, du wirst noch dankbar sein, mich kennengelernt zu haben, Takeishi.«

Lost In RealityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt