Kapitel 72

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Nell's Sicht:

Durch ein lautes Poltern erwachte ich aus meinem tiefen Schlaf. Es war vollkommen dunkel. Durch das Fenster schien das düstere Mondlicht herein und tauchte eine Gestalt im Zimmer in ein gruseliges Licht. Die schemenhaften Umrisse der Person gehörten eindeutig zu Mario. Ich spürte seinen Blick auf mir, obwohl ich ihn nur als Silhouette erkennen konnte. "Nell?" sagte er kaum hörbar. "Ja?" gab ich flüsternd zurück. Mario atmete jetzt hörbar aus. Er kam herüber und setzte sich auf die Bettkante. Als er mir mit der Hand die Haare aus dem Gesicht strich, schloss ich die Augen und genoss das wohlige Kribbeln. "Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht wecken. Die Erdanziehungskraft war zu stark." meinte er immernoch leise. Ich musste grinsen. "Dich hat es auf die Fresse gelegt?" fragte ich etwas lauter. Ich konnte sehen, wie er in der Dunkelheit nickte. "Wie spät ist es denn?" erkundigte ich mich und tastete nach der Nachttischlampe. Mario hatte wohl gerade dasselbe vor, denn unsere Finger streiften einander. Mario ließ meine Hand jetzt nicht mehr los und zog sie stattdessen zu seinem Gesicht, um einen Kuss auf meine Handfläche zu hauchen. Diese kleine Geste drückte für mich so viel Liebe aus. "Wir müssen in 20 Minuten schon los." flüsterte er immernoch an meine Hand. Ich seufzte, entzog ihm meine Hand und setzte mich auf. Wenig später schaltete Mario dann doch das Licht an. Ich blinzelte ihm verschlafen entgegen. Er sah für diese Uhrzeit schon relativ fit aus. Ich wusste gar nicht, wann er gestern schlafen gegangen war. Ich musste wohl schon vorher eingeschlafen sein. Gestern. Sofort schnellte meine Hand zu meinem Hals. Die Kette war weg. Ich berührte Mario's Arm. "Mario, die Kette!" sagte ich verzweifelt. Er lächelte und zauberte sie aus seiner Hosentasche hervor. Erleichtert atmete ich auf. Er öffnete den Verschluss und machte sie mir direkt um. Seine Hände glitten auf meine Wangen und ruhten dort. "Total süß, wie du dich darüber gefreut hast." sagte er lächelnd. Ich wich verlegen seinem Blick aus. "Ich war so gerührt, dass deine Eltern ausgerechnet mir sowas wertvolles Schenken." erklärte ich. "Du bist ja auch was besonderes." flüsterte er und küsste mich sanft. Unsere Lippen bewegten sich synchron, während ich auf seinen Schoß kroch, weil ich etwas fror. Als er meinte, wir müssten uns jetzt echt fertig machen, murrte ich nur vor mich hin und kuschelte mich noch dichter an ihn. Er schob seine Hand jetzt unter meine Oberschenkel und hob mich im Brautstyle hoch. Dann trug er mich ins Badezimmer, wo ich gestern schon Klamotten bereitgelegt hatte. Er stellte mich langsam auf dem Boden ab. Ich zog ihn nochmal zu mir, um ihm einen Kuss aufzudrücken, bevor er das Bad verließ. Nach einer 5-Minuten-Dusche, die mich etwas aufwärmte, zog ich mir meine Unterwäsche an. Dann die Jeans und den Hoodie, welche ich vorbereitet hatte. Ich föhnte meine Haare und ließ sie in ihrem natürlichen Zustand - also nicht glatt und nicht lockig, sondern leicht gewellt - offen über meine Schultern fallen. Dann schminkte ich mich noch leicht, um die Augenringe zu verdecken. Ich ging aus dem Bad und schlurfte immernoch etwas müde in die Küche. Dort saß Mario an der Küchentheke, welche wie eine Art Bar zwei Hocker besaß. In der einen Hand hatte er eine Kaffeetasse und in der anderen einen Kugelschreiber, mit dem er irgendwas in die Zeitung schrieb. Als ich meine Hand auf seinen Rücken legte zuckte er kurz zusammen und sah über die Schulter zu mir. Möglichst unauffällig schob er die Zeitung beiseite. Dann hob er mich auf seinen Schoß. "Machst du Kreuzworträtsel du Spießer?" fragte ich ihn mit einem amüsierten Grinsen und schielte an ihm vorbei auf die Zeitung. "Nein. Ich habe die Wohnungsanzeigen durchsucht. Also genau genommen wollte ich dich fragen ob wir zusammenziehen sollen." erklärte er mit einem unsicheren Unterton. Ich sah ihn verwirrt  an. "Mario, ich wohne bereits bei dir." erinnerte ich ihn. Er lächelte. "Ja, aber ich dachte, wenn wir verheiratet sind, dann sollten wir auch offiziell in unserem eigenen Haus wohnen." "Haus? Gerade war es doch noch eine Wohnung." lachte ich. "Weißt du, ich habe mir das eben so vorgestellt: Ein wunderschönes großes Haus mit Garten und Pool und eine Dachterasse wäre natürlich auch schön und wenn du willst, kannst du dir noch ein eigenes Ankleidezimmer einrichten und wir brauchen dann unbedingt noch einen..." schwärmte er, bis ich ihn mit einem Kuss zum schweigen brachte. "Mario ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als mit dir ein neues Zuhause aufzubauen. Aber ich will trotzdem nicht immer von dir abhängig sein. Ich brauche nicht so viel Platz und jetzt, wo es für die Nationalmannschaft so gut läuft, bekomme ich mehr als genug Gehalt vom DFB." sagte ich. "Aber es ist nichts im Vergleich zu meinem Gehalt." wandte er ein. Ich lachte erneut. "Du verdienst 7 Millionen im Jahr! Du persönlich bist zwar bodenständig aber mit dem Geld hast du es nicht so." Er zog die Augenbrauen hoch. "Also willst du deswegen nicht mit mir zusammenziehen? Weil du denkst, ich kann mit Geld nicht umgehen?" Ich merkte, dass sich seine Stimmung etwas veränderte. Er nahm es mir übel, was ich gesagt hatte. Ich seufzte. "Okay, hör zu. Wir ziehen zusammen, aber unter ein paar Bedingungen." begann ich, worauf er mich fragend ansah. "Wenn wir schon ein gemeinsames Haus wollen, dann richtig. Ich möchte ein eigenes Grundstück, wo wir unser eigenes Haus aufbauen. Und ich werde auch investieren. Sagen wir... Du bezahlst das Haus und ich die Einrichtung." schlug ich vor. Seine Augen leuchteten. "Du willst dir wirklich eine Zukunft mit miraufbauen?" fragte er ungläubig. "Natürlich, was dachtest du denn?" gab ich zurück. Er strahlte und schloss mich in eine feste Umarmung. "Ich liebe dich." flüsterte er an meinem Ohr. "Ich dich auch." erwiderte ich. Wir küssten uns kurz, dann sah ich auf Mario's Armbanduhr und sprang von seinem Schoß. Dann zog ich ihn an der Hand von dem Hocker herunter. "Wir müssen los! Komm schon, beweg dich!" drängte ich. Er lachte und sah nochmal nach, ob alle Küchengeräte und Lampen ausgeschaltet waren, dann schnappte er sich unsere Koffer und folgte mir nach draußen. Ich konnte vor Aufregung kaum noch ruhig stehen, während wir auf das Taxi warteten. Mario dagegen hatte andere Sorgen. Ständig sah er sich um. "Oh man, wo bleibt dieses Taxi? Da tauchen schon die ersten Paparazzi auf." meinte er. "Würde mir das irgendetwas ausmachen, hätte ich mich nie auf dich eingelassen. Ignorier es einfach und denk an Korsika." riet ich ihm. Er lächelte und nickte dann nur. Endlich fuhr das Taxi vor. Der Fahrer verstaute unsere Koffer. Mario hielt mir die Tür auf und ich rutschte auf der Rückbank durch. Dann stieg auch Mario ein. Um diese Uhrzeit waren glücklicherweise noch keine Fans unterwegs, die uns aufhalten konnten. Nach 15 Minuten waren wir am Flughafen und gingen dort schnurstracks zum Check-In. Unsere Pässe und Tickets wurden überprüft, dann konnten wir auch bald schon ins Flugzeug steigen. "Oh mein Gott, ich freu mich so." quietschte ich aufgeregt, worauf mich Mario nur süffisant von der Seite angrinste. Er war nach einer halben Stunde schon eingeschlafen, sein Kopf ruhte auf meiner Schulter. Ich bestellte etwas zu Trinken, weil ich fast verdurstete. Gerade als ich einen Schluck von dem Wasser zu mir nahm, summte mein Handy in der Hosentasche. Vorsichtig zog ich es heraus. Nachricht von Marco.Na, sitzt ihr schon im Flieger?schrieb er.Ja und du bist schon oder noch wach? xDantwortete ich.Äh das lasse ich mal offen :P Was macht Super-Mario?wollte er wissen.Warte...schrieb ich und machte dann ein Bild von Mario und mir und schickte ihm dieses dann.Haha so ein Penner :'D Jetzt bin ich mal wieder der, der als Stimmungsmacher herhalten muss...meinte er.Danke, hast du schon geschafft, ich habe nämlich so ein Dauergrinsen auf dem Gesicht ^^Jetzt kam keine Antwort mehr. Stattdessen ging ein Anruf ein. Ich musste noch breiter grinsen und ging ran. "Marco! Lang nichts mehr gehört von dir!" lachte ich. "Hier ist nicht Marco." meldete sich eine andere Stimme, zu der ich auf Anhieb nicht die richtige Person finden konnte. "Oh." brachte ich nur hervor. "Also der Herr Reus muss gerade trainieren, damit er wieder fit wird." erklärte die Person. "Wer ist denn da überhaupt?" Jetzt erklang dieses unverkennbare Lachen. "Jürgen Klopp hier, Verzeihung." meinte er. "Hat Marco gerade während dem Training mit seinem Handy geschrieben?" fragte ich. "Ja, genau das hat er. Ist jetzt aber auch kein Weltuntergang, er kann ja sowieso nur ein Wenig laufen.AUBA BEWEG DEINEN ARSCH!"brüllte er zwischendurch. "Okay, tut mir leid für die Störung. Sagen Sie ihm einen Gruß von mir. Oder sagen Sie einfach allen einen Gruß von mir." bat ich. "Mach ich. Viel Spaß noch mit dem Mario." sagte er und legte auf. Ich grinste nur vor mich hin und steckte mein Handy wieder weg. Ich lehnte meinen Kopf an das Flugzeugfenster und starrte hinaus, bis mir meine Augen ebenfalls zufielen.
Mario's Sicht:

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt