43. Alte Bekannte

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ZÜMRA

„Ya çok yanlış zamanda karşılaştık ya da hiç karşılaşmaması gereken iki insandık. Biz neydik bilmiyorum. Sevgili desem değil, aşık desem değil, bildiğin rastlantıydık işte ondan öte gidemedik.."

(Entweder sind wir uns zur falschen Zeit begegnet oder wir waren zwei Menschen, die sich nie hätten begegnen sollen. Ich weiß nicht was wir waren. Wir waren weder Geliebte, noch waren wir verliebt, wir waren zufällig aufeinander getroffen, weiter konnten wir nicht gehen...)

Ahmet Batman

„Wie geht's ihm?", tippten meine Finger eine Nachricht an Okan ohne jegliche Macht über meinen Körper zu haben. Als Antwort erhielt ich ein Bild von Azad, der seinen Kopf auf Hülya Teyzes Schoß gelegt hatte und sich von ihr trösten ließ. Okans Mutter fuhr ihm über die Haare und gab ihm somit einen mütterlichen Trost, weswegen ich einen kurzen Moment lächeln musste — diese Familie war ein Segen für Azad.
„Wieso tut er uns das an?", fragte ich Okan und spürte die ersten Tränen auf meiner Wange. „Weil er dumm ist", der beste Freund meines Nachbarn brachte mich unwillkürlich zum Lachen. „Das kannst du wohl laut sagen", schrieb ich und legte mein Handy zur Seite.
Im nächsten Moment griff ich wieder danach und öffnete erneut den Chat mit Okan. „Kann ich dich um die Nummer von Mevlüt bitten? Ich denke, dass wir noch einiges zu klären haben, bevor wir unseren Seelenfrieden finden", bat ich Okan und wartete ungeduldig auf seine Antwort. Nach fünf Minuten — vermutlich hatte er sich zuerst die Erlaubnis von Mevlüt eingeholt — schickte er mir die Nummer und ohne zu zögern rief ich sie an.

„Zümra?", Mevlüts Stimme klang ruhig und vertraut. „Ja, ich bin's. Schau mal, ich denke, dass wir uns mal aussprechen müssten. Hättest du heute oder morgen Zeit für mich?", obwohl meine letzte Klausur vor fast einer Woche war, war ich in Stuttgart geblieben. Zum einen, weil Mislina ein wenig Hilfe in Mathe nötig hatte, vor allem aber, um in meiner Einsamkeit Zuflucht zu suchen. „Bist du noch in Stuttgart?", seine Stimme klang überrascht. „Ja, ich hatte aber vor morgen zurück zu fahren", erklärte ich mich und blickte auf meine Fotowand, fixierte Bilals Gesicht. „Würde es dir was ausmachen, wenn ich davor Azad Bescheid gebe?", Mevlüts Frage brachte mich zum verzweifelten auflachen. „Wenn du denkst, dass es ihn interessiert, dann kannst du das gerne tun", ich seufzte leicht. „Glaub mir, das interessiert ihn brennend. Dann in einer Stunde im Mecces in Feuerbach?", schlug er vor und ich stimmte sofort zu.

Nachdem ich mir einen Hoodie von Mirza und eine Boyfriend-Jeans übergestreift hatte, sammelte ich Portemonnaie, Schlüssel und Handy zusammen und verließ die Wohnung. Bevor ich zu unserem Treffpunkt fuhr, — ich würde viel zu früh da sein, wenn ich direkt hinfahren würde — machte ich einen Zwischenstopp bei der Bank, um Geld abzuheben.
Kurz vor der vereinbarten Zeit stand ich schließlich mit meinem Wagen auf dem Kundenparkplatz des Fast Food Restaurants und ließ meine Blicke über die Autos gleiten, die nebeneinander gereiht standen, bis mir ein weißer Benz — ein CLA Coupé — mit Frankfurter Kennzeichen ins Auge stach. Nach einer weiteren Minute, in der ich das Kennzeichen studierte — F-MK-46 — könnte ich zweifellos sagen, dass er Mevlüt gehörte. Er hatte nämlich schon zu seiner Zeit in Kassel dafür angespart und inzwischen müsste er das Geld schon zusammengetrommelt haben.

Als ich sah, wie seine Tür aufschwang, schnallte ich mich ab und sammelte meine Sachen zusammen. Am Eingang wartete Mevlüt auf mich und öffnete mir gentlemanlike die Tür. Vor der Theke des McCafé blieben wir nebeneinander stehen und blickten auf die Schilder, um zu entschieden was wir nahmen — was eigentlich total absurd war, weil ich mich seit Jahren für das gleiche entschied.
„Zwei große Kaffee mit Milch und zwei Brownies, bitte", gab Mevlüt die Bestellung auf, die wir während unserer Nachhilfestunden immer zum Mitnehmen aufgaben und brachte mich damit unwillkürlich zum Lächeln. Nachdem die fertigen Kaffees vor uns abgestellt wurden, wandte sich Mevlüt zu mir und lächelte zögernd. „Wie früher?", erkundigte er sich über die Menge an Zucker und ich nickte bestätigend.
Nachdem er unsere Bestellungen bezahlt hatte — obwohl ich ihn mehrmals versucht hatte davon abzuhalten — hatten wir uns an einen Tisch gegenüber voneinander gesetzt.

Fels in der BrandungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt