Ein leises Scheppern durchdrang die Wärme, die Dunkelheit und die Stille meines Schlafes.
Alles in mir wehrte sich dagegen, aufzuwachen, doch das Geräusch bahnte sich einen Weg in meinen Kopf und nistete sich dort ein, schrill und nervig.
Die Dunkelheit verblasste, dumpfes Licht drang durch meine Augenlider, ein Rauschen mischte sich unter das Geräusch.
Noch mit geschlossenen Augen rollte ich zur Seite, bedacht, nicht aus dem Bett zu fallen, und stellte meinen Wecker aus.
Ruhe. Fast.
Langsam rieb ich mir die Augen, setzte mich in dem chaotischen Palast von Kissen und Decken auf und sah auf. Das Licht war gedämpft, alles schien etwas langsamer zu sein. Draußen prasselte der Regen gegen die Scheibe, dicke Tropfen rannen die großen Fenster hinab, wie Tränen, die das Bild der wunderschönen Stadt verschwammen.
Ich verharrte einen Moment so, ließ meine Gedanken wachwerden und stieg dann steif aus dem Bett. Die Suite lag unter einem grauen Schleier, irgendwie still, doch belebt. Der Regen rauschte, als hätte er eine Geschichte zu erzählen, doch ihm keiner dabei zuhörte.
Im Bad angekommen warf ich mir einen Schwall Wasser ins Gesicht, was mich gleich ein Stück wacher machte.
Zurück ins Wohnzimmer geschliffen, sah ich bereits den Tablettwagen mit dem Essen dort stehen.
Wie schön es doch wäre, immer Essen gemacht zu bekommen!
Eine halbe Stunde später war ich fertig mit Zähne putzen, Schminken und Umziehen. Ich nahm meine Tasche und meinen gelben Regenmantel, der schon den einen oder anderen Schauer mit mir zusammen überlebt hatte. In Gedanken verloren stellte ich mich vor den Spiegel.
Was würde mich heute wohl erwarten? Würde ich vielleicht direkt den nächsten Job bekommen? Oder doch eine Absage bekommen und weitersuchen müssen? Was ist, wenn ich nichts finden würde?
Es schauderte mich kurz, doch dann sah ich mein Spiegelbild ermutigend an, musterte ein letztes Mal mein Outfit, welches aus einer karierten Bluse und einer kaputten schwarzen Jeans bestandund verließ die Suite unter dem leisen Knacken des Türriegels.
Sobald sich die Fahrstuhltür öffnete, drang das Prasseln des Regen zu mir durch, die Tropen schlugen hektisch gegen das Glas der geschlossenen Eingangstür. Ich verlor spontan die Lust, rauszugehen.
„Wollen Sie bei dem Wetter wirklich raus?", fragte mich die Frau an der Rezeption. Ich lächelte sie wehleidig an und bejahte. „Muss ich leider, sonst wäre ich wohl drinnen geblieben." „Passen Sie auf sich auf. Einen schönen Tag." Ich nickte ihr dankend zu und packte die Türknäufe, um den Regen für einen Moment wegzudrängen und nach draußen zu gelangen.
Die Autos schienen noch ein Stück lauter, das Wasser jammerte zwischen ihren Reifen, die Luft war diesig. Orientierungslos drehte ich mich in alle Richtung, auf der Suche nach Li Feng.
Gerade wollte ich mein Handy aus der Tasche holen und ihn anrufen, da merkte ich, dass ich es oben vergessen hatte. Mist!
Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen lief ich die große, volle Straße entlang, mit der Achtung, nicht nass gemacht zu werden.
Immer wieder auf und ab, auf der Suche nach dem kleinen, blauen Auto.
Ich war schon im Inbegriff zu gehen und mein Handy zu holen, als ich ein Hupen hinter mir hörte und erschrocken in eine Pfütze sprang.
Das hatte lange gehalten, mit dem nicht nass werden.
Li Feng grinste mich aus der verschwommenen Scheibe an und machte die Beifahrertür auf.
Verschreckt, nass und lächelnd stieg ich ein, rettete mich ins trockene.
„Die Verspätung tut mir leid, ich kam einfach nicht aus dem Stau raus."
„Alles okay, ist ja nicht deine Schuld. Gut, dass du jetzt da bist."
„Wieso bist du eigentlich nicht an dein Handy gegangen?", fragte er, während ich meine nasse Jacke auszog.
„Ich habe es im Zimmer verges-
Dann klingelte auch schon ein Telefon. Zumindest konnte es meins nicht sein. Es war Li Fengs.
„Hallo?", begann Li Feng das Gespräch. Er nickte zwei Mal und gab mir mit einem knappen „für dich" das Handy.
„Hallo?", fragte ich neugierig. „Guten Morgen, hier spricht ihr Vertreter der koreanischen Zentrale. Miss Rokoni, richtig?" er wartete gar nicht auf eine Antwort, sondern redete gleich weiter.
„Wir bekamen hier gerade einen äußerst wichtigen Auftrag rein, bei der eine Ersatz-Stuntfrau gesucht wird. Ich sah, dass sie zurzeit nicht belegt sind und den Anforderungen des Drehs entsprechen. Um ihr altes Jobangebot würden wir uns natürlich kümmern."
Perplex starrte ich ins Leere, brauchte einen Moment um zu antworten:
„Natürlich...worum geht es denn?"
„Den Dreh eins höchst exklusiven Musikvideos. Bitte bleiben sie diskret damit, sowas ist eigentlich noch nie vorgekommen, doch das gebuchte Model hat sich beim ihrem letzten Dreh schwer verletzt. Ich rate ihnen, ihr Bestes zu geben, sowohl schauspielerisch als auch als Stuntfrau." Dann legte er auf.
Hatte ich eine Wahl?... Wollte ich was anderes?
Auf einmal wurde ich richtig nervös und hibbelig, konnte kaum geradeaus denken.
Was war die diskrete Sache, von der der Mann sprach? Wieso durfte ausgerechnet ich sowas machen? Es gab so viele andere mit viel mehr Erfahrung!
Was ist, wenn ich die Leute dort enttäuschen würde? Wars das dann mit meiner Traumkarriere?
„Lilith?"
Ich erwachte aus meinem Gedankenchaos.
„Oh, Entschuldigung. Ich habe gerade einen Job bekommen."
„Oh. Unerwartet."
„Und wie!"
„Soll ich sie trotzdem hinfahren?", fragte er lieb.
Ich lächelte ihn dankend an. „Wenn es keine Umstände macht."
„Die macht es, aber ich mache es gerne." Und schon schlängelte er sich zwischen all den nassen Autos durch, los zu der Adresse, die auf dem Display seines Handys stand, die Adresse, die womöglich mein Sprungbrett für meine Karriere oder auch ihr Untergang sein könnte.... Oder wer weiß, vielleicht war es auch etwas ganz anderes, was mich dort erwartete?
Die Adresse führte uns in eine ländliche, leere Gegend außerhalb des Zentrums. Wir fuhren knapp eine halbe Stunde, von Minute zu Minute rätselte ich angestrengter, was es sein könnte.
Als das Auto auf einem Schottergelände zwischen zwei großen Vans hielt, der Motor ausging, hörte ich mein Herz schlagen.
„Jetzt, wo du einen neuen Job hast, der wohl langfristiger sein wird, steh ich dir leider nicht mehr offiziell zur Verfügung, da ich trotzdem den ganzen Tag im Auto sitze, ruf mich jederzeit an, wenn du eine Mitfahrgelegenheit brauchst."
„Vielen Dank, das weiß ich wirklich sehr zu schätzen."
„Jetzt aber los, sonst stellen sie doch noch jemand neues ein!"
Li Fengs Art machte mir Mut, also stieg ich aus, schloss die Tür und winkte ihm hinterher.
Erst dann drehte ich mich um und erfror und das nicht von dem kalten Regen, der immer noch- wenn auch etwas weniger- auf mich einprasselte.
Zwei riesige, weiße Zelte erhoben sich vor mir in den bleigrauen Himmel, darauf ein Schriftzug mit Achtung Dreharbeiten!
Und darunter Bangtan Sonyeondan... Bangtan... BTS?!
Mir blieb für einen Moment der Atem weg.
Konnte das wirklich sein? Ich kannte sie kaum und trotzdem wusste ich, dass sie eine der größten Stars der Nation waren.
Ich traute mich nun kaum mehr, zu dem Zelt zu gehen, nicht aus der Angst, die Jungs zu treffen, sondern aus Angst, dieser Herausforderung nicht gewachsen zu sein.
Doch egal wie groß meine Angst war, ich konnte es nicht herausfinden, wenn ich nicht zu ihnen ging.
In dem Moment, wo ich näherkam, kam eine junge Asiatin, etwa mein Alter, sehr seriös wirkend, mit einem Lächeln auf mich zu.
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Adrenalin- Holi in the Air (BTS/Namjoon FF)
FanficAd•re•na•lin /Adrenalìn/ Substantiv, Neutrum [das] Das Gefühl, wenn dein Herz bis zum Hals pocht, der ganze Körper bebt. Dein Gehirn, wie in Watte gepackt ist, du nicht mehr fähig bist, einen klaren Gedanken zu fassen. Du am liebsten Rennen möchtest...