Kapitel 19.

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Alrik

Wütend über mich selber saß ich auf der kleinen Treppe, die zum Steuerrad hinauf führte.
Ich traute mich nicht das Schiff zu verlassen, die Geräusche der Stadt drangen jedoch denoch zu mir.
Der Himmel über uns war grau, genauso wie das Meer.
Es sah beinahe so aus wie flüssiges Eisen.
Ich fragte mich, ob man darin schwimmen konnte oder ob man von der dickflüssigen Maße einfach in die Tiefe gezogen wurde?
Ob darin wohl Fische lebten?
Ob überhaupt etwas darin lebte?
Das Meer unter mir sah krank aus, nicht natürlich so etwas hatte ich noch nie gesehen.
Warum unternahm Niemand was dagegen?
Oder gehörte es vielleicht so?

Ich dachte an die Zeit zurück in der ich noch Zuhause war.
Eine große Karte von Awerina war vor mir ausgebreitet gewesen und mein Vater stand neben mir.
Sein brauner Bart war sauber gestutzt gewesen und immer wieder glaubte ich seine lächelnden Mundwinkel erkennen zu können.
Seine Augen ,die so grün wie Moos waren hatten warm auf mich herab gesehen.
Ich selbst war noch ein kleiner Junge gewesen und zusammen saßen wir in dem Raum während wir die Karte musterten.
"Weißt du wo wir sind?"
Hatte mein Vater mich gefragt.
Aufgeregt darüber mein Wissen zu zeigen ,studierte ich die Karte und zeigte im nächsten Moment auf die schwebenen Berge.
"Da."
Hatte ich lediglich von mir gegeben.
Zufrieden hatte er mir zugenickt und mir über das rote Haar gefahren.
"Weißt du was das für ein Ort ist?"
Sein Finger zeigte auf eine kleine Insel nah der Grenze Awerinas.
Lange hatte ich auf den kleinen Fleck auf der Karte gestarrt.
Die Insel war grün bemalt und das Wasser darum war tief blau.
Doch es wollte mir nicht einfallen was es denn sein könnte.
Also nach langer Überlegung blieb mir nichts weiter übrig ,als einfach nur meinen Kopf zu schütteln.
Ein lautes Lachen war hinter mir zu hören.
"Das ist nicht schlimm."
Versicherte mir mein Vater.
"Es ist nur eine kleine Insel, die kann man schonmal vergessen."
Abwartend blickte ich zu ihm auf und sah wie er auf mich herab lächelte.
"Und? Wie heißt die Insel?"
Hatte ich von ihm wissen wollen.
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht hatte er geantwortet.
"Das mein Sohn sind die stummen Inseln und eines Tages."
Er ließ seine Hand über das große Papier gleiten.
"Wird all das dir gehören."
Meine Augen hatten sich geweitet und aufgeregt hatte ich zu ihm aufgeblickt.
"Wirklich?"
Er hatte nur über mein Erstaunen gelacht, doch seine Augen hatten voller Wärme und Liebe zu mir geblickt.
Es war ein Blick mit dem er mich schon seit Jahren nichtmehr bedacht hatte.
Doch und auch wenn es mir zu dem Moment nicht klar war, mir würden niemals diese Inseln gehören.
Ich konnte schon froh sein wenn ich schon lebend aus dieser Sache heraus kam.

Säuerlich blickte ich auf das Steuerrad.
Wie hatte ich bloß verlieren können?
Es es war solch ein simpler Schuss gewesen.
Jeder Anfänger hätte die Flasche abtreffen können...nur ich nicht.
Das fiese Lächeln von Sturmhund brannte mir noch immer in den Augen.
Er hatte gewusst, ich würde verschießen.
Ich konnte zwar nicht sagen wie ,aber ich würde alles darum verwetten.
Sayurie hatte mich nur gleichgültig angeschaut, als ob sie nie etwas anderes erwartet hätte.
Vermutlich dachte sie ich wäre der größte Versager und das Wissen, dass sie so über mich denken könnte saß nicht so recht mit mir.
"Du siehst traurig aus."
Stellte Maeve fest die sich zu mir setzte und versuchte meine Mundwinkel anzuheben.
Genervt schlug ich ihre Hand weg, was sie mit einem wütenden Blick quittierte.
"Hey!"
Rief sie aus.
"Ich bin nicht in der Stimmung für deinen Unsinn."
Ließ ich sie nur wissen.
Ein theatralischer Seufzer war von ihr zu hören.
"Bist du noch immer sauer weil du gegen Sturmhund verloren hast?"
Ihre blonden Haare fielen ihr ins Gesicht.
Vorsichtig griff ich dannach und strich sie ihr hinter das Ohr ,oder das was davon noch übrig war.
"Ich hätte gewinnen können!"
Stieß ich frustriert aus.
"Nein hättest du nicht."
Ihre Stimme hatte dabei einen fröhlichen Ton.
Beleidigt presste ich meine Lippen zusammen.
"Ich kann schießen!"
Verteidigte ich mich sofort.
"Ich habe nie etwas anderes behauptet."
"Aber du hast doch grad-"
Sie zuckte mit den Schultern.
"Du hättest nichtmal gewinnen können, auch wenn du der beste Schütze der Welt wärst."
Verwirrung machte sich in mir breit.
"Was? Ich wette so gut kann Sturmhund auch nun wieder nicht schießen." Sie kicherte in sich hinein.
"Aber er kann sehr gut schummeln."
"Schummeln?" Die Ungläubigkeit in meiner Stimme war nicht zu überhören.
"Wie hätte er den Schummeln sollen?" Wieder lachte Maeve über mich, ihre geschundenen Gesichtszüge verzogen sich dabei.
"Du bist wohl blinder als ich dachte. Da riecht man doch seine Kräfte von zehn Kilometer Entfernung." Meine Augen weiteten sich.
"Seine Kräfte? Du meinst er ist ein-"
"Magier genau." Ich schüttelte nur ungläubig den Kopf.
Das konnte nicht sein, ich hatte Sturmhund noch nie Zaubern gesehen.
Hätte er nicht Blut vergießen müssen?
"Nein niemals und selbst wenn ,wie sollte er eine Kugel in der Luft steuern können?"
"Er ist ein Totengräber." Stille brach zwischen uns beiden aus.
Ich hatte keine Ahnung was ein Totengräber war, mein Vater hatte nie gewollt, dass ich etwas mit Zauberei zutun hatte. Maeve rollte über meine Unwissenheit nur die Augen.
"Er kontrolliert totes Gewebe und Verwesung. In seinen Waffen sind Kugeln aus Knochen." Erklärte sie es mir und aufeinmal machte es Sinn, warum ich nicht getroffen hatte.
"Und du wusstest das die ganze Zeit und hast mir nichts gesagt?" Wut stieg in mir auf und drohte überzuschwappen
"Warum sollte ich? Du bist schließlich nicht mein Kapitän." Ich stieß verärgert die Luft aus.
"Und das rechtfertigt es?" Nicht verstehend warum ich wütend war zuckte sie gelangweilt die Schultern.
"Wenn du willst sage ich dir das nächste Mal Bescheid sollte jemand versuchen dich übers Ohr zu hauen."
Nicht sicher ob sie es ernst meine schüttelte ich mit dem Kopf.
"Weißt du was? Du brauchst mir garnichts mehr zu sagen ,ich bin froh wenn ich von hier weg bin!"
Dann stand ich auf und lief unter Deck.
Wage bekam ich mit wie sie noch meinen Namen rief.

Shadows of Arwerina Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt