Erstes und einziges Kapitel

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  Gewehrschüsse zerrissen die Luft.
Neben ihm im Schützenloch lag das, was von seinem Freund noch übrig war. Auch zwei weitere Kameraden lagen tot neben ihm. Zerfetzt durch Granaten und Kugeln des Feindes.
Beim Anblick ihrer Körper kam ihm die Galle hoch, er schaute weg.
Direkt in den Lauf eines Gewehres.


Er wachte schreiend auf.
Wieder ein Alptraum. Wieder der Krieg.
Er griff nach dem Flachmann unter seinem Kopfkissen und leerte ihn in drei großen Zügen.
Er ging zur Destille in dem Kargen Raum, der sich sein Wohnzimmer nannte. Die Tapete schälte sich von den Wänden und die Glühbirne baumelte einsam von der Decke herunter.
Es war stickig. Er hatte seit Tagen nicht gelüftet, seit Tagen die Wohnung nicht mehr verlassen.
Er nahm sich einen weiteren Drink und öffnete das Fenster. Auf der weit unten liegenden Straße konnte er ein paar Menschen sehen. Ein paar Junkies, ein paar Prostituierte, ein paar Verirrte, die dieses Viertel möglichst schnell verlassen wollten.
Sein Glas war schon wieder leer. Er füllte sich nach und setzte sich auf die Fensterbank und ließ seine Beine nach draußen baumeln.
Er blickte noch ein Weilchen auf all die bunten Reklametafeln und den dunkelblauen Himmel, wo der Mond sich hinter Wolken versteckte.
Die Katze auf dem Balkon gegenüber sah ihn an.
Ein letztes Mal nippte er an seinem Drink, dachte an seinen gefallenen Freund und stieß sich ab.


Unten auf der Straße spritze sein Blut an das lange, zarte Bein einer jungen Prostituierten, die diesen Schock nicht so schnell verarbeiten würde.

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Die Geschichte ist irgendwie inspiriert von M*A*S*H (Film und Serie), einer Geschichte Namens "Black Cat on Roof" von Ella auf einer Website, deren Name ich vergessen habe und meiner eigenen, zum Glück nicht zu Papier gebrachten, zu blutigem und tragischem neigender, Fantasie.

Hoffe es gefällt jemandem, Ruka  

Das Bein einer ProstituiertenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt