"Bist du dir sicher, dass wir hier richtig sind?", fragte ich meine Mutter ungläubig und starrte verdutzt eine Frau an, die dem Kellner gerade mindestens 200$ in die Hand gedrückt hatte.
"Entschuldigen Sie, wie lautet der Name?", fragte ein schick gekleidete Empfangsdame plötzlich und lächelte so breit, wie ich auf dem Jahrbuchfoto der ersten Klasse.
"Armstrong. Ted Armstrong.", antwortete meine Mutter und die Frau riss für einen kurzen Moment überrascht die Augen auf. Dann verfiel sie wieder in ihr Grinsegesicht und führte uns zu einem Tisch.
"Mr Armstrong lässt ausrichten, dass er im Stau steht und ich sich daher leider etwas verspäten wird.", fügte sie noch hinzu und verschwand.Schnell setzte ich mich hin, denn ich fühlte mich ziemlich unwohl mit meinen einfachen Klamotten und den etwas schmutzigen Sneakers.
"Hättest du mich nicht warnen können indem du mir sagst, dass wir in so einen Nobelschuppen gehen?"
Meine Mutter hob entschuldigend die Hände. "Ich habe dir doch gesagt, du sollst dir etwas Schickes anziehen."
Ach, richtig.
Ich hatte ja gedacht, dass wir in ein bezahlbares Restaurant gehen würden, weshalb ich es für unnötig befunden hatte, mich nochmal umzuziehen.
Grüße gehen an meine Faulheit raus, danke.
Gestern Abend waren wir in Miami angekommen, und es war nicht nur mein erster Flug, sondern auch das erste Mal, dass ich mich außerhalb von Massachusetts befand.
Wir hatten die Nacht in einem Hotel verbracht, da Ted noch auf Dienstreise gewesen war.
Heute Abend sollten wir uns kennenlernen und ich musste zugeben, dass ich schon etwas gespannt war, auf den Mann, der anscheinend das Herz meiner Mutter erobert hatte.Beim Mustern fiel mir auf, dass meine Mutter heute richtig schön aussah. Sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid und dazu roten Lippenstift. Ihre Haare hatte sie zu einem eleganten Knoten gebunden und im Gegensatz zu mir trug sie keine abgetragenen Sneaker, sondern Pumps.
Und ich hatte gedacht, sie hatte sich nur wegen diesem Ted so herausgeputzt."Können wir uns das hier überhaupt leisten?", fragte ich leise, damit die Frau am Nebentisch, mit dem teuer aussehendem Schmuck, nichts mitbekam.
"Mach dir darüber keine Sorgen."
"Ich meine, ich bin unser kleines aber feines Leben gewöhnt. Dein Freund muss nicht versuchen, mich mit einem teuren Restaurant zu beeindrucken, nur damit ich ihn mag.", erklärte ich.
Außerdem brachte es mir nichts, wenn wir deswegen die nächsten Wochen hungern mussten, denn beim Blick auf die Getränkekarte stellte ich fest, dass ich es gar nicht für möglich gehalten hatte, dass ein normales Wasser tatsächlich so viel ko-
"Chloe, Ted ist Stammkunde hier."
Warte... Wie bitte??
"St-Stammkunde?", stotterte ich.
Um hier Stammkunde sein zu können, musste man- wie man unschwer erkennen konnte- ziemlich viel Geld haben.
"Ted hat ziemlich viel Geld."
Überraschung!
"Was meinst du mit viel Geld?"
"Er ist einer der reichsten Männer Floridas, meine ich damit."
Oh mein Gott. Reich? Der Freund meiner Mutter war reich? Krass. Ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen sollte oder nicht. Schließlich hatte ich mein ganzes Leben unter einfachen Verhältnissen gelebt und war super damit zu rechtgekommen. Aufeinmal reich zu sein, fühlte sich irgendwie nicht richtig an.
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Between the Armstrong Brothers
Novela JuvenilEigentlich hatte Chloé den perfekten Plan; noch zwei Jahre Schule und dann ab aufs College, weg aus ihrer Kleinstadt. Doch dann kam alles anders. Jetzt hieß es zum neuen Freund ihrer Mutter ziehen, der zufällig einer der reichsten Männer Floridas w...