Kapitel 20.

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Sayurie

Grüne Augen starrten mir entgegen, als mein Körper krampfhaft in Schockstarre fiel.
Mein Atem beschleunigte sich und immer wieder wanderten meine Augen hilfesuchend in meiner Umgebung umher.
Die violette Uniform des Mädchens bedeckte ihren ganzen Körper so wie ihr Gesicht.
Nur ihre Augen die die Farbe von einem Tümpel hatten blickten mich an.
"Was dauert da so lange?"
Hörte ich wie jemand vom Inneren des Raumes rief.
Doch keine von uns konnte natürlich antworten.
In meinem Schock öffnete ich jedoch doch den Mund und wäre beinahe überrascht aufgesprungen, als daraus keine Stimme kam.
Die stille Schwester vor mir, schien zu wissen was ich war.
Ihre grünen Augen funkelten belustigt über meine Versuche zu sprechen.
Doch ich konnte nichts weiter als sie in Schock zu mustern.
Ein Mann kam in mein Blickfeld, in der Hand hielt er eine Pfeife.
"Kann ich etwas für sie tun Miss?"
Seine Frage ging an mich. Mein Mund bewegte sich wie bei einem Fisch an Land auf und zu.
In meinem Kopf schrie ich denn Mann an, er solle nicht so dumm herum stehen, sehe er nicht das junge Mädchen vor sich?
Sollte sie entkommen würde sie alle sterben!
Sie war eine schweigende Schwester wusste er das nicht?
Ich wollte ihm diese Dinge zurufen, nein ich wollte sie schreien.
Doch ich blieb still ,während ich mit Horror zusah, wie sich das verdeckte Mädchen zu dem Mann umdrehte.
Ihre Hände bewegten sich so wie die meinen, doch meine Gedanken waren zu vernebelt, als dass ich ein Wort ausmachen könnte.
Der Mann jedoch schien zu wissen was sie gesagt hatte, denn er nickte ihr zu und im nächsten Moment drückte sie sich an mir vorbei in den dunklen Gang.
Ihre Gestalt verschwand schnell in der Dunkelheit ,doch die Angst die sie in mir entfacht hatte blieb.
Ungläubig schaute ich zu dem Mann.
Dieser hatte eine entspannte Miene und schien nur darauf zu warten, dass ich die Tür hinter mir schloss und den modrigen Geruch hinter uns ließ.
Doch wie vom Blitz gerührt konnte ich mich nicht bewegen.
Die Schwester würde diesen Ort verraten.
Ich würde gefangen genommen werden und umgebracht.
Oder noch schlimmer ich müsste wieder zu ihnen.

Eine tiefes Seufzen war von dem Mann zu hören ,als er mit einem genervten Ausdruck auf dem Gesicht auf mich zulief und die Tür schloss.
Sanft nahm er mit seiner speckigen Hand die meine und führte mich in seine trockene Stube wo er mich auf einen Sessel schubste.
Der Raum in dem wir uns befanden war riesig und ich wettete, dass wir nicht die einzigen Personen darin waren.
Überall standen kleine Werkbänke und ließ das ganze wie eine Werkstatt aussehen.
"So was kann ich für sie tun Miss?"
Seine Stimme war sanft doch konnte ich den genervten Unterton in seiner Stimme hören.
[Das Mädchen sie müssen sie fassen!]
Ich hatte gesehen wie er sich mit der Schwester in Zeichensprache unterhalten hatte.
"Warum denn?"
Fragte er überrascht.
[Sie wird sie verraten! wir müssen sie zurückholen.]
Der Mann vor mir lachte.
"Sie ist genauso treu gegenüber den schweigenden Schwestern wie du ihnen meine Liebe."
Überraschung machte sich in mir breit und ich spürte wie sich meine Muskeln entspannten.
Ich hatte nicht gewusst, dass es mehr Leute wie mich gab.
Leute die nicht auf die Lügen der Schwestern reingefallen sind.
Ob es wohl noch mehr von uns gab?
Ob vielleicht alle so dachten es sich aber Niemand traute seine Stimme zu erheben?
War das nicht auch erst der Grund dafür uns die Zunge heraus zu schneiden?
Isolation ohne wirklich alleine zu sein.
Nicht jeder hatte so viel Glück wie ich gehabt, nicht jeder konnte von einem Sturmhund gerettet werden.

Ein lautes Schnippsen schreckte mich aus meinen Gedanken heraus.
Der Mann mit der Pfeife in der Hand musterte mich von hinter seinen Brillengläsern.
Auch ich ließ meinen Blick einmal über ihn fahren.
Er war sehr klein und auch sehr dick.
Sein Anzug versteckte diese Eigenschaften nicht.
Seine Haare waren sehr dicht dafür war sein restlicher Körper sehr haarig.
Ihm fehlte noch eine Mütze und dann würde er wie die Zwerge aus den Geschichten meiner Mutter aussehen.
Der Gedanke ließ mich schmunzeln.
Der Mann vor mir sah aber von der Situation weniger belustigt aus.
"Miss wenn ich sie nun ein weiteres Mal fragen dürfte, was kann ich für sie tun?"
Ich setzte mich etwas gerader hin ehe ich aus meiner Tasche die Bronzemünzen auf den Tisch legte.
[Sturmhund schickt mich.]
Die Augen des Mannes hellten sich auf und sein Gesicht so fand ich wurde weicher.
"Natürlich."
Er stand auf und lief auf eines der vielen Regale zu ,die so vollgestopft waren, dass sie von allen Seiten aus überquollen.
Er griff nach einer weißen Box und blies die dicke Staubschicht hinunter die sich darauf gebildet hatte.
Mit watschel Schritten kam er wieder auf mich zu und legte die Box auf den Tisch.
Er nahm die Bronzemünzen doch ließ die Hälfte darin.
Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen.
Er schien meinen Blick zu bemerken.
"Sag ihm ich brauch nicht mehr.
Er kann mir stattdessen wenn er das nächste Mal hier ist das Trinken spendieren."
Er lachte.
"Auch wenn das vermutlich nicht billiger ist."
Ich nickte und nahm das restliche Geld wieder an mich.
Die Box zog ich auf meinen Schoß.
Sie war überraschend schwer und ich fragte mich was darin war.
Der pummelige Mann beobachtete mich von hinter seinen Brillengläsern.
"Wie geht es ihm?"
Fragte er aufeinmal und ich blickte von der Box auf.
Schulterzuckend antwortete ich.
[Gut denke ich.]
Bei ihn konnte ich das nicht immer genau sagen.
Der Mann nickte.
"Sorg dafür, dass er nicht abgeknallt wird."
Dann lief er auf eine seiner Werkbänke zu und begann an etwas herum zu schrauben.
Ich verstand sofort, dass dies mein Zeichen zu verschwinden war.
Also klemmte ich mir die weiße Box unter den Arm und lief auf den dunklen Tunnel zu.
Das dumpfe Geräusch des Inhaltes ratterte gegen die Kiste.
Egal was dort drinnen war.
Es musst wichtig sein, so wichtig dass Sturmhund mich dafür geschickt hatte.
Das Gefühl etwas in der Hand zu halten was über unser Leben oder unseren Tod entscheiden konnte, verließ mich auf den ganzen Weg zurück nicht.

Shadows of Arwerina Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt