Chapter 11

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Zwei Tage später verfolgte ich mit einer weniger guten Vorahnung das Interview auf BBC, von dem Simon erzählt hatte. Nervös klammerte ich mich mit beiden Händen an meiner Wärmflasche fest, während meine Bauchschmerzen immer schlimmer wurden. Ich hatte mich heute den ganzen Tag bereits nicht sonderlich wohl gefühlt, jetzt allerdings war es besonders schlimm.

Als die Werbung endlich vorüber war und der Moderator irgendeiner Talkshow die ich nicht kannte wieder auf dem Bildschirm erschien, stieß ich einen Seufzer aus: Er kündigte die Band One Direction an, die er heute zu Besuch haben würde.

Wundervoll, dachte ich. Gleich wird ganz Großbrittannien denken, ich hätte mir das alles ausgedacht weil ich seine Aufmerksamkeit auf mich ziehen wollte.

Ich hatte mich heute noch nicht auf die Straße getraut, nachdem ich gestern von einigen Fans, die mich wohl erkannt hatten, bis aufs Übelste beschimpft worden war.

Ich konnte sehen, wie fünf Jungs das Studio betraten – Niall in ihrer Mitte.

Sie ließen sich auf dem Sofa gegenüber des Moderators nieder und lächelten diesen an. Es war der Anfang einer üblichen Talkshow: Er fragte sie, wie es ihnen ging. Sie antworteten, es ginge ihnen gut. Er fragte sie nach ihren Plänen für die nächsten Wochen. Sie antworteten, sie würden gerade ein neues Album aufnehmen. Er fragte sie nach ihren Freundinnen. Alle außer ein braun-blondhaariger Junge mit einem britischen Akzent antworteten, dass sie single wären.

Und schließlich war da die Frage, auf die ganz England vermutlich gewartet hatte: „Niall, in letzter Zeit gab es einige unschöne Gerüchte über dich und ein Mädchen namens Rosalyn Alvin.“

Niall nickte, und der Moderator fuhr fort.

„In den Medien kursiert das Gerücht, dass sie ein Kind von dir erwartet“, er warf einen flüchtigen Blick auf seine Karteikarte, auf deren Rückseite der Name und das Logo der Talkshow abgebildet waren. „Was sagst du du dazu?“

Plötzlich sah Niall gar nicht mehr eingeschüchtert aus und lachte den Moderator an. „Völliger Unsinn.“

Er stritt es tatsächlich ab. Er tat das wirklich.

„Du behauptest also, dass sie lügt?“

Niall nickte. „Ich habe keine Ahnung, wer sie überhaupt ist.“

Ich spürte, wie sich maßlose Entrüstung in mir breit machte und mir wieder Tränen in die Augen stiegen. Mein öffentliches Image war nach diesem Interview wohl endgültig ruiniert.

Bedeutete es ihm wirklich gar nichts, sich einer Person voll und ganz hinzugeben? Bedeutete es ihm wirklich nichts, Vater eines ungeborenen Kindes zu sein?

„Und wie erklärst du dir dann die Bilder, die an dem besagten Abend vor etwa zwei Monaten entstanden sind?“, in diesem Augenblick wurden einige Bilder von dem Abend eingeblendet, auf denen wir uns in dem Club miteinander unterhielten.

Niall schien in Erklärungsnot zu geraten, versuchte allerdings, sich nichts anmerken zu lassen. Er zuckte beide Schultern. „Es kann schon sein, dass wir uns unterhalten haben. Aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass ich mich an jedes Mädchen erinnern muss, mit dem ich mich zwei Minuten lang unterhalten habe. Es wäre doch wirklich schlimm, wenn jedes Mädchen mit dem ich ein Gespräch geführt habe, sofort ein Kind von mir erwarten würde.“

„Außerdem war Niall an diesem Abend nach dem Clubbesuch bei mir“, ergriff ein Junge mit goldbraunen Haaren das Wort und legte einen Arm um seinen Freund.

Sie logen wie gedruckt. Ich konnte mich immerhin noch ziemlich lebhaft daran erinnern, dass ich neben Niall aufgewacht war – und dass wir uns darauf geeinigt hatten, die ganze Sache zu vergessen. Da hatte uns meine Schwangerschaft allerdings einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht.

Sharing the secret (Niall Horan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt